Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Herzenspoker

04 - Herzenspoker

Titel: 04 - Herzenspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
besaß die Unverschämtheit" ihr eine Seidenrose zu überreichen,
die sie natürlich zurückwies. Einer der beiden hat ihr etwas Unglaubliches
zugerufen. Miß Hunt ist äußerst feinfühlig. Sie hat einen Anfall erlitten,
sobald sie die Türe hinter sich geschlossen hatte. Es verletzt meine Gefühle,
dass ich meinen Fuß in dieses Haus setzen muss, Mylord. Ich erlaube mir, Ihnen
zu sagen, dass Sie mit Ihren üblen Streichen Schande über ganz Mayfair gebracht
haben. Ich erlaube mir ferner, Ihnen zu sagen -«
    Lord
Guy hob, die Hand.
    »Genug!«
sagte er. »Joseph, kommen Sie her! Was haben Sie oder dieser andere Lakai genau
gesagt?«
    Ach war
es nicht, ehrlich, Mylord. Es war Luke«, sagte Joseph, der herbeigeschlurft kam
und mit gesenktem Kopf dastand.
    »Schauen
Sie mich an, Mann, wenn Sie mit mir reden!«
    Joseph
hob den, Kopf. In seinen Augen glitzerten Tränen, und seine Lippen zitterten.
    »Ich
frage Sie noch einmal, was hat dieser Kerl, dieser Luke, gesagt?«
    »Ich
habe ... ich habe Miß Hunt eine Seidenrose geben wollen, als Geschenk,
sozusagen«, sagte Joseph unglücklich. »Sie hat nichts gesagt, nur die Augenbrauen
in die Höhe gezogen und sich umgedreht. Luke, er ... er ...«
    »Nun
machen Sie schon. Raus damit!«
    »Er hat
gesagt: >Ich wette, du-du ha-hast eine schmutzige, Unterhose
an<«, stammelte Joseph und begann jämmerlich zu schluchzen.
    Lord
Guy zog sein Monokel heraus, putzte es, hob es ans Auge und musterte
nachdenklich Miß Hunts unbewegte Miene.
    »Ist
das wahr?« fragte er gütig,
    »Mylord?«
    »Haben
Sie eine schmutzige Unterhose an?«
    Rainbird
wandte sich schnell ab, um ein Lächeln zu verbergen. Joseph stand mit offenem
Mund da.
    Lady
Debenham begann seltsam keuchende Töne auszustoßen - wie die neuen
Dampfmaschinen. Dann ertönte ihre Stimme plötzlich schrill über all dem
Stampfen und Keuchen: »Wie können Sie es wagen!«
    »Wenn
Sie zu mir kommen und mich beleidigen«, sagte Lord Guy teilnahmslos, »dann
müssen Sie damit rechnen, ebenfalls beleidigt zu werden.«
    »Sie,
Mylord, sind so verdorben wie Ihre Diener.«
    »Und
Sie, Mylady, sind eine ebenso sauertöpfische, reizlose alte Schachtel wie Ihre
Dienerin.«
    »Kommen
Sie, Miß Hunt«, rief Lady Debenham.
    »Ich
bekomme gleich einen Anfall«, stammelte Miß Hunt mit ersterbender Stimme.
    »Nehmen
Sie sich zusammen«, fuhr Lady Debenham sie an. »Ich bin diejenige, die das
Recht zu einem Anfall hat, nicht Sie.« Sie rauschte hinaus und stieß dabei
beinahe mit Rainbird zusammen, der herbeisprang, um ihr die Tür aufzuhalten.
    Rainbird
brachte sie hinaus und kehrte dann in den vorderen Salon zurück. Ich darf nicht
lachen, dachte er, aber er platzte beinahe vor unterdrücktem Lachen.
    »Nun,
Joseph«, sagte Lord Guy, »mir scheint, Sie haben sich sowohl in der Wahl Ihres
Freundes als auch Ihrer Angebeteten geirrt. Was in aller Welt hat Sie dazu veranlasst,
einer solch unangenehmen Person ein derart teures Geschenk zu machen?«
    Joseph
ließ den Kopf hängen. »Es war eigentlich nicht für sie, Mylord. Es war für
Lizzie.«
    Lizzie?
dachte Lord Guy. Dann hellte sich seine Miene auf. Lizzie war das
Küchenmädchen, das auf Miß Jones einen so guten Eindruck gemacht hatte.
    »Ah«,
sagte er, »unsere Lizzie ist so etwas wie ein Katalysator.«
    »Nein,
Mylord«, widersprach Joseph. »Lizzie ist Katholikin.«
    »Aber
wenn Sie die Rose für Lizzie gekauft haben, warum haben Sie sie dann Miß Hunt
gegeben?«
    »Ich
habe Luke angelogen, Mylord. Luke ist der erste Lakai von Lord Charteris nebenan.
Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass sie für Lizzie war, wo ich doch ein Lakai
bin, Mylord.«
    »Warum
nicht?«
    Joseph
errötete und schwieg. Rainbird sprang in die Bresche. »Was Joseph versucht zu
sagen, Mylord, ist, dass ein Küchenmädchen in unserer Rangordnung weit unter
einem Lakaien steht. Es wäre gerade so, als würden Eure Lordschaft einem
Bauernmädchen ein feines Geschenk machen,«
    Lord
Guy schaute verwundert. Er hatte sich schon oft über die Großtuerei der feinen
Leute geärgert. Nie hätte er gedacht, dass auch in den unteren Rängen strenge
Standesunterschiede, herrschten.
    »Ich
kann Luke nicht ausschimpfen«, sagte Lord Guy. »Das ist die Aufgabe von Lord
Charteris. Sie können einen ganz schön auf die Palme bringen. Ich weiß nicht,
was über mich gekommen ist. In meinem ganzen Leben bin ich noch zu keiner Dame
so unhöflich gewesen. Scheren Sie sich hier raus und preisen Sie, sich glücklich,
dass ich mich nicht beim

Weitere Kostenlose Bücher