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0394 - Der knöcherne Tod

0394 - Der knöcherne Tod

Titel: 0394 - Der knöcherne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schränkte Gryf ein. »Ich möchte doch zu gern wissen, wie das gemacht wird. Das Gehirn eines Menschen dermaßen abschalten, daß es überhaupt nichts mehr aussendet…«
    »Zombies«, warf Nicole ein. »Die denken auch nicht…«
    »Meistens. Es gibt Ausnahmen. Aber der hier ist doch kein Zombie, weil er zwischenzeitlich völlig normal denkt. Nur wenn er seine aggressive Phase bekommt, schaltet er einfach seinen Denkkasten ab…«
    DeNoe schmunzelte. »Das ist symptomatisch für alle Menschen«, behauptete er. »Sobald sie aggressiv werden und um sich schlagen, ist der Denkkasten außer Betrieb. Gewalt ist bekanntlich hirnlos.«
    »Ein wahres Wort«, murmelte Nicole. »Bloß bringt es uns nicht weiter. Was machen wir jetzt?«
    »Erst einmal«, sagte Zamorra, »werde ich mein Eigentum wieder an mich nehmen. Später werden wir klären können, ob er das Amulett sozusagen ›rechtmäßig‹ erworben hat, von einem Hehler gekauft oder geschenkt bekommen, oder ob er auf andere Weise an das gute Stück gelangt ist. Dann wird sich entscheiden, ob ich die moralische Pflicht habe, ihm eine Entschädigung zu geben. Die juristische Pflicht habe ich mit Sicherheit nicht.«
    »Vielleicht ist es doch eines der sechs anderen Amulette«, gab Gryf zu bedenken. »Was dann?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das würde ich wissen«, sagte er. »Du kannst es dir vielleicht nicht vorstellen und gehst davon aus, daß diese Amulette sich äußerlich nicht voneinander unterscheiden. Aber selbst jetzt, da es nicht aktiviert ist, kann ich recht deutlich erkennen, daß es mein Amulett ist und nicht irgend ein anderes. Ich bin absolut sicher.«
    »Hm…«
    Zamorra nahm Battista Merlins Stern ab und hängte ihn sich selbst um. Seine Finger strichen über die silbrige Scheibe mit den erhaben gearbeiteten Hieroglyphen. Sie ließen sich im Gegensatz zu sonst nicht um Millimeter verschieben, was bestimmte magische Aktionen auslöste. Das bewies einmal mehr, daß das Amulett »abgeschaltet« war. Zamorra sandte gedankliche Befehle aus, aber so einfach kam er nicht davon. Er würde in den sauren Apfel beißen und die umständliche Prozedur der Erweckung durchführen müssen, die er so haßte, weil sie unglaublich zeit- und kraftaufwendig war…
    Bis dahin war Merlins Stern nicht mehr als ein »normales« auffälliges Schmuckstück.
    »Es gibt mir ein wenig zu denken, daß unser Freund so aggressiv reagiert«, sagte Zamorra. »Rekapitulieren wir - im Lokal hat er sich auffällig benommen. Nicht nur heute, wo er dieses Schmuckstück«, er klopfte gegen das Amulett, »provozierend zeigte, sondern auch, als Rogier ihn erstmals damit sah. Er wollte Aufmerksamkeit erregen. Dann kommen wir in das Lokal, er sieht uns, beziehungsweise er sieht mich. Er kann nicht wissen, wer ich bin und aus welchem Grund ich aufgetaucht bin - er hat mich nie im Leben gesehen. Und in seiner Denk-Phase kennt er mich ebenfalls nicht. Trotzdem greift er sofort an, schleudert sein Schnapsglas nach mir und will fliehen. Hier prügelt er abermals los… diese gezielte Aggressivität, die auf Befehl in ihm erwacht, muß doch gesteuert sein. Aber wie? Und wer hat ihm das Amulett gegeben?«
    »Ein Ewiger«, sagte Gryf. »Oder einer dieser geheimnisvollen Männer in Schwarz - was auf dasselbe herauskommen dürfte.«
    »Wir können ihn nicht in diesem Zustand lassen«, sagte Nicole. »Er wird irgendwie ferngesteuert, und aus diesem Zwang müssen wir ihn befreien. Sonst findet er nie wieder Ruhe, ob er das Amulett nun noch hat oder nicht. Unter Umständen wird er sogar alles daran setzen, es zurückzustehlen.«
    Davon war Zamorra zwar nicht überzeugt, sagte aber nichts dazu. Er durchsuchte die Taschen Battistas und fand dessen Ausweis. Darin war auch Battistas Wohnung angegeben. »Via dei Cimatori«, las Zamorra. »Friedhofstraße. Wirklich sehr sinnig.«
    »Und wo ist das?« fragte Gryf. »Rogier, hast du nicht so einen schlauen Stadtplan? Hoffentlich ist die Straße überhaupt verzeichnet. Friedhöfe liegen meist weit draußen.«
    »Die Via dei Cimatori ist gar nicht weit von hier entfernt«, sagte Zamorra. »Mitten in der Altstadt, zwischen Badia Fiorentina und Orsanmichele. Wenn wir über die Ponte Vecchio gehen, brauchen wir uns nur kurz vor dem Platz der Republik rechts zu halten und sind automatisch da.«
    »Du scheinst dich ja ziemlich gut hier auszukennen«, sagte Gryf erstaunt.
    »Ach, Nicole und ich waren irgendwann schon einmal hier, und manches bleibt haften. Vor allem

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