Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0398 - Herr der blauen Stadt

0398 - Herr der blauen Stadt

Titel: 0398 - Herr der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Amulett war aktiviert!
    Er konnte es steuern, indem er die leicht erhaben gearbeiteten, unentzifferbaren Schriftzeichen auf der Oberfläche millimeterweise verschob.
    Damit ließen sich bestimmte magische Funktionen ausüben. Er konnte dem Amulett aber auch Gedankenbefehle erteilen.
    Und er befahl ihm, die Fesseln mit Hitzeenergie durchzubrennen! In seiner gedanklichen Vorstellung schuf er ein exaktes Bild dessen, was das Amulett bewirken sollte.
    Hältst du das für gut? Magie wird überwacht!
    Jäh hatte sich die Stimme in seinem Kopf wieder gemeldet, die ihren Ursprung im Amulett haben mußte. Aber seltsamerweise konnte er sich dabei nie seiner Sache wirklich sicher sein. Es mochte sein, daß er einer Überreizung unterlag und die bildhaften Begriffe seinem eigenen Unterbewußtsein entsprangen… aber er war sicher, daß sie aus dem Amulett kamen, das mehr und mehr ein eigenes Bewußtsein zu entwickeln schien.
    Warum das so war, hatte er bislang nicht ergründen können.
    Magie wird überwacht!
    Das war irgendwie logisch, erkannte er. Die Straßen der Stadt waren leer gewesen, die meisten Bewohner schliefen längst, und die wenigen Fensteröffnungen, hinter denen noch schwacher Lichtschein glomm, spielten keine Rolle. Die dort wohnenden Indios hatten bestimmt andere Interessen, als festzustellen, ob sich ein seltsam gekleideter hellhäutiger Fremder in ihrer Stadt befand.
    Aber dafür mußte man in der Festung darauf aufmerksam geworden sein, daß er Magie einsetzte, als er den Rückblick in die Zeit tun wollte.
    Und er war zusammengebrochen und dann gefangengenommen worden!
    Sollte das etwa bedeuten, daß ein fremder Einfluß, eine Art Wächter, auch schon für seinen Zusammenbruch gesorgt hatte?
    Es war möglich.
    Aber auch wenn er überwacht wurde, durfte er nichts unversucht lassen, hier fortzukommen. Und dazu mußte er frei werden. Die Stricke, mit denen er gefesselt war, zu zerreißen, hatte er schon vergeblich ausprobiert.
    Er mußte es mit Magie versuchen.
    Er wiederholte seinen Befehl.
    Auf deine Verantwortung! hörte er wieder die bildhafte Stimme in seinem Kopf lautlos raunen, und mehr denn je war er sicher, daß sie aus dem Amulett kam.
    Das setzte jetzt Magie ein.
    Die Seile begannen zu zischen und zu flackern. Dann rissen sie, pulverten auseinander. Asche im Luftzug, der von der Wärme der Fackeln her kam.
    Zamorra richtete sich auf.
    Er hängte sich das Amulett am silbernen Kettchen um den Hals. Die Scheibe lag jetzt kühl vor seiner Brust. Noch kühler aber war die Umgebung.
    Die Fackeln kamen kaum gegen die Kälte an.
    Zamorra massierte seine Hand- und Fußgelenke und machte einige Bewegungsübungen, um in Form zu kommen. Er wußte zwar nicht, wie lange er hier gelegen hatte, aber sicher war sicher.
    Dann trat er zur Tür. Die Steinplatte ließ sich nicht bewegen. Er versuchte sie aufzudrücken oder seitwärts zu schieben, aber das wollte ihm nicht gelingen. Sie saß felsenfest.
    Ziehen ließ sie sich auch nicht.
    War sie von außen arretiert worden?
    Zamorra seufzte. Er wollte nicht akzeptieren, daß sein Fluchtversuch schon an dieser simplen Steinplatte scheiterte!
    Es blieb ihm wahrscheinlich nichts anderes übrig, als erneut das Amulett zu benutzen, trotz der Gefahr, daß die eingesetzte Magie angepeilt werden konnte und seine Bezwinger endgültig auf seinen Fluchtversuch aufmerksam wurden.
    Er wollte die silberne Scheibe gerade einsetzen, als die Steinplatte sich von selbst öffnete.
    Sie glitt nach oben!
    Und dahinter standen Indio-Krieger in Halbrüstungen und mit schwerer Bewaffnung, die sie gegen Zamorra richteten…
    ***
    Die Hitze, die von dem roten Morast ausging, wurde schwächer, je tiefer Nicole hinab stieg. Schon nach wenigen Metern hatte sie das Gefühl, daß die Temperatur sich rapide dem Gefrierpunkt näherte. Aber das mußte eine Täuschung sein. So krasse Unterschiede auf so kurzer Distanz waren annähernd unmöglich. Ihr Körper hatte sich nur größtenteils an die Hitze gewöhnt und empfand die hier herrschenden normalen Temperaturen als kalt.
    Die Dunkelheit, die sie aufgenommen hatte, verdichtete sich mehr und mehr. Nicole zog den Dhyarra-Kristall aus der Tasche. Sie war froh, daß man ihr weder den Kristall noch den Blaster abgenommen hatte, als man sie auf dem Schädel-Modell ankettete.
    Aber wer konnte so närrisch sein, ihr diese beiden wichtigen Werkzeuge und Waffen zu lassen? Wer sie aus dem Camp der Archäologen über die Magie der goldenen Scheibe hierher versetzen

Weitere Kostenlose Bücher