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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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mit seinem Freund Luke. Luke arbeitete im Haus neben Nr. 67 als erster
Lakai von Lord Charteris. Luke war groß und sah gut aus. Er war dunkelhaarig im
Gegensatz zu dem hochgewachsenen, blonden Joseph. Wegen der Mehlsteuer hatten
beide Lakaien darauf verzichtet, ihr Haar zu pudern.
    Joseph
hatte seinen Ausflug in die Kensington-Gärten zusammen mit Lizzie sehr
genossen. Sie hatte eine Art, sich alles, was er sagte, mit großen Augen und
voller Ernst anzuhören, die ihm schmeichelte und das Gefühl gab, dass er sehr
bedeutend war. Auch hatte sie in ihrem sauberen weißen Kleid und dem gepflegten
Kopf mit dem glänzenden braunen Haar fast hübsch ausgesehen. Er wollte ihr
etwas kaufen. Immer noch hatte er keine Zeit gefunden, für sie ein Geschenk zu
besorgen.
    »Hör
mal, Luke«, sagte er, »was könnte denn ein junger Mann einer Lady für ein
feines Geschenk machen?«
    »Für
wen ist es?« fragte Luke neugierig.
    Joseph
errötete und schaute weg. Wie die meisten Londoner Diener war er durch und
durch snobistisch. Er beneidete und bewunderte Luke und brachte es einfach
nicht fertig, ihm zu gestehen, dass das Geschenk für ein gewöhnliches
Küchenmädchen bestimmt war.
    »Es ist
für Miß Hunt«, sagte er verzweifelt. Miß Hunt war eine gestrenge Gouvernante,
die in der Clarges Street Nr. 52 arbeitete.
    Luke
spitzte die Lippen und pfiff. »Du willst aber hoch hinaus, was?« sagte er; ein
Lakai, der einer Gouvernante den Hof machte, war so verwegen wie ein Kaufmann
aus der City, der eine wohlhabende Dame der Oberschicht umwarb.
    »Man
kommt nie weiter, wenn man es nicht versucht«, sagte Joseph mit einem Lachen,
das ihm selbst hohl in den Ohren klang.
    »Ich
weiß genau das Richtige, wenn du das nötige Bargeld hast«, sagte Luke. »Eine
Seidenrose. Die kaufst du am besten bei Layton-Shear in Convent Garden.«
    Ach
weiß nicht, ob ich Zeit habe«, sagte Joseph.
    »Du
hast doch damit geprahlt, dass du zwei Pfund gekriegt hast. Komm. Wir nehmen
uns eine Mietkutsche.«
    Auf dem
Rückweg zur Clarges Street ließen die beiden Männer die Kutsche schon am
Piccadilly anhalten, damit sie nicht etwa einer ihrer Butler bei ihrer
Verschwendungssucht ertappte.
    Sie
schlenderten die Clarges Street entlang, als Luke plötzlich stehenblieb und
Joseph am Arm packte. »Da ist sie!« rief er. »Miß Hunt. Auf der anderen
Straßenseite.«
    »Ich
warte bis morgen«, sagte Joseph außer sich vor Aufregung, weil er gerade Lizzie
auf der Außentreppe erspäht hatte.
    »Mit
Kleinmut hat man noch nie schöne Damen erobert«, sagte Luke grinsend. »Ich
helfe dir. Miß Hunt!« rief er.
    Eine
junge Frau mit harten Gesichtszügen wandte sich um und blickte sie hochmütig
an.
    Joseph
stöhnte innerlich, doch er musste die Sache durchstehen. Er brachte es einfach
nicht übers Herz, Luke zu gestehen dass er für ein einfaches Küchenmädchen eine
teure Seidenrose gekauft hatte. Er überquerte die Straße, und Luke folgte ihm
»Miß Hunt«, sagte Joseph und verbeugte sich tief, »bitte, erweisen Sie mir die
Ehre, diese Rose anzunehmen.« Sie zog die schmalen Augenbrauen hoch und schaute
ihn an, als ob er soeben
    aus der
Kloake gekrochen wäre. »Sie ist aus Seide«, stammelte Joseph.
    Sie
ließ ihre Augen kalt und abschätzig von oben bis unten über Joseph gleiten,
bevor sie sich abwandte und die Eingangstreppe hinaufstieg.
    »Verflucht,
du alter Rattensack«, rief Luke zornig aus. »Ich wette, du hast eine schmutzige
Unterhose an.«
    »Ich
werde mit euren Herrschaften sprechen«, sagte Miß Hunt. »Was bildet ihr
abscheulichen Kerle euch eigentlich ein!«
    »Jetzt
hast du alles verdorben«, sagte Joseph wütend. »Warum verkneifst du dir nicht
deine verdammte Gossensprache?«
    »Sie
hat's doch nicht anders gewollt«, entgegnete Luke leidenschaftlich. »Es ist mir
ganz egal. Wenn du mich fragst, du wärst verdammt besser dran mit der Lizzie da
drüben. Sie wird direkt hübsch, finde ich.«
    In
diesem Augenblick sah Luke seinen Butler, Mr. Blenkinsop, aus einem
Erdgeschoßfenster von Nr. 65 spähen. Er sprang über die Straße und verschwand
im Haus.
     Joseph
ging unglücklich zu Lizzie hinüber, die ihn traurig ansah.
    »Was
starrst du mich so an?« fragte er wütend. Er stieß sie grob zur Seite und ging
die Treppe hinunter.

    Rainbird hörte sich
nach außen hin höflich und innerlich mit wachsender Belustigung Lord Guys Frage
an, ob der Butler etwas über eine Miß Jones vom Berkeley Square wisse.
    »Um die
Wahrheit zu sagen, ja«, antwortete

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