0397 - Ein Duft von Tod und Grauen
natürlich noch angestrahlt. Außerdem könnten Sie etwas dazu sagen. Natürlich nur, wenn Sie wollen. Ich gebe Ihnen die Zeit.«
»Das wäre zu überlegen.«
»Möchten Sie noch etwas sehen, Mr. Sinclair?«
»Eigentlich nicht.« Ich war weitergeschlendert, blieb nun stehen und drehte mich um. »Da ist noch etwas, das mir gerade einfällt.«
»Und was?« Gespannt lächelnd schaute mich der andere an.
»Es hängt mit den Mannequins zusammen. Sind sie nicht auch verpflichtet, Werbung zu machen?«
»Oh, da müssen Sie nicht mich, sondern Ellen Winter fragen.«
»Ja, ich kenne Sie. Wo kann ich sie finden?«
Tassilo Urbani hob die Schultern. »Das tut mir leid, ich weiß es nicht. Nicht einmal ihre Zimmernummer kenne ich.«
Ich deutete auf den Vorhang. »Vielleicht befindet sie sich schon in einer der Garderoben.«
»Das ist möglich.«
»Kann ich nachschauen?«
Er blickte auf die Uhr. »Ich bin leider schon etwas spät. Die Presse wartet auf das versprochene Interview. Wenn Sie sich die Mühe machen wollen und allein…«
»Aber sicher, Tassilo. Tun Sie sich keinen Zwang an.«
»Wie nett, wie nett.« Er ging, winkte und sagte noch. »Tschau dann, bis später.«
»Ja, wir sehen uns.«
Ich mußte über Urbani lächeln. Er war ein typischer Modemacher.
Ein wenig überspannt, immer hektisch, steckte sicherlich voller neuer Ideen und stand ständig unter Streß.
Ich ebenfalls, nur war seiner ein anderer als der meine.
Jenseits des Vorhangs lagen die Garderoben der Mädchen. Um sie zu erreichen, mußte ich über den Laufsteg gehen und kam mir deplaziert vor, als ich mutterseelenallein daherschritt und meine Füße fast innerhalb des Teppichs versanken.
Ich konnte mir gut vorstellen, wie es einem Mannequin zumute sein mußte, wenn es hier die Schau abriß. Mein Fall war das nicht.
Da blieb ich lieber mit beiden Beinen auf dem normalen Boden.
Links vor mir befand sich die Kosmetik-Pyramide. Und sie schaute ich mir genauer an.
Diejenigen Helfer, die sie aufgebaut hatten, verstanden etwas von ihrem Handwerk. Sie war so plaziert worden, daß man überhaupt nicht an ihr vorbeischauen konnte, das würde sicherlich auch der richtige Vertreter der Firma feststellen, wenn er kam.
Und er sollte im Laufe des Abends eintreffen, wie ich erfahren hatte. Nur wußte ich nicht, wer er war, wie er hieß und wie er aussah.
Ich ging auf die Bühne, trat dicht an den Vorhang und suchte nach dem Durchschlupf.
Erst nach einigem Tasten entdeckte ich ihn, schob eine Hälfte des Vorhangs zur Seite und betrat die Bühne. Sie war sehr klein, völlig kahl, ohne Licht. Die Beleuchtung kam aus dem Gang dahinter, wo auch die kleinen Garderoben lagen.
Ich betrat den ersten Raum.
Der typische Geruch nach Schminke, Parfüm und Staub empfing mich. Das macht einen trockenen Hals. Vielleicht standen deshalb die Sektflaschen parat. Mit ihren Flaschenhälsen schauten sie aus Kühlboxen hervor. Ich hatte Licht gemacht, schaute mich im ersten Raum um, sah den großen Spiegel und auch den Durchgang zum Nebenraum, der durch einen schmalen Vorhang verdeckt war.
Ich schob ihn zur Seite, sah die trübe Lampe brennen und stellte fest, daß alle Räume untereinander verbunden waren. Man brauchte jeweils nur die Vorhänge zur Seite zu ziehen.
So untersuchte ich fünf Räume, die alle gleich aussahen und viel zu klein waren. Man konnte sich im letzten kaum drehen, weil ein Teil der Garderobe von einem gewaltigen Schrankkoffer eingenommen wurde, in dem sich wohl die Vorführmodelle der Mannequins befanden.
Etwas Verdächtiges hatte ich nicht entdecken können. Also ging ich wieder zurück und nahm den gleichen Weg.
Vier Garderoben passierte ich, ohne daß etwas geschah. Dann aber kam es knüppeldick.
Als ich den letzten Vorhang zur Seite schieben wollte und meine Hand bereits in die Falten gekrallt hatte, entdeckte ich die Bewegung. Der Stoff zitterte, obwohl ich noch nicht an ihm gezogen hatte und auch kein Durchzug herrschte.
Das alarmierte mich.
Ich sprang instinktiv zurück.
Mein Glück, denn plötzlich wurde der Vorhang dicht vor mir aufgerissen und der blitzende Halbkreis einer Sense raste auf mich zu…
Ein braunhäutiger junger Mann hielt Suko auf und fragte mit freundlicher, wenn auch bestimmter Stimme: »Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
»Mit einigem.«
»Bitte.«
»Ich suche die Mannequins, die heute abend die neuen Modelle vorführen werden.«
Der Mann runzelte die Stirn. »Wenn Sie von der Presse sind, Sir,
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