04 - Lebe lieber untot
armen Kerl, von dem er Besitz ergriffen hatte, verlassen hat und in dich gefahren ist, als du ihn berührt hast.“
„Ich? Von einem Dämon besessen?“ „Es ist möglich.“
„Sagst du. Ich bin aber von überhaupt nichts besessen.“
Vielleicht mal abgesehen von einem Anflug von Eitelkeit. Und einer gesunden Portion Lust. „Ich meine, das würde ich doch wissen, oder nicht? Ich würde es fühlen!“
„Daran besteht kein Zweifel. Das ist ein regelrechter Krieg. Du gegen den Dämon. Das kann ziemlich hässlich werden.“ Er blickte sich um. „Als ich die Tür gesehen habe, dachte ich nämlich schon, der geistige Kampf wäre zu einem physischen geworden.“
„Ich hatte nur Probleme mit meinem Schlüssel.“ Ich betrieb eine Nanosekunde lang Gewissenserforschung und entdeckte absolut nada in puncto hässlicher, schleimiger Dämon. Dann wandte ich mich wieder Ty zu. Ich konnte nicht anders - und lächelte ihn an. „Du bist hergekommen, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast.“
„Das, und außerdem ist ein ziemlich großes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.“
Mein strahlendes Lächeln starb zugleich mit meinem Ego. „Du hast den Bogen ja wirklich raus, wie man einer Frau die Illusionen nimmt.“
Er grinste. „Hey, schließlich dreht sich alles ums Geschäft.“
Wie wahr.
Er wusste genauso gut wie ich, dass es keinerlei Sinn hatte zuzugeben, dass er sich weitaus mehr Sorgen um mich als um -ein paar tausend Dollar machte. Selbst wenn wir nicht auf den entgegengesetzten Seiten des Vampirspektrums gestanden hätten - Ty hatte seine eigenen Probleme, nämlich einen rachsüchtigen, sadistischen Erschaffer, der ihm auch nicht einen einzigen Augenblick des Glücks gönnte.
Ty wusste, dass Logan (besagter sadistischer Erschaffer) ihn ständig beobachtete. Und darum weigerte er sich, eine Beziehung mit mir einzugehen, aus Angst, ich könnte in das Kreuzfeuer zwischen seiner Vergangenheit und der Gegenwart geraten. Wirklich süß.
Das war aber nur eines von vielen Hindernissen, denen wir gegenüberstanden; also gab es absolut keinen Grund für Ty zuzugeben, dass er um mich besorgt war; oder für mich, mich davon auch nur im Mindesten rühren zu lassen. Ich sollte ihn wirklich beim Wort nehmen und mit all den anderen kalten, emotionslosen, geldgierigen Vampiren da draußen in einen Topf werfen.
„Wie hoch ist das Kopfgeld?“ Ich konnte einfach nicht anders.
„Ziemlich hoch.“
„Übersetz das doch bitte mal in Dollar und Cent.“ „Eine ganze Menge Dollars und ein ebenso hoher Betrag in Cent.“
„Du hast überhaupt keine Ahnung, hab ich recht?“ Was nichts anderes zu bedeuten hatte, als dass es ihm nicht um die Knete gegangen war, als er zu mir geeilt war.
„Ich wollte mir gerade ein Glas Blut einschenken“, hörte ich mich selbst sagen. „Ich hab mehr als genug davon da. Hättest du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“
„Du meinst doch nicht im Ernst, dass das eine gute Idee ist, oder?“
Doch. „Nein.“ Ich kämpfte gegen ein Gefühl der Enttäuschung an. „Du solltest vermutlich wieder an die Arbeit gehen.“ „Vermutlich.“
„Schließlich läuft irgendwo da draußen ein Dämon rum, auf dem dein Name steht.“
„Das stimmt.“ Er wirkte auch nicht allzu glücklieh darüber.
Ich rang mir ein Lächeln ab. „An deiner Stelle würde ich Handschuhe anziehen. Ich kann den Schleim immer noch fühlen.“
Er warf mir einen besorgten Blick zu. „Bist du sicher, dass alles okay ist? Du fühlst dich gar nicht anders als sonst?“
Genau genommen fühlte ich mich schon ganz schön anders als sonst. An einigen Stellen wärmer. An anderen eher verzweifelt. „Mir geht's gut. Ich bin müde, aber sonst ist alles in Ordnung. Da wir übrigens gerade davon reden: Dir bleibt doch noch eine ganze halbe Stunde, um dahin zu kommen, wo auch immer du hinwillst, denn ich bezweifle, dass du daran gedacht hast, Sonnencreme mitzubringen.“
Er zwinkerte. „Wie der Zufall so spielt, habe ich genau hier in meiner Tasche eine Tube mit dem Lichtschutzfaktor 2000.“
„Und ich dachte, du bist einfach nur froh, mich zu sehen.“ Okay, ich flirtete mit ihm. Aber das war doch nur ein harmloses Wortgeplänkel. Es war ja nicht so, als ob ich vorhätte, ihn mir über die Schulter zu werfen, auf mein King-Size-Bett zu schleudern und ihm die Kleider vom Leib zu reißen.
Es sei denn, er bäte mich darum.
„Ich sollte jetzt besser gehen“, sagte er hastig. Sein wissender Blick bohrte sich in meinen. „Und du
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