Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
leider ablehnen. Sie sollen wissen, dass ich meinem – zurzeit abwesenden – Gatten treu ergeben bin.“
    Darauf stieß Paulet ein gackerndes Gelächter aus und schenkte sich zum dritten Male nach. „Derart ergeben, dass Sie sich von Probyn, Darke und Ferris den Hof machen lassen? Über Ihre Art von Treue und Ihre Reputation bin ich wohlunterrichtet, Lady Mostyn ...“
    Eleanor unterdrückte den dringenden Impuls, ihre Gabel nach ihm zu werfen. Ein kalter Schauer überlief sie bei dem Gedanken, dass ihr Entführer trotz seiner Lächerlichkeit als Gegner nicht zu unterschätzen war und sein Liebesgetue nur der Steigerung seiner Lüsternheit diente, die ihm im Verbund mit dem Weingenuss eine ungesunde Röte ins Gesicht trieb.
    „Iss auf, mein hübsches Füllen!“, krächzte er. „Die Nacht ist kalt, so wärme mich, wenn wir uns dann enthüllen ...“
    „Hören Sie sofort auf damit, Sir Charles!“, unterbrach Eleanor ihn in scharfem Ton.
    Der angetrunkene Baronet stand jedoch auf, umrundete den Tisch und schob begehrlich eine Hand in ihren Rückenausschnitt, worauf sie diese abrupt, entgegen aller Vorsicht, wegschob.
    „Seien Sie so freundlich, Abstand zu bewahren, Sir, und enthalten Sie sich jeder Art von Intimität!“, befahl sie ihm angewidert. „Ich mag hier mit Ihnen von der Außenwelt abgeschnitten sein, habe aber keineswegs die Absicht, unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, oder muss ich meine Botschaft etwa in Reime kleiden?“
    Paulet, der vor Wut puterrot anlief, packte mit beiden Händen die Armlehnen ihres Stuhls und hielt Eleanor so gefangen, woraufhin sein nach Wein und Fleisch stinkender Atem zusammen mit dem Mottenkugelgeruch seiner Kleidung sie dazu brachte, recht undamenhaft zu niesen.
    „Wie hochanständig Sie sich aufführen, Lady Mostyn!“, schnarrte er, indem er unappetitliche gelbe Zähne entblößte. „Auf dieses Schauspiel guter Sitte hätte ich wohl gefasst sein müssen, denn schließlich wurden Sie zur Dame erzogen, wenn Sie sich auch in der Regel nicht als solche zu benehmen wissen!“
    In dem Versuch, Eleanor zu küssen, umklammerte er ihre Arme, worauf sie sich ihm, ihren Mund mit der Hand schützend, angeekelt entwand. Ein Zittern durchlief sie.
    Wie tief war sie doch gesunken!
    Mitten in diese Szene platzte der eifrige Gastwirt mit dem Nachtisch. Hinter ihm hörte man sich nähernde Schritte, die Eleanor jedoch nicht zur Kenntnis nahm; denn als Sir Charles sie leise fluchend losließ, erhob sie sich, entriss dem Wirt die Süßspeisenplatte und schmetterte sie ihrem aufdringlichen Verehrer in hohem Bogen an den Schädel. Verblüfft sank der Schwerenöter zu Boden, wo er mit Dessert bekleckert betäubt liegen blieb.
    Eleanor taumelte zurück, fiel beinahe über ihren Stuhl und wurde unerwartet von zwei starken Armen aufgefangen, worauf sich eisige Stille über den Raum legte.
    Puddingtriefend setzte Paulet sich auf, plötzlich einen gehetzten Ausdruck in den Augen, während Eleanor sich losriss und herumfuhr.
    „Kit?“, fragte sie ungläubig, wobei sie zitternd nach ihrem Stuhl tastete, denn ihr wurde schwindlig.
    Unzweifelhaft war es ihr Ehemann, der ihr gegenüberstand, doch glich er kaum dem Mann ihrer Erinnerung. Mit seiner Körpergröße schien er den kleinen Salon zu beherrschen, und seine Zornesmiene jagte Eleanor Angst ein. Die saphirblauen Augen in seinem gebräunten Gesicht entsprachen mehr denn je dem klaren harten Glanz dieser Edelsteine, und um Mund und Augen hatten sich Linien eingegraben, die ihr fremd waren; er wirkte erschöpft, wie von Krankheit gezeichnet.
    Wie betäubt starrte sie ihn an, konnte sie es doch nicht fassen, dass ihr Gatte buchstäblich aus dem Nichts wieder aufgetaucht war. Erneut schwankte sie, in ihrem Schock kaum fähig, sich festzuhalten. Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn.
    „Kit ...“, sprach sie ihn endlich, um Fassung bemüht, an. „Wie um alles in der Welt kommen Sie hierher? Ich hatte Sie fast verloren geglaubt!“
    „Das scheint mir auch so“, antwortete Kit in kaltem Ton, bevor er seinen scharfen Blick von seiner Gemahlin zu dem kleinlauten Baronet wandern ließ, der nicht Manns genug war aufzustehen und feige am Boden liegen blieb. Eleanor aber kam eine Ohnmacht an, der sie sich nur zu gern ergab. Die Augen schließend merkte sie noch, wie Kit sie auffing; dann verlor sie die Besinnung.
    „Welch unglückliches Zusammentreffen“, hörte Eleanor sich murmeln, als sie das Bewusstsein

Weitere Kostenlose Bücher