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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und zu ungeklärt würde für sie sein Erscheinen hier sein. Hinzu kam, daß es mit Sicherheit keine Möglichkeit gab, sich miteinander zu verständigen. Tendyke lauschte den schnellen Wortwechseln der Krieger, verstand aber nichts. Das war nur natürlich. Selbst das moderne quechua, die Eingeborenensprache, verstand er nicht und unterhielt sich dann mit den Indios lieber auf spanisch, mit dem er und sie besser zurechtkamen. Wie sollte er dann dieses uralte Idiom begreifen? Und daß die hier lebenden Indios spanisch verstanden, war mehr als nur zweifelhaft.
    Nichts deutete darauf hin, daß sie bereits Kontakt mit den hellhäutigen Eroberern gehabt hatten. Wahrscheinlich dachte drüben in der Alten Welt zu dieser Zeit noch nicht einmal jemand daran, daß es jenseits des großen Wassers noch Land geben könnte.
    Tendyke sah, daß Zamorra etwas mit dem Amulett anstellte. Er lächelte.
    Zamorra versuchte jetzt irgend etwas. Vielleicht, den Rückweg zu finden? Nun, wenn er das schaffte, würde er nicht ohne Tendyke wieder umkehren. Zudem galt es, die anderen Verschwundenen zu finden.
    Die mußten doch auch irgendwo stecken. In Zweifelsfällen in irgendwelchen Kerkern, wo sie darauf warteten, dem Sonnengott Inti geopfert zu werden.
    Tendyke überlegte, wie er am einfachsten unbemerkt in die Stadt hinab kam, um sich dort mit Zamorra zu treffen. Mindestens ebenso wichtig war aber, anschließend auch wieder zurück in die Festung zu gelangen.
    Die Mauer war etwa fünf Meter hoch. In der Gegenwart war sie an den meisten Stellen mit drei Metern wesentlich niedriger, aber das half Tendyke nicht weiter. Er mußte damit zurecht kommen, wie sie jetzt aussah.
    Das Tor würde er jedenfalls nicht benutzen können. Denn das war bewacht.
    Und er wollte sich nicht mit den Indios herumschlagen, wenn es sich eben vermeiden ließ. Er durfte nie vergessen, daß alles, was er hier in der Vergangenheit tat, unter Umständen Auswirkungen auf die Gegenwart mit sich ziehen konnte. Wenn er hier einen Indio verletzte oder gar tötete, konnte er eine ganze Familienlinie mit auslöschen.
    Plötzlich ertönte nur wenige Dutzend Meter entfernt ein lauter Schrei.
    Die Wächter auf dem Wehrgang schreckten zusammen. Tendyke sah, wie sie nach unten in die Stadt sahen. Einer zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Mann im weißen Anzug.
    Der Schrei war laut genug gewesen.
    Die Festung erwachte mit einem Schlag zum Leben!
    Teufel auch, dachte Tendyke. Jetzt wird’s heiß…
    Dabei ahnte er nicht, wie heiß es noch werden sollte!
    ***
    Das Amulett erweckte den Eindruck, etwas träge zu arbeiten, aber das war normal. Es war nicht einfach, einen Rückblick in die Vergangenheit zu bewirken. Alle Konzentration wurde dafür benötigt. Die allmähliche Entwicklung eines eigenen Pseudo-Bewußtseins änderte nichts an der sonstigen Funktionsfähigkeit der silbernen, handtellergroßen Scheibe mit den komplizierten Verzierungen, die alle eine bestimmte Bedeutung hatten. Es war fast, als sei die Bewußtseins-Entwicklung, diese künstliche Aufstockung, ein völlig abgekoppelter Vorgang, der nichts mit dem Amulett gemein hatte als den Trägerkörper.
    Schließlich veränderte sich die Oberfläche der Scheibe. Der Druidenfuß in der Mitte verblaßte und machte einer fluoreszierenden Fläche Platz, die wie ein winziger Fernsehschirm wirkte. Bilder entstanden. Sie zeigten jetzt die leere Fläche der Straße dort, wo Zamorra erschienen war.
    Die Rückblende lief. Zamorra war gespannt, ob sein Versuch Erfolg haben würde. Er ließ die Bildwiedergabe langsam zurücklaufen – in »Echtheit«. Das bedeutete, daß der rückwärtige Ablauf ebensoviel Zeit in Anspruch nahm wie der normale, daß also für eine Minute vergangener Wirklichkeit ebensoviel Zeit gebraucht wurde, diese »Strecke« wieder zurückzugehen. Zamorra hätte diesen Vorgang beschleunigen können, aber er wollte sich kein Detail entgehen lassen. Nur verlangsamen konnte er die Bilder nicht, allenfalls einen totalen Stillstand, ein »Standbild«, bewirken.
    Die Zeit verstrich.
    Der Parapsychologe zeigte keine Ungeduld. Er war in seine Beobachtung vertieft. Das langsame »Zurückgehen« ermöglichte ihm, sich seinen Ankunftsort weiter einzuprägen. Er würde die Stelle jetzt im Schlaf wiederfinden, allein an der Farbe der Steine im Lehmboden der Straße. Daß es Nacht war, spielte dabei keine Rolle. Zamorra war in der Lage, die Farbveränderungen zu berechnen.
    Dann endlich sah er sich langsam rückwärts ins Bild

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