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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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man in London über Sie spricht?“, fragte er grimmig. „Über die schöne Lady Mostyn, die ihre Gunst so freizügig gewährt! In den Clubs werden Wetten auf Sie abgeschlossen – wird Probyn Ihr nächster Liebhaber sein oder Paulet? Wetteinsatz ist ein Affe, und Darke soll Ihr derzeitiger Favorit sein!“
    Damit hieb er mit der Faust auf den Tisch, dass die Brandyflasche einen Satz machte.
    „Man mag mir ja ankreiden, dass ich Sie allein ließ, indes haben Sie sich offenbar nicht lange deswegen gegrämt!“
    „Sie messen mit zweierlei Maß, Mylord, was ich nicht gutheißen kann“, gab Eleanor erregt zurück. „Doch scheint es einem Ehemann freizustehen, zu tun, wie ihm beliebt; jederzeit zu entschwinden und zurückzukehren, wenn er es wünscht.“
    In ihren Worten lagen Stolz und Verzweiflung zu gleichen Teilen, doch als sie verstohlen auf Kit blickte, goss dieser sich nur ein Glas Brandy ein. Seine Miene war ausdruckslos, als habe er sie nicht gehört. Das Herz zog sich ihr vor Qual zusammen.
    Niedergeschlagen ging sie zum Fenster und starrte in die Dämmerung hinaus. Dort setzte sich gerade Paulets Kutsche, deren Holm wie durch ein Wunder wieder ganz war, in Richtung London in Bewegung.
    „Sie mögen sich in den Bordellen von England bis Konstantinopel amüsiert haben, ohne dass es mir etwas auszumachen hat, Sir“, fuhr sie in bitterem Ton fort. „Doch hätten Sie mir wenigstens Ihre Rückkehr ankündigen können!“
    Die Beine vor dem Feuer ausgestreckt, nahm Kit einen tiefen Zug aus seinem Brandyglas. „Es tut mir leid, Ihr Vergnügen gestört zu haben“, sagte er mit schleppender Stimme, „aber ich ahnte nicht, dass Sie sich als Mätresse zu etablieren wünschten.“
    „Allenfalls habe ich mich der Unüberlegtheit schuldig gemacht; Sie hingegen ...“ Vor Gram brach ihr die Stimme, vermochte sie doch nicht einmal ansatzweise in Worte zu fassen, was er ihr angetan hatte. „Darf ich erfahren, was Sie von mir erwarteten?“, brach es aus ihr heraus. „Dass ich zu Hause sitze und mich nach Ihnen verzehre?
    Vielleicht wären Sie nie wiedergekommen! Wir hielten es sogar für möglich, dass Sie den Tod fanden!“
    Kit warf Eleanor einen freudlosen Blick zu. „Das hätte Ihnen gefallen, nicht wahr?
    Dann hätten Sie das Leben einer lustigen Witwe führen können. Sie machen mir wirklich alle Ehre!“
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ein aufgebrachter Laut entfuhr ihr, als sie empört zum Kamin trat, die hässliche Uhr ergriff, die auf dem Sims stand, und sie nach Kit warf, der das Geschoss mühelos mit einer Hand auffing.
    „Ein eklatanter Fehlwurf, meine Liebe!“, spöttelte er. „Man fragt sich, warum Sie die Uhr Sir Charles nicht an den Kopf warfen, wenn er Ihnen doch so zuwider war!“
    Daraufhin presste seine Gemahlin, die nicht fassen konnte, dass sie derart die Beherrschung verloren hatte, beide Hände vor den Mund, um nicht zu weinen.
    „Möglicherweise haben wir beide unrecht“, lenkte er nach einer Weile ein. „Können wir uns nicht in Ruhe unterhalten? Es stimmt ja, dass ich längere Zeit abwesend war, habe Ihnen aber, sobald es ging, geschrieben und die Gründe dargelegt. Danach schickte ich weitere Briefe – was Sie doch nicht abstreiten werden?“
    Hätte Kit sich von Anfang an eines solch gemäßigten Tones befleißigt, wäre Eleanor wahrscheinlich zu besänftigen gewesen; inzwischen aber war sie zu aufgebracht.
    Bei ihrer ersten Begegnung vor einem Jahr hingegen schienen sich beide auf faszinierende Weise zueinander hingezogen zu fühlen. Auf Bällen und Abendgesellschaften waren sie umeinandergestrichen – was sehr aufregend war –, um sich hinter Lady Trevithicks Rücken einen gemeinsamen Tanz oder ein Gespräch zu stehlen. Lord Mostyn, ein Bild von einem Mann, war genau von der Art, vor der die Anstandsdamen ihre jungen Schützlinge warnten, und Eleanor selbst hatte unter dem Deckmantel seiner Kultiviertheit eine Kraft wahrgenommen, von der sie sich gleichermaßen beunruhigt wie angezogen fühlte. Alles war ihr sehr romantisch vorgekommen.
    Nun aber erkannte sie, dass sie einen Unbekannten geehelicht hatte, war er auch noch so anziehend. Die Mitglieder beider Familien, Mostyn wie auch Trevithick, galten im Allgemeinen als gut aussehend. Und Kit, wie seine Zwillingsschwester Charlotte blond und hochgewachsen, beeindruckte im Gegensatz zu deren hübschen weiblichen Zügen mit seinen ausdrucksstarken männlichen, deren aristokratischer Stolz nur durch sein verwegenes

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