Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

Titel: 0399 - Kesseltreiben auf eine Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kesseltreiben auf eine Killer
Vom Netzwerk:
hing schräg an einem Reißnagel an dem abgegriffenen Holz.
    Nach zweimaligem heftigen Klopfen rührte sich noch immer nichts. Ich bückte mich, um durch das Schlüsselloch festzustellen, ob wenigstens Licht in dem dahinterliegenden Flur brannte.
    Es brannte. Dadurch erkannte ich lupenscharf die Pupille desjenigen, der nur durch das Holz von mir getrennt in gleicher Haltung an der Tür stand.
    Wir starrten uns eine Sekunde ins Weiße der Augen, dann richtete ich mich wieder auf.
    »Machen Sie auf, Mr. Wilson, FBI«, sagte ich. Sicherheitshalber trat ich einen Schritt zur Seite. Es gab immerhin Leute, die der Polizei nur mit einem geladenen Sechsschüssigen gegenübertraten.
    Behutsam öffnete sich die Tür. Überrascht blickte ich auf Mister Rye Wilson.
    Mit einem schiefen Grinsen bedeutete er mir einzutreten. Als er so mit seinen ausgewachsenen 149 Zentimetern vor mir stand, kamen mir Zweifel, ob er sich überhaupt bücken musste, um durch das Schlüsselloch zu schielen.
    Alles war klein an Mr. Wilson. Und trotz des altirischen Namens hatte er mehr asiatisches Blut in den Adern als europäisches.
    Er ging mit kleinen Schritten vor mir her. Ich musste den Kopf einziehen, um nicht die Lampe abzurasieren, die fast bis zum Boden hing.
    In seinem Einheitszimmer warf er eine Decke über das ungemachte Bett, dann ließ er mich Platz nehmen.
    »Sie kommen wegen meiner Beobachtungen, nicht wahr?«, sagte er in singendem Tonfall und ließ sich in einen wackligen Schaukelstuhl gleiten.
    »Genau. Ich möchte gerne jede Einzelheit von Ihnen wissen. Vor allem: Würden Sie einen der Täter wiedererkennen, wenn Sie ihn sehen?«
    Er wiegte den schmalen Kopf mit den leicht geschlitzten Augen.
    »Das weiß ich nicht. Es war eine schlecht beleuchtete Stelle, und die beiden Männer trugen Masken. Ein Glück, dass es dunkel war. Sonst hätten sie mich und Berry bestimmt nicht leben lassen.«
    »Berry war der Begleiter von Ihnen, der die Tat ebenfalls beobachtet hat?«, fragte ich.
    »Ja, wir kamen von einer kleinen Feier. Es war wenige Minuten vor zwölf Uhr. Wir standen vor einem Hauseingang, als plötzlich ein Wagen ohne Licht um die Ecke kam. Mitten auf der Straße stoppte der Wagen, zwei Männer sprangen heraus und liefen ein paar Schritte auf die andere Straßenseite. Dort stand leicht wankend ein Hüne von Mann.«
    »War er betrunken?«, fragte ich aufhorchend.
    »Es sah so aus. Er hielt sich an einem Straßenschild fest und schwankte leicht. Die beiden fielen über ihn her.«
    »Wie waren sie gekleidet?«
    »Beide in dunklen Anzügen. Der eine hatte einen Rollkragenpullover unter dem Jackett, der andere ein offenes Sporthemd. In der rechten Hand hielten sie Totschläger. Das heißt, nur der eine.«
    »Und der zweite?«
    »Der hielt den Knüppel links«, sagte Rye Wilson sanft.
    »Und der Überfallene wehrte sich. Schrie er um Hilfe?«
    »Nein, es ging völlig lautlos zu. Das war ja das Unheimliche. Der Kampf dauerte höchstens zwei Minuten, dann hatten sie ihn fertiggemacht. Halb ohnmächtig schleiften sie ihn zum Wagen, verstauten ihn hinten im Fond und verschwanden wie Schatten in der Nacht.«
    »Warum haben Sie nicht sofort die Polizei verständigt?«, hakte ich ein.
    »Ich bin nicht lebensmüde«, erklärte er mit lauerndem Blick. »Wollen Sie mir deswegen etwas anhängen?«
    »Keine Aufregung«, brummte ich. »Mich interessieren nur die Kidnapper.«
    »Well, ich habe mir die Nummer des Wagens gemerkt und zehn Minuten später das 102. Revier angerufen. Eigentlich wollte ich gleich darauf verschwinden, aber der Streifenwagen war schon da, als ich aus der Telefonzelle kam. Ich hoffe nur, mein Name wird nicht bekannt. Sonst bin ich nämlich dran.«
    Das schiefe Grinsen verließ das Dreiviertelgesicht auch jetzt nicht.
    »Okay, Mr. Wilson. Sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?«
    »Ich wüsste nicht. Ich habe alles schon der Polizei zu Protokoll gegeben. Das heißt, da fällt mir noch etwas ein.«
    »Und das ist?«
    »Der eine der beiden Angreifer schien eine Brille zu tragen. Jedenfalls hob sich etwas Scharfkantiges unter der Maske ab.«
    »Der Linkshänder?«
    »Nein, der andere. Er war etwas kleiner, aber doch fast sechs Fuß groß. Ohne Hut, schätze ich.«
    Diese Angaben konnten mir weiterhelfen.
    »Danke, das genügt mir. Wissen Sie vielleicht, ob Ihr Freund Berry zu Hause ist?«
    »Er ist bei mir«, grinste Wilson. »Wollen Sie ihn sprechen?«
    Es ärgerte mich, dass Berry wahrscheinlich die ganze Zeit mitgehört hatte. Als

Weitere Kostenlose Bücher