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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich dachte ein paar Sekunden darüber nach. Dann sagte ich zu Neville:
    »Neville, Sie alter Hase wissen, daß es Kanäle zur Unterwelt gibt, derer ich mich als Chef dieser Behörde nicht bedienen kann!«
    »Ich kenne wenigstens ein halbes Dutzend solcher Kanäle«, meinte Neville und grinste.
    »Gut«, sagte ich. »Von mir aus gesehen bestehen keine Bedenken, wenn die Unterwelt erfährt, daß Jerry Cotton verschwunden ist, und daß wir Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden, um ihn zu finden.«
    »Okay, Chef.« Er drehte sich um und stapfte zur Tür.
    »Neville!« rief ich ihm nach.
    Er drehte sich um. Ein zerfältetes, altes Gesicht sah mich fragend an.
    »Wollen Sie nicht wenigstens einen Kollegen mitnehmen?«
    Neville schüttelte seinen kantigen Viehzüchterschädel.
    »Es gibt Dinge«, brummte er, »die tut man besser allein.«
    Er ging hinaus. Aus Sorge um Jerry würde er sich in Stücke reißen lassen und bedenkenlos sein Leben riskieren.
    Wie jeder von uns, und wie es Jerry für jeden von uns getan hätte. Unwillkürlich blickte ich hinüber zu der Wand meines Arbeitszimmers, wo die Flagge der Vereinigten Staaten stand und das Emblem des FBI an der Wand hing: der blaugolden gezackte Stern mit der Rundschrift.
    »United States Department of Justice - Federal Buereau of Investigation.«
    Im Kreise selbst die Waage der Gerichtigkeit über dem Wappen des Landes und darunter im Spruchband das Motto unser Organisation, das aus den Anfangsbuchstaben FBI neu gebildet war:
    »Fidelity - Bravery — Integrity -Treue, Tapferkeit, Unbestechlichkeit.«
    Wie viele G-men waren schon gestorben, um diesen Wahlspruch unter Beweis zu stellen? »In outline of duty« — in treuer Pflichterfüllung, hieß es dann knapp im amtlichen Bulletin. Aber hinter dieser Formel verbargen sich die Schicksale von Männern wie Neville oder Jerry Cotton, Phil Decker oder Steve Dillaggio.
    Tony Catless sagte etwas. Ich riß mich aus meinen Gedanken.
    »Was meinen Sie, Tony?«
    »Es ist soweit, Mister High. Die Presse wartet.«
    Ich nickte.
    »Gut. Kommen Sie, Tony. Eröffnen wir die Schlacht in der Öffentlichkeit!«
    ***
    Um punkt ein Uhr mittags betrat Neville eine gewisse Kneipe am unteren Broadway. Er hatte die Hände in den Hosentaschen, eine Zigarette im Mundwinkel hängen und den Hut weit ins Genick geschoben.
    Langsam schob er sich an den Tischen vorbei, wo einzelne Bewohner der umliegenden Miethäuser ihren Lunch verzehrten. Ab und zu blieb er an einem der Spielautomaten stehen und sah den Leuten über die Schulter, die für ihr Geld keine bessere Verwendung wußten, als einarmige Gangster damit zu füttern.
    Schließlich kam er an die Theke, ließ seinen Blick über die lärmenden Männer gleiten und bestellte sich, als er endlich gefragt wurde, ein deutsches Bier. Der Barkeeper reckte die muskulösen, schwarz behaarten Arme, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Neville aus tückischen, zusammengezogenen Augen an.
    »Gibt’s was?« knurrte Neville.
    »Ich hab' sie verwechselt«, meinte der Bulle hinter der Theke und begann, Nevilles Bier zu zapfen In Nevilles starrem Gesicht zuckte keine Wimper. Schweigend wartete er auf sein Bier, bezahlte es und wanderte mit dem Glas in der Hand weiter bis zu der blitzenden Musikbox. Er tat, als studierte er das Plattenverzeichnis. Fast ohne die Lippe zu bewegen, sagte er halblaut vor sich hin:
    »Genau in acht Minuten. Erste Tür.«
    Er ging an dem Mann vorbei, der unmittelbar neben der Musikbox an einem Tisch saß und Neville nicht einen einzigen Blick gegönnt hatte.
    Noch immer mit den Händen in den Hosentaschen, schob der G-man sich zum hinteren Ausgang. Als er an dem Burschen vorbeikam, der beide Ellenbogen auf die Theke stützte und trübsinnig in sein halbleeres Whiskyglas stierte, legte er ihm flüchtig die Hand auf die Schulter.
    »Wenn du Ärger hast, Whisky-Nat, vertrau’ auf einen guten Freund«, murmelte er leise.
    Der Mann fuhr herum. Sein Blick funkelte. Dann erkannte er Neville. Ein beinahe demütiges Grinsen erschien in seinem alten Säufergesicht.
    »Wen seh’ ich da? Das kann doch nicht…«
    »Sei ruhig, Nat. In den nächsten zehn Minuten kann ich hier keinen Krach gebrauchen«, unterbrach ihn Neville.
    »Gemacht, Chef«, versprach der stadtbekannte Trunkenbold, dessen alkoholische Eszesse jedesmal mit einer wüsten Schlägerei endeten.
    Neville huschte zur Hintertür hinaus. In dem kleinen, düsteren Flur stank es nach billigem

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