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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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ursprünglich für einen Teil des endlosen Kleiderschranks gehalten hatte, eine rundliche, grauhaarige Frau mit einem freundlichen, von zahllosen Falten durchzogenen Gesicht.
    »Guten Tag, Mister«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie etwas abholen?«
    Neville ging zunächst nicht auf ihre Frage ein.
    »Wie kommt es eigentlich, daß Sie auch am Sonnabend nachmittags noch geöffnet haben?« fragte er.
    »Oh, wir schließen nie!« erklärte die Frau stolz. »Haben Sie unsere Reklame nicht gesehen? Vierundzwanzig Stunden am Tag, und sieben Tage in der Woche geöffnet. Zu uns können Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen. Es gibt nur drei Anlässe im Jahr, wo hier wirklich geschlossen ist: Ostern, Weihnachten und der Unabhängigkeitstag.«
    »Dann kann man sich bei Ihnen in der Silvesternacht den Smoking reinigen lassen«, brummte Neville. »Übrigens, ich möchte Mister Sanders sprechen.«
    »Mister Sanders, ja?« wiederholte die Frau und sah ihn wartend an.
    Verdammt, dachte Neville. Es sieht so aus, als müßte man irgendeine Parole wissen. Woher soll ich sie kennen? Fuchsgesicht hätte mich darauf aufmerksam machen sollen.
    »Sanders, ja«, wiederholte der alte G-man mit Nachdruck. »Sagen Sie’s ihm. Es ist dringend.«
    Die Frau schien unentschlossen. Schließlich zuckte sie die Achseln und meinte:
    »Ich kann’s ja mal versuchen.«
    Sie verschwand wieder durch die Tür. Es sah aus, als ob sie in den Kleiderschrank träte.
    Es dauerte fast fünf Minuten, bis sich die Tür wieder bewegte. Diesmal trat ein finster blickender Mann über die Schwelle. Er war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt, und er hatte die Figur eines Preisboxers.
    Nachdem er Neville eine ganze Weile schweigend gemustert hatte, sagte er:
    »Ich kenne Sie nicht.«
    »Da haben Sie aber was versäumt«, versetzte Neville gelassen. »Sind Sie Sanders? Tom Sanders?«
    »Nein. Sie wollen also zu Sanders?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob er scharf darauf ist, Sie zu sehen.«
    »Bringen Sie mich hin, dann werden wir es feststellen.«
    »Was wollen Sie von Sanders?«
    »Das sage ich ihm selber.«
    »Sie treten ja ganz schön forsch auf, alter Herr.«
    »Ein Geburtsfehler bei mir. Ich bin auf einem spiegelglatten Parkett zur Welt gekommen, da mußte man von Anfang an fest auf treten, sonst rutschte man dauernd aus und fiel auf die Nase. Bringen Sie mich jetzt zu Sanders? Oder soll ich mir den Weg allein suchen?«
    »Das möchte ich Ihnen nicht raten, alter Herr.«
    »Ich bin nicht ängstlich, junger Freund.«
    »Schwirren Sie lieber wieder ab.«
    Neville trat an den Ladentisch heran. Er legte seine beiden mächtigen Hände darauf. Die Kunststoffplatte gab ein bißchen nach.
    »Spaß beiseite«, sagte Neville und richtete seinen harten Blick auf den jungen Mann. »Ich will mit Sanders sprechen. Jetzt. Regeln Sie das, oder ich suche Sanders selber. Und ich finde ihn, darauf können Sie in jeder beliebigen Höhe wetten.«
    »Wer sind Sie?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    Der junge Mann dachte nach. Nach einem kurzen Bedenken zuckte er die Achseln und sagte:
    »Na schön.«
    Neville kam um den langen Ladentisch herum.
    Der Preisboxer zeigte auf die Tür und zog sie auf. Neville schüttelte den Kopf. Er lächelte dünn, aber der harte Blick seiner Augen änderte sich dadurch nicht.
    »Sie gehen vor«, sagte er.
    »Ein ganz Gescheiter«, brummte der Boxer und ging voran.
    Ein endloser Gang tat sich vor Neville auf. Rechts und links führten Türen ab, die samt und sonders geschlossen waren. Schwacher Geruch wie von Seifenlauge hing in der Luft. Neville stapfte mit seinem schweren Gang hinter dem jungen Mann her.
    Vor der letzten Tür auf der rechten Seite blieb der Boxer stehen.
    »Da drin«, sagte er.
    »Dann mach’ die Tür auf und geh’ rein«, befahl Neville.
    Der junge Mann zögerte wieder einen Augenblick, bevor er Nevilles Anweisung nachkam. Neville zog die Tür hinter sich zu, ohne sich dabei umzudrehen. Zu seiner Überraschung gelangte er in einen fensterlosen Raum, der nur von einer Leuchtröhre sein Licht erhielt.
    Es gab nur einen einzigen Stuhl im Zimmer, sonst nichts, wenn man von dem Aschenbecher absah, der auf dem nackten Betonfußboden stand.
    Auf dem Stuhl saß eine Zwillingsausgabe des Preisboxers. Die zerschlagenen Nasen ließen sie wirklich wie Zwillinge aussehen.
    »Da ist ein alter Knabe, der sich ziemlich aufgespielt hat, Lucky«, sagte Nevilles Führer. »Er will unbedingt zu Sanders, aber er sagt nicht, was er
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