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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ließ.
    Demnach schien es kein chronologisches System zu geben. Somit konnte es sie im überraschendsten Moment treffen. Es konnten Stunden oder Tage vergehen, oder nur noch ein paar Sekunden.
    »Sie glauben wirklich, daß es eine Möglichkeit für die Verschwundenen gibt, zurückzukehren?« fragte Jorgensen.
    Nicole nickt. »Ich bin sicher. Alles deutet darauf hin.«
    »Woran erkennen Sie das?«
    »Erfahrungswerte.« Wieder wich sie aus. Sie ließ sich in einen der Campingsessel sinken.
    Sie fragte sich, ob es ihr möglich sein würde, das Modell-Amulett zu beeinflussen. Sie war in der Lage, den Dhyarra-Kristall zu bedienen. Das brachte ihr zwar erhebliche Kopfschmerzen ein, aber immerhin war es vielleicht einen Versuch wert. Vielleicht gelang es ihr, es unschädlich zu machen, ohne es zu zerstören, seine negativen Eigenschaften zu blockieren…
    Aber nicht hier, und nicht jetzt.
    Ein Gedanke durchzuckte sie. Vielleicht sollte sie es an sich nehmen.
    Wenn sie verschwand, verschwand die goldene Scheibe dann mit ihr und konnte in dieser Welt keinen Schaden mehr anrichten. Und dort, wohin sie entführt wurde, ließ sich dann der Prozeß unter Umständen umkehren.
    Sie nickte. Das war es!
    Sie ging zur Baracke hinüber. Sie brauchte kein Licht zu machen. Sie wußte auch so, wo die Scheibe lag. Sie nahm sie an sich und trat wieder in die Nacht hinaus.
    »Was haben Sie vor?« fragte Jorgensen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Diese Scheibe ist drüben in der Ruine gefunden worden?«
    »Ja. Unter der Lederhülle, in der den Bemalungen und Verzierungen nach ein Priester eingenäht wurde…«
    »Der auf dem Bauch liegend bestattet wurde, wie Zamorra sagte«, schloß Nicole. Sie atmete hörbar durch. »Das muß doch einen Grund haben. Diese ungewöhnliche Art der Bestattung gibt mir zu denken. Vielleicht ist da ein Teil der Lösung zu suchen.«
    »Meinen Sie wirklich? Okay, die Bauchlage ist sehr ungewöhnlich. Die Inka bestatteten nach den Himmelsrichtungen orientiert, meist auf dem Rücken mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung, manchmal, wenn das aus irgend welchen Gründen nicht ging, in Seitenlage mit dem Gesicht in die gewünschte Richtung. Der wichtigste Tote zeigt meist mit dem Kopf nach Norden, sein Gefolge ist um ihn herum gruppiert. Aber daß ein Toter in der Bauchlage bestattet wurde, ist mir nicht bekannt.«
    »Sehen Sie? Das könnte ein Teil des Schlüssels sein.«
    »Wenn es sich bei den Toten um Inka handelte…«
    »Unterscheiden die sich in ihren Bestattungsriten so eminent von ihren Vorläufern?«
    »Nicht direkt. Wir haben keine konkreten Anhaltspunkte. Aber es ist anzunehmen, daß sie, was die Zeremonien angeht, einen Höhepunkt der Kunst erreichten…«
    »Ja, Kunst kann man das auch nennen«, erwiderte Nicole sarkastisch, »wenn ein Herrscher stirbt und sein gesamtes Gefolge massakriert wird, damit er sich auch im Jenseits vorn und hinten bedienen lassen kann. Nein, in der Epoche möchte ich wahrhaftig nicht leben. Dem einfachen Volk geht’s dreckig, und wer die Chance hat, aufzusteigen und in den Hofstaat zu gelangen, muß ständig bangen, daß sein Herrscher stirbt, weil es ihm dann ebenfalls an den Kragen geht… nein, danke!«
    »Es war eine andere Zeit und ein andere Religion«, wandte Jorgensen ein. »Gerade Sie müßten das doch erkennen. Sie sind doch weit genug in der Welt herumgekommen und hatten Kontakt mit unzähligen Völkern und ihren Riten. Wer es nicht anders kennt, der nimmt es eben als unabwendbar hin.«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen, daß die Menschen damals weniger am Leben gehangen haben und weniger Angst vor dem Sterben hatten als wir heute«, erwiderte Nicole. Sie wog den goldenen Brustschild in der Hand. Sie hielt ihn schräg gegen den Feuerschein, versuchte wieder die Blaue Stadt zu sehen. Sie erkannte für einen Moment die kunstvollen Modellbauten.
    Jorgensen trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Sie schwenken ziemlich leichtfertig mit dem Ding herum, Nicole«, sagte er. »Passen Sie auf, daß Sie mich nicht versehentlich damit berühren.«
    »Verzeihung.« Nicole trat zur anderen Seite.
    »Sagen Sie mal, Jorgensen… dieser Inka-Priester hat die ganzen Jahrhunderte über mit dem Bauch auf diesem vertrackten Ding gelegen?«
    »Das ist anzunehmen«, erwiderte der Archäologe. »Ich glaube nicht, daß kurz vor unserem Erscheinen jemand kam und es so sorgfältig unter ihm verbuddelte, daß nicht einmal wir diese Grabung feststellten. Ja, zum Teufel…«
    »Klick«,

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