0397 - Ein Duft von Tod und Grauen
gefährlich. Es hat mich überfallen, mich zerstört. Mein Gesicht – es… es brennt so …«
Die Erinnerung an das Vergangene wühlte das Mädchen auf. Es stöhnte und ächzte. Wir schauten auf Danas Lippen und sahen dort die Speichelbläschen zerplatzen.
»Sie sahen es nur im Schlaf, nicht wahr?«
»Zuerst!« hauchte Dana. »Zuerst ja. Dann aber auch, als ich auf dem Bett lag. Ich nahm die Flasche.«
»Das Parfüm?« vergewisserte ich mich. »So ist es. Vom Nachttisch habe ich die Flasche genommen und zog den Stöpsel ab.«
»Und dann?«
»Der Geruch drang aus der Flasche. Es brodelte. Ich sah den schwarzen Rauch. Er wurde zu einer Wand, und aus ihr kam die Gestalt. Der Henker und die Sensen, sie waren auf einmal da und näherten sich mir. Ich habe gedacht, daß mich die Klingen vernichten würden, aber es war das Parfüm.«
»Welches?«
»Das aus der Henkerflasche. Er goß es mir ins Gesicht. Es war grauenhaft…«
Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Ich spürte den Druck in meinem Magen und merkte auch das kalte Gefühl, das sich in meinem Nacken ausbreitete.
Die Aussagen des Mannequins waren verdammt hart. Sie bedeuteten nichts anderes, als daß es einer Traumgestalt gelungen war, sich aus den Vorstellungen eines Schlafenden zu lösen und in die Realität zurückzukehren.
Dieses Monstrum griff tief in die Psyche ein, und wir wußten nicht einmal, um was es sich dabei für einen Dämon handelte oder ob es nur der Helfer eines Dämons gewesen war.
Ich schaute Sheila an, die in den letzten Minuten nichts gesagt hatte und nur steif auf dem Stuhl saß. Eine Lösung wußte auch sie nicht, ihr Blick flackerte und zeigte eine gewisse Hilflosigkeit.
Ich wollte mich schon erheben, als Dana Forrester von sich aus weitersprach. »Wissen Sie, wovor ich Angst habe?«
»Nein.«
»Vor dem Einschlafen. Ich möchte nicht einschlafen. Ich habe Furcht, daß die Gestalten zurückkehren und mir mein Leben nehmen. Sie haben mich allein ausgesucht. Sie sind auf mich fixiert. Das Grauen schlägt zu. Ich spüre es genau.«
»Vielleicht gelingt es uns, dieses Spukbild abzuwenden.«
»Ihnen? Wie denn?«
»Das müssen wir noch sehen, aber wir glauben Ihnen, Dana. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Danke.«
Sheila und ich erhoben uns gemeinsam. Auf leisen Sohlen schritten wir zur Tür, öffneten sie und schauten die Krankenschwester an, die in der Nähe gewartet hatte.
»Alles klar?« fragte sie.
»Im Prinzip schon«, gab ich zurück. »Nur möchte ich Sie bitten, uns sofort zu verständigen, falls irgend etwas mit der Patientin geschieht. Einverstanden?«
»Ja.«
Ich gab ihr meine Karte. »Wenn Sie anrufen und ich nicht anwesend sein sollte, wird man mir auf jeden Fall so rasch wie möglich Bescheid geben.«
»Mr. Sinclair, ich wünsche mir, daß Sie diesen Menschen finden, der so etwas getan hat.«
»Das wünsche ich mir auch.« Obwohl ich nicht davon überzeugt war, es mit einem Menschen zu tun zu haben.
Wir verließen das Haus. Draußen war es noch immer warm. Grell leuchtete die Sonne. Sie blendete und ließ das Geäst der Bäume wie ein Filigran erscheinen. Sie schuf aber auch lange Schatten, denn der September ging in die zweite Hälfte. Herbst war angesagt, bald würde das Laub fallen.
Und wir sorgten uns um diesen Spuk, für den wir keine Erklärung hatten. Neben dem Bentley blieben Sheila und ich stehen. »Es muß mit dem Parfüm zusammenhängen«, erklärte ich.
»Dark Mysterie«, sinnierte Sheila. »Gab es nicht schon einmal Ärger mit irgendeinem Parfüm?«
»Du denkst an die Fariacs?«
»Ja.«
Ich winkte ab. »Das liegt einige Zeit zurück. Außerdem glaube ich nicht, daß diese Vampirsippe die Hände im Spiel hat. Wie sollte sie auch? Sie sind vernichtet, und Vampire spielen in diesem Fall keine Rolle. Nein, der Grund muß tiefer liegen.«
»Wie meinst du das?« fragte Sheila.
»In der Psyche des Menschen. Das Parfüm scheint in der Lage zu sein, die Psyche zu verändern. So sehe ich es.«
»Wenn es stimmt, stellt sich die Frage, wer alles von diesem Duft infiziert wurde!«
»Auf jeden Fall Dana Forrester.«
»Die anderen nicht?«
»Du denkst an Ellen Winter?«
»Genau. Auch sie muß den Keim in sich tragen. Sheila, wir haben gesehen, was mit ihr geschehen ist, und ich gehe davon aus, daß es auch die anderen erwischt hat.«
Sie nickte. »Fragt sich nur«, sagte sie nach einer Weile, »wie du dies beweisen willst.«
»Das schaffe ich schon.«
»Du kannst nicht jede
Weitere Kostenlose Bücher