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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Selva-Wälder.
    Diese steinerne Stadt aber, in die er unversehens geraten war, lag im Gebirge.
    Und sie lag ziemlich hoch. Er spürte es am Druckunterschied. Die Luft war hier merklich dünner als unten im Amazonas-Regenwald. Sie roch auch trockener, und es war kalt.
    Er hatte eine Ortsversetzung erlebt. Im Camp der Wissenschaftler war er verschwunden und in dieser steinernen Gebirgsstadt wieder aufgetaucht.
    Sie erinnerte ihn an die Ausgrabungsorte in den Bergen Perus, an die Städte, von denen Macchu Picchu die bekannteste war, aber von der hatte er eine andere Vorstellung, wenn er sich an die Bilder erinnerte, die er gesehen hatte. Das hier mußte eine andere Stadt sein.
    Aber welche?
    Und vor allem – in welcher Zeit?
    Hier hatte es niemals Ausgrabungen gegeben, niemals Forscher, die versucht hatten, Fundstücke zu bergen, auch keine Grabräuber, die plünderten, um die wertvollsten Artefakte zu Geld zu machen. Nirgends lag eine leere Cola-Dose herum. Nirgends ein Fetzen Papier.
    Aber es konnte in der Gegenwart keine Stadt in den Bergen geben, die noch nicht entdeckt worden war. Im Zeitalter der Luftaufnahmen und Satellitenfotos wäre eine Stadt in dieser Lage, wie Zamorra sie erlebte, längst entdeckt worden. Das war etwas anderes als jener Zufallstreffer im Amazonas-Becken, wo es eines Absturzes bedurft hatte, um die Festung von den Überlebenden entdecken zu lassen.
    Hier gab es keine Baumwipfel, die die Stadt überwucherten.
    Und… die Stadt war bewohnt.
    Das besagte der Lichtschein in einigen Fenstern, das besagte auch das Treiben auf der Festungsmauer. Hier lebten Menschen.
    Auch wenn die Straße und die Treppen wie leergefegt waren. Dafür war es immerhin schon spät abends. Es mußte nahe Mitternacht sein.
    Zamorra warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Die zeigte 23 Uhr und ein paar Minuten an. Zamorra verdrängte die Information wieder, kaum daß er sie aufgenommen hatte. Es gab Wichtigeres.
    Eine räumliche und zeitliche Versetzung hatte stattgefunden! Wie weit er in die Vergangenheit gerissen worden war, konnte ihm seine Uhr nicht verraten. Auch eine Standortbestimmung war ihm unmöglich. Dafür kannte er den Sternenhimmel nicht gut genug, umeine Position fixieren zu können wie ein Seemann auf dem offenen Ozean.
    Er stand immer noch an der gleichen Stelle, an der er hier angekommen war. Lediglich einmal umgewandt hatte er sich, dabei aber den Platz seiner Ankunft nicht mit einem Schritt verlassen. Das war wichtig. Eine der ersten Überlebensregeln überhaupt: den Platz fixieren, kenntlich machen, um ihn jederzeit wiederfinden zu können, wenn es um die Rückkehr ging.
    Er glaubte zwar nicht so recht an ein Weltentor, weil er davon aus Erfahrung andere Vorstellungen hatte, aber möglich war eine räumliche Bindung auch bei einem personalen Transport.
    Er bückte sich und betastete die Struktur des Bodens. Fester Lehm, Steine… ohne Werkzeug ließ sich da kaum eine Markierung anbringen.
    Außer seinem Amulett und einem Feuerzeug besaß er praktisch nichts.
    Der Übergang hatte ihn erwischt, ehe er sich darauf vorbereiten konnte.
    Immerhin stimme seine Annahme anscheinend, daß ein Verschwinden ursächlichen Zusammenhang mit dem Berühren des goldenen Brustschildes besaß. Er hoffte, daß Nicole noch genug mitbekommen hatte, um zu verstehen, worum es ging.
    Aber dann würde es auch sie bald erwischen! Er mußte damit rechnen, daß sie in Kürze ebenfalls hier auftauchte. Hoffentlich zog sie die richtigen Schlüsse und bereitete sich auf den Übergang vor!
    Zamorra seufzte. Er erhob sich wieder und prägte sich die Stelle genau ein, an der er erschienen war. Wenn er sie schon nicht markieren konnte, mußte er sich merken, wo es war, möglichst auf den Zentimeter genau.
    Als er sicher war, daß er den Platz wiederfinden würde, bewegte er sich von der Mitte der Straße fort.
    Wieder sah er sich um.
    Diese Steinstadt am Berghang, in beträchtlicher Höhe gelegen, schien nicht besonders groß zu sein. Vergeblich suchte er an der Straße nach Hinweisen auf eine Gaststätte oder Herberge. Gab es so etwas hier nicht?
    Er wußte nicht, in welche Kultur er mit der Raum-Zeit-Versetzung geraten war. Ins Reich der Inka, dessen Blüte nach 1200 nach Chr. begann, um im Jahr 1532 von Pizarro und seinen nicht einmal 170 Soldaten vollkommen zerschlagen worden war? Oder war das hier eine noch frühere Epoche? Das Imperium von Huari, dessen Zentrum bei Syacucho gelegen hatte, oder die Tiahuanaco-Kultur der

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