0397 - Der Fluch des Inka
es sie ebenfalls erwischte und sie ins Nichts gerissen oder restlos aufgelöst wurde…
Sie versuchte, sich ihre innere Aufruhr nicht anmerken zu lassen, als sie O’Sullivan an den Schultern faßte und ihn durchrüttelte. »O’Sullivan, dieses goldene Amulett, das bei dem auf dem Bauch liegend bestatteten Priester gefunden wurde! Erinnern Sie sich daran?«
Er versuchte Nicoles Hände abzuschütteln, aber sie ließ ihn nicht los.
Sie wollte Antwort von ihm, wollte ihre Frage nicht jedem einzelnen stellen müssen, um hinterher doch nichts zu erfahren.
Er sah sie an wie ein Gespenst. – Sie schüttelte ihn weiter. »Erinnern Sie sich an die Scheibe? Dieses große kreisrunde Ding, wie ein Brustschild…«
»Ja, natürlich! Aber was soll das jetzt? Wir müssen hier weg, Mademoiselle! Moana hat recht, je länger wir hier bleiben, desto größer wird die Gefahr für uns alle…«
Sie waren alle betriebsblind geworden! Sie unterlagen alle dem Irrglauben, sich noch in Sicherheit bringen zu können. Nicole konnte es O’Sullivan nicht einmal verdenken, daß auch er verschwinden wollte.
»Wer hat dieses Amulett berührt, O’Sullivan? Wer? Ich muß es wissen. Erinnern Sie sich. Es ist wichtig!«
»Aber ich verstehe das nicht…«
Sie ließ ihn los und riß beide Hände hoch. »Himmel, neun Leute sind inzwischen spurlos ins Nichts verschwunden, und von diesen neun Leuten haben wenigstens vier, bestimmt aber fünf bis sechs dieses Amulett in der Hand gehalten!« Und ich ebenfalls, wollte sie noch hinzufügen, ließ es dann aber, weil sie sah, wie O’Sullivan noch blasser wurde.
»Wollen Sie damit behaupten…?«
»…daß dieses Amulett für das Verschwinden der Leute verantwortlich sein könnte! Also, wer hat es berührt?«
»Alvarez hat es gefunden und Tendyke gezeigt. Dann kamen der Professor und Doktor Suarez dazu…«
»Wer noch? Pedro und Guillaume?«
»Ich glaube, schon…«
»Dann muß meine Vermutung stimmen, O’Sullivan«, behauptete Nicole, der es immer heißer wurde. Wann kam der Moment, in welchem auch sie sich vor den Augen der anderen auflöste, nachdem sie durchsichtig werdend zu schrumpfen begonnen hatte?
O’Sullivan stieß einen lauten Ruf aus. »Alle mal herhören, schnell! Hat einer von euch noch diesen goldenen Brustschild angefaßt, den wir bei dem Priester gefunden haben? Hat einer von euch dieses Ding berührt?«
»Warum?« fragte Jorgensen. Er kam langsam heran.
»Weil Mademoiselle Duval behauptet, dieser Brustschild sei für das Verschwinden verantwortlich!«
»Wahrscheinlich löst die Berührung etwas aus, das dafür sorgt, daß die entsprechenden Personen irgend wohin gerissen werden«, ergänzte Nicole hastig. »Vielleicht bekommt jeder, der es anfaßt, eine Art Markierungszeichen aufgeprägt oder etwas eingepflanzt wie Gift nach einem Nadelstich…«
»Das ist Unsinn!« rief die Studentin, die gerade in den Wagen hatte steigen wollen, als O’Sullivan sie mit seinem Ausruf stoppte. »Daran glaube ich nicht! Das wäre ja Hokuspokus! Zauberei gibt’s aber nicht…«
»Wie du meinst, Mo«, sagte Jorgensen ruhig, kahlköpfig wie die Studentin und schon immer gelassen gewesen, selbst in den aufregendsten Situationen. Es gab anscheinend nichts, was diesen Mann wirklich aus der Ruhe bringen konnte. »Aber dann haben Sie sicher eine wissenschaftliche, logische Erklärung für das Verschwinden…«
»Habe ich nicht, und ich will sie auch nicht wissen! Ich fahre los!«
Sie stieg endgültig ein.
»Warte«, rief Trevor. »Ich komme mit.«
O’Sullivan war nachdenklich geworden. Jorgensen machte keine Anstalten, das Camp ebenfalls zu verlassen.
»Wenn das Amulett verantwortlich ist«, sagte er ruhig, »dann sind auch Sie bald mit dem Verschwinden dran, Nicole, oder?« fragte er.
Nicole nickte.
Der Archäologe nestelte an einem Lederbeutel, der an seinem Gürtel hing, und zog eine Stummelpfeife hervor. Er begann sie mit Tabak zu stopfen, den er ebenfalls lose aus dem Beutel holte, und setzte sie dann in Brand. Er sog ein paar mal daran, ehe er fortfuhr.
»Daran läßt sich dann wohl nichts mehr ändern, Nicole. Aber man könnte verhindern, daß noch mehr Menschen dieser Amulett-Falle zum Opfer fallen. Die Scheibe muß vernichtet werden, ganz gleich wie wertvoll sie ist.«
»Das ist es!« stieß auch O’Sullivan hervor. »Zerstören wir die Scheibe, Sofort!« Er wollte zu der Lagerbaracke laufen.
»Stop!« sagte Jorgensen scharf.
Irritiert blieb O’Sullivan stehen. »Was
Weitere Kostenlose Bücher