0397 - Ein Duft von Tod und Grauen
Polizisten taten es Sheila nach und fuhren ebenfalls auf den Rasen, wo die Reifen des Wagens tiefe Spuren hinterließen.
Schräg vor dem Porsche stoppten sie ab.
Sheila erwartete sie. Die beiden Männer lächelten schief, als sie auf die blonde Frau zukamen. Einer von ihnen deutete auf den Porsche und meinte: »Jetzt sagen Sie nur nicht, daß sich Ihr Wagen selbständig gemacht hat und Sie nichts dafür können, daß Sie auf diese Insel gefahren sind.«
»Das habe ich nicht behauptet.«
»Das ist eine Rakete, Madam. Wer sie nicht fahren kann, sollte die Finger davon lassen.«
Sheila war sauer. Sie erlebte wieder die typische Überheblichkeit der männlichen Fahrer, die nur mit herabgezogenen Mundwinkeln auf Frauen schauten. Die wahren Zusammenhänge kannten die beiden nicht, so hielten sie sich an das übliche und wollten Sheilas Papiere sehen.
Bills Frau widersprach nicht. Es erschien ihr am besten, die Männer nicht zu ärgern, sie brauchte ihre Zeit für andere Dinge. Die Papiere waren in Ordnung, aber Sheila bekam trotzdem eine Strafe, denn die Polizisten ließen sich nicht davon abbringen, daß sie mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren und von der Fahrbahn abgekommen war.
»Okay, ich werde Ihnen den Betrag überweisen.«
Der Polizist, der Sheila den Zettel ausfüllte, grinste. »Und denken Sie daran, Mrs. Conolly, die Straßen sind breit genug. Auch für einen Porsche.«
»Ich werde es mir merken.«
Die beiden tippten an ihre Mützenschirme, stiegen in den Wagen und dampften ab.
Sheila schaute ihnen nach. Vor Wut trat sie heftig mit dem Fuß auf. Machos, wie diese beiden Polizisten es waren, widerten sie an, aber sie vergaß die Unterbrechung schnell, denn viel wichtiger war die Wolke und deren Entstehung.
Andere Fahrer, die die gewundene Ausfahrt nahmen, schauten zu, wie sich Sheila dem Porsche mit vorsichtigen Schritten näherte und etwas steif dabei ging. Sie wollte nicht noch mehr solcher bösen Überraschungen erleben oder zumindest dafür gerüstet sein.
Die Fahrertür stand noch offen. Diesmal öffnete sie auch die zweite und schaute auf das Handschuhfach. Es sah völlig normal aus.
Nichts deutete daraufhin, daß aus seinen Ritzen der Tod in Form einer gefährlichen Wolke gekrochen war.
Sie öffnete es.
Die Klappe fiel nach unten, Sheila zuckte sofort zurück, weil sie nicht unmittelbar neben dem Wagen stehenbleiben wollte, und sie schaute schräg in das erleuchtete Fach.
Dort lag die Flasche!
Klein, schwarz, unscheinbar. Die Aufschrift Dark Mysterie war nicht zu sehen, aber Sheila entdeckte den Stöpsel der aus der geschliffenen Öffnung gerutscht war und neben der schwarzen Flasche lag.
Obwohl ihr Plan längst feststand, spürte sie dennoch das Zittern in ihren Gliedern. Sie hatte vor, die kleine Flasche an sich zu nehmen. Jetzt, da sie dicht vor dem Ziel stand, spürte sie doch die Trockenheit in ihrem Hals und schluckte ein paarmal, um auch den Kloß der Beklemmung überwinden zu können.
Vorsichtig streckte sie den Arm aus, die Hand fand die Flasche und zog sie blitzschnell aus dem Handschuhfach. Sheila blieb neben dem Wagen stehen und betrachtete ihren Fund.
So harmlos sah sie aus. In einer zylindrischen Form hergestellt, mit dem Touch des Geheimnisvollen wegen der dunklen Farbe, aber daß aus ihr das blanke Grauen steigen konnte, wollte Sheila nicht in den Kopf. Einen sehr vorsichtigen Blick warf sie durch die Öffnung und konnte bis auf den geschwärzten Flaschenboden schauen, auf dem sie keinerlei Flüssigkeit mehr sah.
Die Flasche war leer.
Das Parfüm mußte verdampft sein. Aufgelöst durch den magischen Einfluß einer ihr noch unbekannten Kraft in schwarze Nebelschleier, die sie entdeckt hatte.
Sheila drehte die Flasche.
Nicht ein Tropfen rann mehr aus der Öffnung. Das kleine Gefäß war tatsächlich leer.
Sollte sie es trotzdem mitnehmen? Nein, sie entschied sich für eine andere Lösung. Nicht weit entfernt stand eine gebogene Leuchte. An ihrem Pfahl war auch ein Abfalleimer angebracht. In ihn warf sie die kleine schwarze Flasche hinein.
Dann drehte sie sich um, stieg in ihren Wagen und rollte an. Sheila hoffte, daß sie auf dem Rest der Strecke von Überraschungen dieser Art verschont blieb…
***
Ellen Winter war bleich wie ein weißes Leinentuch, als sie vom Telefonat in die Hotelhalle zurückkehrte, wo die anderen vier Mannequins es sich bequem gemacht hatten, an ihren Drinks nippten und zwischen den Paketen und Einkaufstüten saßen, die sie von ihrem
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