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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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geben.“
    „Dann darf sie zurückerscheinen“, meinte Monsieur Marcel leichthin, ohne sich seine Rührung anmerken zu lassen. Er konnte vor diesen Engländern keine Tränen vergießen. Außerdem hatte er die kleine Range ins Herz geschlossen. „Sagen Sie Tara, ich bin nicht mehr böse, Mademoiselle. Alles ist vergeben.“
    „Danke. Sie sind überaus freundlich, Monsieur. Ein Mensch, der so wundervolle Speisen kreieren kann, würde niemals einem Kind gegenüber gefühllos sein, das seine Anteilnahme braucht.“
    Sie verstand ihn wirklich! Sofort vergaß Monsieur Marcel seine Pläne, nach Frankreich zurückzukehren. Er würde bleiben und seiner wundervollen neuen Herrin Gerichte servieren, wie sie sie noch nie gekostet hatte!
    Etwas später gesellte Cassie sich zu Lady Longbourne ins Frühstückszimmer, und bald darauf kam auch Sarah herunter. Gemeinsam begaben die Mädchen sich nach dem Frühstück auf einen kleinen Spaziergang. Lady Longbourne zog es vor, sich auf der Chaiselongue auszuruhen.
    „Ich hatte eine so wundervolle Zeit hier in London“, sagte Sarah, als sie sich nach einem Abstecher zur Leihbibliothek wieder auf den Heimweg machten. „Es war so schön für mich, Cassie. Und alles habe ich nur dir zu verdanken. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich oft an meinen Besuch hier denken. Vielleicht komme ich nie wieder nach London, aber ich werde es nie vergessen.“
    Cassie betrachtete sie nachdenklich, da sie glaubte, ein leichtes Zittern in Sarahs Stimme zu hören. „Es freut mich, dass es dir gefallen hat, Sarah. Dein Papa wird dir sicher erlauben, uns besuchen zu kommen. Ich werde dich jedenfalls bestimmt einladen.“ Cassie zögerte und fragte dann: „War da kein Gentleman, der besonderes Interesse gezeigt hätte?“
    Sarah errötete. „Doch. Erinnerst du dich an Mr. John Barker? Er war sehr ...
    liebenswürdig, dennoch ...“ Sarah stockte und konnte nicht verhindern, dass ihr ein leiser Seufzer entfuhr. „Ich hätte ihn wohl ermutigen sollen. Es hätte Papa so gefreut, wenn ich einen Gatten gefunden hätte, aber ...“ Sie hielt wieder inne und spielte unruhig mit den Bändern ihres Retiküls. „Oh, ich bin so fürchterlich dumm!“
    „Gab es einen anderen?“, fragte Cassie besorgt. „Ich dachte, du magst Sir Harry vielleicht ganz gern ... Oh Sarah, natürlich! Wie dumm von mir, natürlich gefällt er dir. Hat er dir kein Zeichen seiner Zuneigung gegeben?“
    Sarah biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. „Er war nur sehr freundlich zu mir, Cassie. Aber er ist zu jedem so freundlich und charmant. Außerdem würde seine Mama eine Verbindung zwischen uns nie erlauben. Harry würde nie eine Heirat eingehen, die sie nicht billigt. Also würde er mich niemals bitten, ihn zu heiraten.“
    „Aber warum denn nicht? Lady Longbourne mag dich gern, Sarah, das weißt du doch.“
    „Ich bin keine Erbin.“
    „Muss es bei einer Heirat immer um Geld und Besitz gehen?“
    „Nicht immer, aber sehr oft. Das weißt du doch, Cassie.“ Sarah seufzte tief auf. „Du hast so großes Glück mit Lord Carlton. Er hat dich sehr gern, und du magst ihn auch.“
    „Ja, ich habe großes Glück“, erwiderte Cassie nicht sehr begeistert. „Lord Carlton ist ein wahrer Gentleman und sehr freundlich. Ich glaube, ich werde ein angenehmes Leben mit ihm führen.“
    „Aber ...“ Sarah sah sie erstaunt an. „Ich dachte, du ... ich meine, dein Fall ist doch ganz anders.“
    „Warum?“ Cassie war stehen geblieben und schenkte Sarah ihre ganze Aufmerksamkeit, sodass sie die verwahrloste Gestalt nicht bemerkte, die sich ihr näherte. Ein Mann sprang plötzlich auf sie zu und griff nach dem Retikül, das sie locker an seinen Schnüren hielt. Einen Augenblick hielt Cassie es fest, doch dann gab sie nach und ließ los. Im Nu war der Mann mit seiner Beute davongelaufen.
    Sarah schnappte erschrocken nach Luft. Sie war weiß wie ein Laken. „Cassie ...“, keuchte sie. „Er ... er hat deine Tasche gestohlen.“ Ihre Stimme war schwach. „Zum Glück hast du nicht versucht, mit ihm zu kämpfen. Sonst hätte er dir womöglich noch wehgetan. War viel in der Tasche?“

    „Einige Guineas.“ Cassie zuckte die Achseln.
    „Einige Guineas!“, wiederholte Sarah betroffen. „Also doch eine große Summe.“
    „Es macht nichts. Natürlich hätte ich das Geld lieber nicht verloren. Aber weißt du, Liebes, ich glaube, es muss ein alter Soldat gewesen sein und so hoffnungslos, dass er riskierte, mich am helllichten Tag

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