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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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bin der Assistent des persönlichen Assistenten
    unseres Vorstandsvorsitzenden. Wenn Sie bitte so freundlich
    sein würden?« Er zeigte auf das Tablett.
    Ich verstand, was er wollte, zog meine Automatic aus dem
    Holster und legte sie auf das Tablett. Der Page wartete höflich.
    Ich hob die Augenbrauen, zog meine beiden Reservemagazine
    heraus und legte sie neben die Automatic. Der Mann verbeugte
    sich und zog sich stumm zurück, während der Assistentenassistent mich zu einem exklusiven, mit Seilen abgesperrten Aufzug
    am Ende der Halle führte. Ich rollte Friday hinein, und die
    Türen schlossen sich hinter uns.
    Wie sich zeigte, handelte es sich um einen gläsernen Aufzug,
    der an der Außenseite des Gebäudes hinaufglitt, und so konnte
    ich ganz Goliathopolis überblicken, das sich wie ein schimmerndes Diadem an der Küste entlangzog. Die Größe des
    Unternehmens ließ sich nicht besser darstellen. All diese Hochhäuser beherbergten ja nur die Verwaltung der vielen tausend
    Einzelfirmen und -unternehmen, die zur Goliath Corporation
    gehörten. Wenn ich freundlicher Stimmung gewesen wäre,
    hätte mich die Großartigkeit dieses Anblicks vielleicht beeindruckt, aber so wie ich gelaunt war, sah ich bloß Ausbeutung
    und ungerechte Gewinne.
    Die kleineren Bauten waren bald außer Sicht, aber nach und
    nach blieben auch die anderen Wolkenkratzer zurück, als wir
    nach oben glitten. Ich starrte fasziniert auf das gewaltige Panorama hinaus, als wir plötzlich und ohne Vorwarnung in einen
    weißen Nebel tauchten. Wassertröpfchen bedeckten die Plexiglashülle der Aufzugkabine, und ich konnte nichts mehr sehen,
    bis wir aus der Wolke herauskamen und heller Sonnenschein
    uns umgab. Strahlend blauer Himmel wölbte sich über den
    Wolken. Ich war so gefesselt von diesem Anblick, dass es mir
    gar nicht auffiel, dass der Aufzug inzwischen gestoppt hatte.
    »Ipsum«, sagte Friday und zeigte hinaus auf die Wolkendecke, die unter uns lag. Er schien besorgt, dass ich die Aussicht
    vielleicht nicht bemerkt haben könnte.
    »Miss Next?«
    Ich wandte mich um. Die Vorstandsetage der Goliath Corporation lag vor mir. Sie als »eindrucksvoll« zu bezeichnen wäre
    eine erhebliche Untertreibung gewesen. Wir befanden uns im
    obersten Stockwerk, das Dach und die Wände waren aus Glas,
    und an einem klaren Tag musste man wie ein Gott auf die Welt
    herabblicken. Heute wirkte es eher so, als segelten wir auf einem
    Meer von Baumwollflöckchen dahin. Das Gebäude und sein
    Standort waren der perfekte Ausdruck der Allmacht, die Goliath anstrebte.
    In der Mitte des riesigen Konferenzraums stand ein langer
    Mahagonitisch. Etwa dreißig Vorstandsmitglieder standen
    neben ihren Sesseln und beobachteten mich. Niemand sagte
    etwas, und ich wollte schon fragen, wer denn der Vorsitzende
    sei, als ich einen großen Mann sah, der die Hände hinter dem
    Rücken gefaltet hatte und zum Fenster hinausstarrte.
    »Ipsum!«, sagte Friday.
    »Erlauben Sie mir, Sie mit dem CEO der Goliath Corporation bekannt zu machen, John Henry Goliath V., Ur-Urenkel
    unseres Gründers John Henry Goliath«, sagte mein Begleiter.
    Die Gestalt am Fenster drehte sich zu mir um. Er war über
    einen Meter neunzig groß und sehr breit. Eine mächtige, alles
    beherrschende Erscheinung. Er war höchstens fünfzig und hatte
    durchdringende grüne Augen, die glatt durch mich hindurchzusehen schienen. Er begrüßte mich mit einem so herzlichen
    Lächeln, dass ich mich sofort entspannte.
    »Miss Next?«, sagte er mit einer Stimme wie leise rollender
    Donner. »Ich wollte Sie schon lange kennen lernen.«
    Sein Händedruck war warm und freundlich, und man konnte nur allzu leicht vergessen, wer er war und was er getan hatte.
    »Meine Kollegen sind für Sie aufgestanden«, verkündete er
    und zeigte auf die anderen Vorstandsmitglieder. »Sie haben uns
    fast eine Milliarde gekostet, und wenn man die entgangenen
    Gewinne mitrechnet, noch einmal mehr als das Vierfache. Eine
    solche Gegnerin verdient schon ein bisschen Respekt.«
    Die Vorstandsmitglieder applaudierten genau zehn Sekunden, dann setzten sie sich. Ich erkannte Brik Schitt-Hawse unter
    ihnen, der mir verstohlen zunickte.
    »Wenn ich die Antwort nicht wüsste, würde ich Ihnen einen
    Sitz in unserem Vorstand anbieten«, sagte der CEO lächelnd.
    »Wir sind gerade dabei, unsere Sitzung zu beenden, Miss Next,
    ich stehe Ihnen gleich zur Verfügung. Bitte sagen Sie Mr Godfrey Bescheid, wenn Sie oder Ihr Sohn irgendwelche Erfrischungen

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