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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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„Wohin sollte es denn gehen, meine Liebe?“
    „Nach Trevithick, nur für eine Weile“, stieß sie hervor. „Ich dachte, das täte mir ganz gut; wir könnten erklären, dass gesundheitliche Gründe ...“
    „Ich sehe, dass Sie gründlich planen“, bemerkte Kit derart missbilligend, dass Eleanor trotz ihrer Blässe das Blut ins Gesicht schoss. „Haben Sie das mit Ihrem Bruder abgesprochen?“
    „Nein, noch nicht“, antwortete Eleanor peinlich berührt. „Bisher sprach ich mit niemandem darüber.“
    „Eine Ihrer plötzlichen Anwandlungen also?“, fuhr Kit unerbittlich fort. „Welch ein Glück, dass ich Sie hier noch antraf! Hätte es mich doch verärgert, erneut diverse Gasthäuser und Herbergen auf dem Lande nach Ihnen absuchen zu müssen!“ Er holte tief Luft. „Ich nehme an, dass Sie allein zu reisen beabsichtigten?“
    „Mit meiner Zofe, natürlich!“, fuhr sie auf, wobei sie ihn absichtlich falsch verstand.
    „Im Übrigen war ich der Meinung, wir hätten jenes Missverständnis beigelegt, Mylord.“
    „Und nicht nur jenes, dachte ich“, gab Kit zurück, „doch habe ich mich wohl geirrt.“
    Beklommen ließ Eleanor sich auf die Bettkante fallen. „Da Sie mein Vorhaben nun kennen, werden Sie es wohl gutheißen?“, fragte sie. „Da ich hier nicht bleiben kann ...“
    „Warum können Sie das nicht?“, forschte Kit.
    „Nun, weil ...“, begann Eleanor, wusste den Satz jedoch nicht zu beenden.
    „Weil wir uns nicht zu verständigen vermögen?“, erkundigte er sich weiter. „Ich versichere Ihnen, meine Liebe, ich verlange , dass Sie bleiben; zumindest bis wir klären konnten, worum es Ihnen eigentlich geht, und dauert es auch bis in alle Ewigkeit!“
    „Heißt das, Sie verweigern mir Ihre Zustimmung?“, fragte Eleanor ungläubig.
    „Genau das, und um es klar zu sagen: Ich untersage Ihnen, sich aus dem Haus zu entfernen!“
    „Sie wollen mir verbieten, aus dem Haus zu gehen?“, rief Eleanor fassungslos aus und sprang auf.
    „Nicht ohne meine Erlaubnis, jedenfalls. Immerhin besteht die Gefahr, dass Sie davonlaufen“, erklärte Kit freundlich. „Nun beruhigen Sie sich! Es wird schon nicht so schlimm. Zu Bällen oder Matineen will ich Sie gern begleiten, und haben wir uns vollständig ausgesprochen, mögen Sie kommen und gehen, wie es Ihnen beliebt ...“
    „Das ist Erpressung!“, urteilte seine Gattin mit erstickter Stimme. „Bin ich nicht mit Ihnen einig, machen Sie mich zur Gefangenen in meinem eigenen Heim!“
    „Das stimmt nicht ganz“, widersprach er ihr, „da ich nicht verlange, eine Meinung mit mir zu teilen, sondern mir Ihre Haltung zu erklären.“ Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Dies sollte wohl verständlich sein? Es scheint, dass Sie mir etwas Wichtiges verheimlichen, von dem ich aber wissen muss. Immerhin gefährdet es unsere Ehe.“
    Eleanor schwieg darauf, die Hände ineinander verkrampft. „Oh! Das ist nicht hinnehmbar“, stieß sie hervor. „Darf ich wenigstens Besucher empfangen in diesem meinem ... Kerker?“
    „Es ist nicht nötig, melodramatisch zu werden“, erwiderte Kit lachend, „schließlich wird sich kaum etwas an unserem Leben ändern! Ich warte nur darauf, dass Sie mich ins Vertrauen ziehen, und lege also die Arznei gegen die Malaise in Ihre eigenen Hände. Möchten Sie vielleicht jetzt gleich dazu greifen?“
    Ihre Blicke kreuzten sich, bis Eleanor als Erste die Augen senkte.
    „Ganz wie Sie wollen, meine Liebe“, antwortete Kit scheinbar ungerührt. „Werden Sie am Abend mit mir dinieren oder ein Esstablett in Ihrem Zimmer vorziehen?“
    Von der Aussicht bedrückt, den Rest des Tages ohne Begleitung ans Haus gefesselt und ihren Grübeleien überlassen zu sein, hob sie den Kopf.
    „Ich danke für die Nachfrage, Mylord“, warf sie erbost hin. „Auf Ihre Gesellschaft lege ich wahrlich keinen Wert.“
    So nahm Eleanor ihr Abendessen im stillen Kämmerlein zu sich und verscheuchte jeden Gedanken an ihren Gatten, der wohl, ebenfalls allein, unten an dem riesigen polierten Esstisch saß. Nach dem Dinner beschloss sie in der Hoffnung, sich etwas zu zerstreuen und Ruhe zu finden, nach unten zu gehen und Klavier zu spielen.
    An diesem Abend brannte im Musikzimmer ein Feuer im Kamin, und frische Kerzen befanden sich in den Leuchtern, als würde sie erwartet. Eleanor begann mit leichten Stücken, melancholischen Träumereien, dann zu den ihr vertrauten Bachkantaten übergehend. Die Präzision des Spiels wie auch die Einfühlung, die diese

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