0395 - Menschenschmuggel in Manhattan
Meldung der beiden Kollegen, die Ed Logan und Cass Adams, die beiden Killer, beschatten sollten, besagte, dass die beiden sich in ihr Hotel begeben hatten und sich im Moment nicht rührten.
Dann kam die Meldung über den Toten im versenkten Panzerwagen. Der Mann war circa 40 Jahre alt, hatte seine Haare dunkel gefärbt, er trug teure Kleider und hatte sorgfältig manikürte Fingernägel. Der Schuss, der ihn getötet hatte, war aus allernächster Nähe abgegeben worden, und zwar aus einer 38er Automatic.
Wir standen auf, holten den inzwischen unterschriebenen Haussuchungsbefehl für Glen Snyder und brausten los.
»Ich verstehe nicht, wieso die Leute das machen«, knurrte Phil im Auto.
»Was?«
»Leute aus Puerto Rico reinschmuggeln.«
»Wir haben es hier mit kaltblütigen Menschenhändlern zu tun!«, sagte ich grimmig, »eine Neuauflage moderner Sklaverei. Gangster besorgen ihnen die gefälschten Papiere und erpressen die armen Leute dann, die nichts anderes wollen, als an der Zivilisation teilzuhaben.«
»Und die Leute laufen nicht zur Polizei, weil sie fürchten, dann ins Gefängnis zu kommen und anschließend ausgewiesen zu werden«, fügte Phil hinzu.
»Und Chico Comala wollte nicht zahlen«, sagte ich.
»Vermutlich war er mutiger als die anderen. Er hat sich widersetzt, man hat ihm gedroht, er widersetzte sich immer noch. Dafür spricht, dass er seine Mörder bereits erwartete und kannte.«
»Ich verstehe nicht, wieso die Gangster das Risiko eingingen, den Mann zu ermorden. Es hätte doch für ihre schäbigen Zwecke genügt, ihm einen Denkzettel zu verpassen.«
»Vielleicht wollten sie ein Exempel statuieren«, vermutete ich. »Und sie sind so abgeschirmt, dass sie sich sicher glaubten.«
»Diesen Glauben haben wir ihnen in der Zwischenzeit genommen«, erwiderte Phil, »und wir werden ihnen noch mehr nehmen: ihre Gefährlichkeit.«
»Hoffen wir es«, sagte ich.
Dann hielt ich vor Snyders Haus, das eingeklemmt zwischen zwei Hochhäusern stand.
An der gläsernen Eingangstür fanden wir ein Schild: Glen Snyder, zust. Ber. f. Einwanderer.
»Zuständiger Berater soll das wohl heißen«, sagte Phil. »Hübscher Titel, klingt tatsächlich amtsmäßig. Gehen wir mal rein.«
Wir stießen die Tür auf und liefen über die Treppe in den ersten Stock. Zwischen einer Privatwohnung und einer Zahnarztpraxis fanden wir die Tür von Glen Snyder. Hier sah das Schild noch pompöser aus: Glen Snyder, zuständiger Berater in allen Einwanderungsfragen, und dazu eine Art offizieller Stempel, der in das helle Metall des Schildes gestanzt war. Ich sah mir das Ding genau an, es trug die Buchstaben GSBE, dazu einen stilisierten Lorbeerkranz und die amerikanische Flagge.
»Der Bursche hat nicht viel Fantasie«, grinste ich Phil zu.
Er nickte. Die Buchstaben standen für Namen und Titel.
Das Stempelemblem gab es in jeder Schilderwerkstatt zu kaufen.
Wir läuteten an der kleinen Metallglocke.
Niemand öffnete uns.
Wir probierten es noch einmal, aber nichts rührte sich.
»Suchen wir mal den Hausmeister«, schlug Phil vor. Wir stiegen die Treppe wieder hinunter und klopften an die Tür mit der Aufschrift Verwaltung.
Ein runder Mann kam heraus.
»Was ‘n los, zum Teufel?«, knurrte er.
Wir zeigten ihm unsere Ausweise und den Haussuchungsbefehl.
»Haussuchungsbefehl?«, stotterte er. »Hat er was angestellt? Hab mich schon gewundert, weil er heute den ganzen Tag nicht aufgekreuzt ist.«
»Hat er oft Besuch?«, fragte ich, als wir vor der Wohnungstür standen.
»Eigentlich nicht, Sir.«
»Auch keine Puerto Ricaner?«
»Puerto Ricaner, Sir?«
»Ja, kamen manchmal welche?«
»Nein, ich habe keine gesehen.«
Als er aus einem Schlüsselbund den passenden Schlüssel gefunden hatte, machte er sieh am Schloss zu schaffen.
»Was für einen Wagen fährt Mister Snyder?«, fragte Phil.
»Einen gelben Pontiac, Sir.«
Er hatte den richtigen Schlüssel gefunden und schloss auf.
»Brauchen Sie mich noch, Sir?«, fragte er.
»Ja. Es dauerte nicht lange, die Haussuchung ist schnell gemacht.«
Wir betraten die Wohnung und kamen in einen schmalen Flur, in dem ein kleines Telefontischchen stand, dahinter lag ein großer, heller Raum, der eine Mischung zwischen Arbeits- und Wohnraum darstellte.
Ein anderes Zimmer diente als kombiniertes Wohnschlafzimmer.
Hinter mir rief Phil: »He, Jerry, komm mal her!«
Ich lief in die kleine Küche, in der Phil auf einen leeren Karteikasten deutete, der über dem Kohleherd stand.
Ich
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