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04 - Lebe lieber untot

04 - Lebe lieber untot

Titel: 04 - Lebe lieber untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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dann beugte er sich zu mir hinab und küsste mich.

21

    Es war der heißeste, wildeste, leidenschaftlichste Kuss meines ganzen Lebens nach dem Tode. Und der kürzeste.
    In der einen Minute presste sich Tys starker, entschlossener Mund noch auf meinen; seine Zunge liebkoste und forschte so, dass keine Geheimnisse zwischen uns auch nur irgendeinen Bestand mehr hatten. Und in der nächsten stand ich mutterseelenallein da und starrte in den dunklen, leeren Korridor vor mir, an dessen anderem Ende eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Schritte verklangen. Das Flattern kleiner Flügel, das dem hektischen Pochen meines Herzens glich. Und dann war er fort.
    Ich blinzelte.
    Hä?
    Ich blinzelte erneut, während mein Gehirn zu verarbeiten versuchte, was er gerade getan hatte und was ich getan hatte und was das Ganze zu bedeuten hatte und ..
    Ich schüttelte den Kopf, ging wieder in meine Wohnung und verschloss die Tür hinter mir. Marvin Gaye war inzwischen verstummt und durch eine langsame Rockballade von Nickelback ersetzt worden. Ich ging zum Schlafzimmer hinüber, um rasch einen Blick hineinzuwerfen.
    Die Wände schienen zu vibrieren, und sobald ich die Tür öffnete, entdeckte ich auch, warum. Meine treue Assistentin schwebte etwa drei Meter hoch in der Luft, das Gesicht zur Decke gewandt. Sie knallte ihren Kopf im Takt der Musik gegen die Gipskartonplatten, und immer wieder rieselte Putz auf meine Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle.
    Ich riss den iPod aus seiner Dockingstation, und augenblicklich kehrte Ruhe ein. Das Headbanging hörte auf, und Evie fiel wieder auf die Matratze zurück. Ihre Stirn war übel zugerichtet und blutete, ihr Gesicht wirkte so geschwollen und aufgedunsen, dass es mir glatt die Brust abschnürte.
    Mit einem Schlag landete ich wieder in der Realität und vergaß Ty und meine verrückten, durchwachsenen Gefühle für ihn. Rasch sprenkelte ich das Zimmer noch einmal mit Weihwasser ein und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück.
    Ich ignorierte die Gelben Seiten und schnappte mir mein Handy. Sosehr ich auch hasste, es zugeben zu müssen - ich wusste doch, dass ich auf mich allein gestellt keinen Exorzisten finden und Evie nicht aus diesem Schlamassel herausholen konnte. Ich brauchte Verstärkung.
    Also scrollte ich durch die Nummern meines Verzeichnisses, bis ich gefunden hatte, was ich suchte, und drückte die Anruf-Taste.
    „Du brauchst einen was?“ Max' ungläubige Stimme donnerte in mein Ohr.
    „Einen Exorzisten.“
    „Ich dachte mir schon, dass du das gesagt hast. Scheiße“, murmelte er. „Ich wusste ja, dass du einen Knall hast, aber mir war nicht klar -“
    „Doch nicht für mich, du Blödmann. Eine gute Freundin von mir ist in Schwierigkeiten, und ich muss ihr helfen.
    Und da ich leider keine Exorzisten kenne, hab ich dich angerufen.“
    „Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich einen kenne?“
    „Du bist doch mal eine ganze Weile mit dieser Nonne zusammen gewesen. Die kennt doch sicher jemanden.“
    „Terry war keine Nonne, sondern Sekretärin an der Katholischen Mädchenschule von St. Peters.“
    „Nonne... Sekretärin... Wo ist da der Unterschied?“
    „Woll'n wir mal sehen... Die eine hat eine jahrelange Ausbildung hinter sich und hat ihr Leben Gott geweiht, und die andere tippt auf einem Computer rum und hat wilden Sex mit Vampiren.“
    „Na gut, wenn du unbedingt mal wieder den Pedanten raushängen lassen musst.“
    „Man nennt es gesunden Menschenverstand. Damit solltest du es auch mal versuchen.“
    „Wirst du mir nun helfen oder nicht?“
    „Warum sollte ich?“
    „Weil ich deine einzige Schwester bin.“
    „Du bist meine einzige Schwester, die mich ewig und ständig verpetzt. Du hast Mom und Dad von dieser Melkerin erzählt. Und von der kleinen Schankmagd.“
    „Weil ich ein gutes, aufrechtes Mitglied der Gesellschaft bin?“
    „Du bist eine Nervensäge.“
    „Wenn du mir nicht hilfst, dann erzähle ich Mom und Dad von deinem kleinen Techtelmechtel mit einer gewissen Werwölfin und Nachbarin.“
    „Woher weißt du das mit Viola?“, fragte er, jetzt mit schneidender Stimme.
    Ich lächelte. „Einfach nur gut geraten.“
    „Scheiße.“
    „Komm schon, dafür braucht man nun wirklich kein Genie zu sein. Mir ist aufgefallen, wie du sie ansiehst und wie sie dich ansieht, und um ehrlich zu sein, wäre ich weitaus überraschter, wenn du nichts mit ihr angefangen hättest. Sie ist eine wunderschöne Frau.“
    „Und klug“, fügte er hinzu. „Ich

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