04_Es ist was Faul
den Untertanen eines Tyrannen herumprügeln, der nur zu dem
einzigen Zweck auf der Welt ist, überall Unfrieden und
Chaos zu stiften. Seine Widersacher waren in der Regel Colonel Brandt vom Space Corps und sein Partner Ashley, ein
unverwüstlicher Alien. Es gab auch zwei Zhark-Filme, beide
mit Buck Stallion: Zhark, der Zerstörer und Ein schlechter
Tag am Großen Felsen. Getaugt haben sie beide nichts.
MILLON DE. FLOSS,
Das Werk von H. Paige
»Muss das sein?«, fragte ich.
»Muss was sein?«, fragte der Emperor.
»Dieser sinnlose dramatische Auftritt? Was sollen die beiden
Blechdeppen hier?«
»Wer hat das gesagt?«, fragte einer der Leibwächter. Sein
Helm war beschlagen, und seine Stimme klang ziemlich dumpf.
»Man sieht überhaupt nichts in diesem Scheißding.«
»Wer ist hier ein Blechdepp?«, knurrte der andere.
»Alles eine Sache der Verträge«, erklärte der große Tyrann.
»Ich habe jetzt eine neue Agentin, die weiß, wie man eine Figur
mit meinen Qualitäten vermarktet. In jedem Buch, wo ich
vorkomme, kriege ich eine Beschreibung von mindestens
sechzig Wörtern, und mindestens zwei Kapitel müssen mit
einem meiner dramatischen Auftritte enden.«
»Müssen Sie auch auf dem Umschlag erwähnt werden?«
»Darauf haben wir verzichtet und stattdessen Kapitelstatus
vereinbart. Wenn das hier ein Roman wäre, müssten Sie jedes
Mal, wenn ich auftrete, ein neues Kapitel anfangen.«
»Na, da bin ich aber froh, dass dem nicht so ist«, erwiderte
ich. »Wenn meine Mutter da wäre, würde sie einen Herzanfall
kriegen.«
»Ach!«, sagte Zhark und sah sich um. »Sie wohnen auch bei
Ihrer Mutter?«
»Was ist los? Gibt es Probleme bei Jurisfiktion?«
»Macht mal Pause, Jungs«, sagte Zhark zu seinen Leibwächtern, die mit ausgestreckten Armen in der Küche herumtorkelten, bis sie jeder einen Stuhl gefunden hatten und sich hinsetzen
konnten. »Mrs Tiggy-winkle schickt mich«, flüsterte Zhark. »Sie
hat bei der Jahresversammlung der Beatrix-Potter-Figuren zu
tun, aber sie wollte, dass ich Sie auf den neuesten Stand bringe,
was bei uns vorgeht.«
»Ist jemand bei dir, Schatz?«, fragte meine Mutter aus dem
Wohnzimmer.
»Nein, nein«, rief ich zurück. »Bloß ein wahnsinniger Massenmörder, der die inter-galaktische Weltherrschaft anstrebt.«
»Das ist ja nett«, rief sie.
Ich wandte mich wieder Zhark zu. »Also? Was gibt's Neues?«
»Max de Winter aus Rebecca ist wieder verhaftet worden«,
sagte Zhark nachdenklich.
»Ich dachte, Snell hätte dafür gesorgt, dass die Mordanklage
fallen gelassen wird?«
»Hat er auch. Jetzt wollen sie ihn wegen Versicherungsbetrug
schnappen. Erinnern Sie sich noch an das Boot, in dem er
untergegangen ist mit seiner Frau?«
Ich nickte.
»Na ja, wie es scheint, hat er Schadensersatz dafür beantragt,
und jetzt denkt das Justizministerium, sie können ihn dafür
belangen.«
So etwas kam neuerdings immer häufiger vor. Der GattungsRat hatte Jurisfiktion beauftragt, die Handlung der Romane und Theaterstücke möglichst stabil zu halten. Wenn es die
Autoren wollten, blieben Mörder in Freiheit und Tyrannen
konnten regieren, so lange sie wollten, und wir hatten dafür zu
sorgen, dass sich daran nichts änderte. Kleinere Vergehen, die
der lesenden Öffentlichkeit nicht bewusst waren, konnten wir
getrost übersehen. In einem Geniestreich der Bürokratie hatte
der GattungsRat aber gleichzeitig das Justizministerium autorisiert, jede Rechtsverletzung der Charaktere juristisch zu überprüfen. Max de Winter hatten sie praktisch seit Erscheinen des
Buches verfolgt, aber bisher hatten wir immer noch alle Attacken abwehren können. Versicherungsbetrug! Es war wirklich
unglaublich.
»Habt ihr den Gryphon in Kenntnis gesetzt?«
»Der arbeitet an Fagins zwanzigstem Gnadengesuch.«
»Er soll sich drum kümmern. Wir können Max de Winter
keinem Amateur überlassen. Was ist denn mit Hamlet? Kann
ich ihn wieder zurückschicken?«
»Nicht … als … solchen«, sagte Zhark zögernd.
»Er wird allmählich ein bisschen lästig«, musste ich zugeben,
»und es besteht die Gefahr, dass er verhaftet wird, weil er aus
Dänemark kommt. Ich werde ihn nicht ewig damit beschäftigen
können, Mel-Gibson-Videos anzusehen.«
»Könnte Mel Gibson mich vielleicht spielen?«, sagte Zhark
sehnsüchtig. »Das wäre schön.«
»Ich fürchte, Bösewichter spielt Gibson nicht«, sagte ich.
»Schade. Ist der Kuchen da übrig?«
»Nehmen Sie sich nur.«
Zhark
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