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04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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zeigen, wie sehr sie sie liebte. Und ausgerechnet
jetzt machten sie ihr alle Liebeserklärungen, die sie sich immer erträumt
hatte, nachdem sie sich unglaublich schlecht benommen hatte.
    »Ich
auch«, sagte Peter und drückte ihr die Hand. »Ich war so stolz auf dich,
Esther. Ich habe gedacht, mein Herz zerspringt. Und du hast mir vertraut. Ich
habe mich wie ein Mann gefühlt, als sie mich auf das Pferd gehoben hat. Und der
Kampf, auf der Bühne, den du mit ihr ausgetragen hast, hat so echt ausgesehen.
Es war ganz toll, wie sie umfiel, als du so getan hast, als ob du sie
schlägst.«,
    Als die
Kutsche am Berkeley Square ankam, riss sich Esther zusammen und sagte förmlich,
ohne Lord Guy dabei in die Augen zu blicken: »Ich bin Ihnen sehr zu Dank
verpflichtet, Sir.«
    »Es war
mir ein Vergnügen, Ihnen, zu Diensten zu sein, Madam«, antwortete er.
    Esther
wollte ihn gern los sein, aber gleichzeitig wünschte sie sich sehnlichst die
Rückendeckung eines Mitglieds der feinen Gesellschaft, auch wenn es sich dabei
nur um ein sittlich verdorbenes und unwürdiges Mitglied handelte.
    »Darf
ich Ihnen eine Kleinigkeit anbieten, Mylord?« fragte sie.
    »Danke.
Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Im Haus
bat ihn Esther, in dem düsteren und trostlosen Salon Platz zu nehmen; sie
brachte die aufgeregten Kinder nach oben. Bevor sie sie dem Kindermädchen
übergab, bat sie beide, keinem der Diener etwas zu erzählen, »denn es war eine
abenteuerliche und ungewöhnliche Angelegenheit«, begründete sie ihre, Bitte mit
einem äußerst unguten Gefühl.
    »Wir
werden es keiner Menschenseele erzählen, nicht wahr, Amy?« sagte Peter. »Du
hast uns bisher nie ein großes Geheimnis anvertraut, Esther.«
    Dann
klingelte Esther nach ihrer Zofe und zog sich mit deren Hilfe um, frisierte ihr
Haar zu einem Knoten, stülpte sich ein Häubchen darüber und ging die Treppe
hinunter, um Lord Guy gegenüberzutreten.
    Es war
ein Abend, an dem sie sämtliche Regeln des Anstands verletzte. Esther wußte,
dass sie die Tür offenlassen musste, da sie unverheiratet und nicht in
Begleitung einer Anstandsdame war. Aber sie fürchtete, dass einer der Diener
hören könnte, was sie zu sagen hatte, und so schloss sie die Tür, nachdem sie
sich davon überzeugt hatte, dass Wein und Gebäck serviert waren.
    Lord
Guy goss ihr ein Glas Wein ein und reichte es ihr. Esther wollte gerade sagen,
dass sie in ihrem ganzen Leben noch nichts Stärkeres als Limonade getrunken
hatte, aber sie fühlte sich immer noch sehr angegriffen, und deshalb nahm sie
das Glas und bat Lord Guy, wieder Platz zu nehmen.
    »Ich
nehme an, Sie benutzen diesen Raum nicht oft, Madam«, sagte Lord Guy, als er,
sich auf einer unbequemen barocken Scheußlichkeit mit hoher geschnitzter Lehne
niederließ.
    »Doch«,
sagte Esther und nippte automatisch an ihrem Wein, »er wird ständig benutzt.«
    Lord
Guy schaute sich um. Das Zimmer wurde von einer Art Katheder beherrscht, auf
dem eine riesige Bibel lag. Die Vorhänge an den Fenstern waren so schwer und
rot und steif, als ob sie in Blut getaucht worden wären. Der Kaminsims war aus
schwarzem Marmor, genauso wie die Uhr darauf. Über der Feuerstelle hing das
Gemälde, eines überaus mürrisch aussehenden Mannes in strenger Kleidung, der
feierlich auf sein Ohr deutete, als ob er einem Arzt zeigen wollte, wo es weh
tat, oder andeuten, dass die ganze Welt verrückt sei.
    »Ihr
Vater?« fragte Lord Guy höflich.
    »Nein,
Mylord«, sagte Esther, die allmählich wieder die alte wurde. »Das ist einer
unserer großen Reformatoren, Mr. Isaac Sidcup.«
    Er sah,
dass sie ihren Wein fast ausgetrunken hatte und füllte ihr Glas von neuem.
    Dann
setzte er sich wieder und schlug die wohlgeformten Beine übereinander. Die
Leute sprechen immer davon, dass die heutige Frauenmode schamlos ist, dachte
Esther. Aber die Unaussprechlichen der Männer sind derart hauteng, dass sie der
Phantasie wenig Spielraum lassen.
    Sie
legte misstrauisch die Stirn in Falten als sie ihr Weinglas betrachtete.
Warnten die Prediger deshalb vor den gefährlichen Folgen des Weins? War es der Wein,
der sie veranlasste, über Männerbeine nachzudenken?
    Esther
blickte auf und sah, dass Lord Guy sie mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und
Belustigung beobachtete. Er ist sehr schön, dachte sie, und beinahe blieb ihr
die Luft weg. Sie musste ihren ganzen Willen aufbieten, um sich
zusammenzunehmen.
    »Mylord«,
sagte sie, »ich vertraue darauf, dass Sie über die Vorfälle des heutigen

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