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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Lächeln gemildert wurde, mit dem er ihr Herz im Sturm eroberte.
    Jetzt aber schaute er eher unwirsch drein, und sie vermerkte in stillem Zorn, dass seine Überheblichkeit offenbar seine charmante Seite überwog.
    „Briefe?“, wiederholte sie ungläubig. „Ich danke schön, Mylord. Aber wie schon gesagt, habe ich keinen einzigen erhalten.“
    Ihr Gatte seufzte resigniert, kaum verbergend, dass er ihr keinen Glauben schenkte, was sie über die Maßen ärgerte. „Nun denn“, sagte er in müdem Ton, „so bin ich bereit, zu erklären, was mir widerfahren ist und wo ich mich aufgehalten habe.“
    Eleanor ballte die Hände zu Fäusten, um ihren Zorn nicht herauszuschreien. Also geruhte ihr Gemahl am Ende doch, sich zu offenbaren! Jetzt aber war es zu spät.
    Quälende Visionen von Opernsängerinnen in Kits Armen überfielen sie, worauf sie in dem verzweifelten Versuch, nicht zu weinen, die Augen schloss.
    Sie erwartete nichts anderes, als dass Kit sich auf das Recht der Männer berufen wollte, sich stets frei bewegen und ihren Vergnügungen nachgehen zu können, gleichzeitig von der Ehefrau aber gesetzten Anstand zu erwarten. Dieser Demütigung wollte sie sich nicht aussetzen, hatte sie doch dasselbe schon als Debütantin von ihrer Mutter zu hören bekommen und es als unsinnig abgetan, da sie vom Ehestand die romantischsten Vorstellungen hegte. Inzwischen aber fühlte sie sich von den gesellschaftlichen Konventionen eingeholt und ihnen unterworfen.
    Dazu kam, dass ihr Stolz es ihr verbot, ihm zu eröffnen, was sie bewegte: wie sie mit wehem Herzen auf ihn gewartet und wie indiskret ihre Mutter intime Details der Angelegenheit herumerzählt hatte. Wie sie verunglimpft und verspottet wurde und alle Gerüchte sich scheinbar nur um sie drehten. Noch tiefer aber ging ihr heimliches, einsames Leid, das er verursacht hatte. Das würde sie ihm wohl niemals vergeben können. Allerdings hatte es den Anschein, dass er eine Entschuldigung ohnehin nicht für nötig hielt.
    So wandte Eleanor sich ab. „Ich verzichte auf Erklärungen, Mylord“, sagte sie kühl.
    „Sie können tun, was Ihnen beliebt.“ Erstaunt bemerkte sie, wie sie ihn damit erneut in Rage versetzte, und diese Macht zu besitzen gab ihr, wenn sie sich darob auch kindisch schalt, Genugtuung.
    „Eleanor, ich wünsche wirklich, mich verständlich zu machen ...“, versuchte er es aufs Neue, dringlicher diesmal.
    „Ich denke, es ist besser, wir betrachten die Sache als erledigt“, wies sie ihn noch einmal, lächelnd nun, ab.
    „Zum Teufel, Eleanor, ist Ihnen plötzlich alles egal?“, fragte Kit aufgebracht. „Erst zehn Minuten ist es her, dass Sie mich für meine Abwesenheit geißelten!“
    Betont graziös zuckte sie die Schulter. „Ihre plötzliche Rückkehr war schockierend, Mylord, doch sollten wir uns die Schmach ersparen, zu beichten, was wir in all den Monaten taten. Ich bitte Sie, das Thema fallen zu lassen.“
    Während des einsetzenden Schweigens erschien ein schwer zu deutender Ausdruck auf seinem Gesicht; seufzend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich meine zu verstehen“, sagte er bitter, „und werde Ihnen keine Fragen stellen. Auch ich ziehe es vor, nichts erfahren zu müssen.“
    „Als verheiratete Frau ohne Gemahl bin ganz gut zurechtgekommen“, versetzte Eleanor in heiterem Ton, „weshalb es sich zu empfehlen scheint, auch fortan eine moderne Ehe zu führen. Sie gehen Ihren Interessen nach, und ich verfolge die meinen!“
    „An denen es Ihnen offenbar nicht mangelt ...“
    „Der Öffentlichkeit präsentieren wir eine hübsche Fassade ...“
    „Das klingt ja fabelhaft“, unterbrach Kit sie sarkastisch.
    Eleanor schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, obwohl ihr todtraurig zumute war.
    Zwar hatte sie das Gespräch in diese Richtung gelenkt, doch sie sehnte sich danach, geliebt und in die Arme genommen zu werden. Dieser Fremde mit den kalt blickenden blauen Augen aber schien nicht der Mann, den sie geheiratet hatte.
    „Dann sollten wir jetzt gemeinsam nach oben gehen“, setzte er hinzu, wobei ein spöttisches Lächeln seine Lippen kräuselte. „Schließlich müssen wir uns daran gewöhnen, der Welt gegenüber den Anschein zu wahren.“

2. KAPITEL
    „Wie absolut lächerlich, hier übernachten zu wollen, Mylord“, wisperte Eleanor missmutig, während ihr Gemahl sie, mit einer Hand fest ihren Ellbogen fassend und mit der anderen den Kerzenleuchter, eine wacklige Treppe hinaufführte. „Warum fahren wir nicht nach London

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