Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
überlassen dürfte, die sich mit solchen Banalitäten wie
    Grenzkonflikten und ihrem Machterhalt befassen. Wir bei
    Goliath sehen uns nicht als Konzern oder Nebenregierung,
    sondern als eine Kraft, die das Gute will. Eine Kraft, die noch
    wachsen wird. Gegenwärtig haben wir achtunddreißig Millionen Angestellte, und ich glaube, man kann sich leicht vorstellen,
    wie gut es wäre, drei Milliarden zu haben. Stellen Sie sich vor,
    die ganze Menschheit arbeitet für ein einziges Ziel: die Abschaffung aller Regierungen und den Aufbau einer Organisation,
    deren alleinige Aufgabe es ist, den Planeten für die Menschheit
    zu nutzen. Diese Organisation wäre dann nicht mehr die Goliath Corporation, sondern Earth, Inc. Und jeder Mensch hätte
    einen gleich großen Anteil daran.«
    »Ist das der Grund, weshalb Sie eine Religion werden wollen?«
    »Sagen wir, dass Ihr Freund Mr Zvlkx uns auf einen Weg gebracht hat, den wir ohnehin längst hätten beschreiten sollen. Sie
    benutzen das Wort ›Religion‹, aber wir betrachten es mehr als
    einen allumfassenden Glauben, der die Menschheit vereinigt.
    Eine Welt, ein Volk, ein Ziel. Ich glaube, Sie verstehen, wie
    vernünftig das ist, oder?«
    Das Merkwürdige war, dass ich tatsächlich daran zu glauben
    begann. Ich konnte es mir vorstellen. Der Krimkrieg hatte fast
    132 Jahre gedauert, und es gab noch mindestens hundert kleinere Konflikte auf dem Planeten. Wenn es keine Staaten mehr
    gab, würde es keine Grenzstreitigkeiten mehr geben. Das schien
    sehr vernünftig, und plötzlich kam mir Goliath gar nicht mehr
    so schlimm vor. Goliath war eine gute Sache. War ich denn ein
    Idiot, dass ich das nicht schon früher gemerkt hatte?
    Ich rieb mir die Schläfen.
    »Und deshalb«, brummte der CEO mit seiner einschläfernden Stimme, »möchte ich Ihnen den Olivenzweig reichen und
    Ihren Ehemann ent-nichten.«
    »Im Gegenzug möchten wir«, sagte Schitt-Hawse, der jetzt
    zum ersten Mal den Mund aufmachte, »dass Sie unsere volle,
    freimütige und rückhaltlose Entschuldigung akzeptieren und
    unser Standard-Vergebungs-Formular unterzeichnen.«
    Ich sah erst Schitt-Hawse, dann den CEO und schließlich
    den Vertrag an, den sie mir hingelegt hatten. Dann wanderten
    meine Augen zu Friday, der seine Finger in den Mund gesteckt
    hatte und mich neugierig ansah. Ich brauchte meinen Ehemann, und Friday brauchte seinen Vater. Es schien keinen
    Grund zu geben, den Vertrag nicht zu unterschreiben.
    »Ich möchte Ihr Wort, dass Sie ihn wieder zurückholen.«
    »Sie haben es«, sagte der Vorstandsvorsitzende.
    Ich nahm den angebotenen Füllfederhalter und unterschrieb
    das Formular.
    »Hervorragend!«, murmelte der CEO. »Wir werden Ihren
    Ehemann so schnell wie möglich ent-nichten. Einen schönen
    Tag noch, Miss Next. Es war mir eine Freude, Sie kennen zu
    lernen.«
    »Ganz meinerseits«, erwiderte ich lächelnd und schüttelte
    beiden die Hände. »Ich muss sagen, ich bin hochzufrieden mit
    dem, was ich hier heute gehört habe. Sie können mit meiner
    Unterstützung rechnen, wenn Sie eine Religion werden.«
    Sie gaben mir noch ein paar Merkblätter, wie man Mitglied
    bei Neu-Goliath werden konnte, und dann wurde ich herzlich
    verabschiedet. Sogar der Shuttle zum Tarbuck Graviport durfte
    nicht abfahren, ehe ich auf dem eigens für mich reservierten
    Platz saß.
    Als ich Tarbuck erreichte, war das schwachsinnige Lächeln
    von meinem Gesicht verschwunden; als ich in Saknussum
    eintraf, war ich verwirrt; auf der Fahrt nach Swindon erwachte
    mein Misstrauen, und als ich das Haus meiner Mutter erreichte,
    war ich stocksauer. Ich war offensichtlich erneut von Goliath
    reingelegt worden.

    16.
    Am selben Abend
    Mr Tork Armada, der Sprecher der Religionszulassungsstelle OFGOD, erklärte gestern zur allgemeinen Überraschung, die Bußfertigkeit hei Goliath sei noch absolut unzureichend. »Eine Zulassung als Religion«, sagte Mr Armada,
    »ist an strenge Auflagen gebunden, und trotz gewaltiger Anstrengungen hat der Goliath-Konzern noch nicht einmal die
    Hälfte der Anforderungen erfüllt, die von meiner Behörde
    verlangt werden müssen.« Mr Armadas Erklärung wurde
    von Goliath-Vertretern mit ungläubigem Entsetzen aufgenommen. »Wir ändern jetzt unsere Taktik«, sagte Mr Brik
    Schitt-Hawse, »und konzentrieren uns auf diejenigen Personen, die Goliath besonders scharf ablehnen. Erst vor kurzem haben wir Verzeihung von einer jungen Frau erlangt,
    die uns zutiefst verachtete. So etwas zählt zwanzigfach in

Weitere Kostenlose Bücher