Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
Vom Netzwerk:
hinausging, kam meine Sekretärin herein. Sie trug noch einen hellen Reisemantel, einen hübschen Hut und eine prall gefüllte Reisetasche.
    »Guten Tag, Mister High«, sagte sie etwas atemlos. »Ich war gerade bei meinen Freunden in den Airondacks angekommen, als ich erfuhr, daß Jerry vermißt wird. Das ist ja furchtbar. Ich habe gleich den nächsten Zug genommen. Haben Sie noch keine Neuigkeit?«
    Ich sah sie an. Jahrelang sieht man sich täglich, arbeitet zusammen und kommt doch nicht dazu, den Menschen in der Funktion zu erkennen, die er ausüben muß. Man erfährt gerade den Namen und ein paar oberflächliche Dinge, bis eine Gelegenheit wie diese den ganzen Menschen offenbart.
    »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind«, sagte ich und lächelte ihr zu. »Wir haben noch keine Spur von Jerry. Aber es sieht so aus, als hätten wir den Anfang der Fährte gefunden, die uns zu jenen beiden Männern führen kann, von denen wir vermuten, daß sie es waren, die Jerry überfallen haben.«
    »Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig«, sagte sie, nahm den Hut ab und schlüpfte aus dem Mantel. Durch die offenstehende Tür zum Vorzimmer sah ich, wie sie die Kleidungsstücke in den kleinen Schrank hängte.
    »Woher haben Sie es eigentlich erfahren?« fragte ich.
    Sie drehte sich um. Der Blick ihrer intelligenten Augen vermied meinen.
    »Ich hinterlasse stets, wo ich in Notfällen zu erreichen bin«, sagte sie leise. »Ich möchte auch dabei sein dürfen, wenn die Jungs sich hier die Nächte um die Ohren schlagen und manchmal siebzig Stunden lang nicht aus den Schuhen kommen wie letztens bei dieser Kindesentführung. Die Zentrale rief mich eben an und gab mir Bescheid. Ich weiß, ich gehöre nicht zum FBI, ich bin nur eine Angestellte, aber -«
    »Sie unterliegen da einem grundlegenden Irrtum«, widersprach ich energisch. »Sie gehören zum FBI so gut wie jeder hier im Hause.«
    Viel Zeit zur Unterhaltung blieb uns nicht. Zwei Minuten später saß das Mädchen an ihrem Schreibtisch und fragte:
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. High?«
    »Ich brauche ein paar Telefonverbindungen. Zuerst die Wasserschutzpolizei und anschließend die Küstenwache. Wenn wir in Brooklyn zuschlagen sollten, möchte ich auch einen eventuellen Fluchtweg über die Bucht hinweg abriegeln.«
    »Wasserschutzpolizei und Küstenwache, ja, Sir.«
    »Und rufen Sie die Bereitschaft der Verkehrsabteilung in Brooklyn an. Sie sollen alles vorbereiten, um die Abzweigung 14 des Shore Parkway notfalls zu sperren.«
    »Ja, Sir.«
    »Und fragen Sie den Einsatzleiter der Stadtpolizei, ob er uns noch heute nachmittag ein paar Mann aus seinen Bereitschaften zur Verfügung stellen kann.«
    Sie saß längst an ihrem Schreibtisch im Vorzimmer, hielt den Kopf über ihren Block gebeugt und notierte meine Aufträge. Es war nicht anders wie an jedem Wochentag auch. Mit einem Unterschied: Sie war aus den Bergen der Airondacks herbeigeeilt, um ihren Teil beizutragen zu der Arbeit, die wir zu tun hatten. Niemand würde ihr das freie Wochenende ersetzen. So wenig wie Neville oder Dillaggio oder irgendein anderer etwa Überstunden bezahlt bekommen würde. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als könnte ich im Sitzen nicht tief genug atmen. Ich stand auf.
    »Noch etwas, Sir?« fragte sie und stand an der Vorzimmertür, um sie zu schließen.
    Ich nickte ernst.
    »Die Waffenkammer soll alles für einen Einsatz gegen eine Gang vorbereiten: Karabiner mit Zielfernrohr, Maschinenpistolen, Gasmasken und Tränengashandgranaten. Ach so, ja, und jemand soll mir einen Karton Pistolenmunition herunterbringen. Meine Waffe ist schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geladen.«
    Ihre Augen weiteten sich. Sie wollte etwas sagen, aber da schlug zum Glück das Telefon an.
    ***
    Die beiden jungen Schläger Lucky und Johnny machten anfangs den Fehler, Neville wegen seines Alters zu unterschätzen. Sie wußten ja nicht, daß er noch heute seine Trainingsstunden absolvierte wie alle anderen G-men, wenn er dabei vielleicht auch ein wenig mehr außer Atem geriet als die jüngeren Kollegen.
    »Laß mich das machen!« schnaufte Lucky, als Neville gegen die Wand taumelte. »Wir behindern uns ja nur gegenseitig!«
    Johnny ging achselzuckend ein paar Schritte zur Seite, während Lucky mit hängenden Armen auf Neville zuging.
    »Du hättest nicht so störrisch sein sollen, Alter«, raunzte Lucky. »Es ist deine eigene Schuld.«
    »Großmaul«, schnaufte Neville, sprang vor und hämmerte eine Serie kurzer, harter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher