04 - Lebe lieber untot
Lesben-Club.“
Mir fiel auf der Stelle die Barkeeperin ein und vor allem, dass ich nicht daran gedacht hatte, sie mit einem Vergessensbefehl zu belegen, so wie in Ich war nicht hier und habe keinerlei Fragen nach Evie gestellt und habe sie weder gefunden noch zu mir in die Wohnung geschleppt und bitte, bitte, bitte erwähne mich niemandem -vor allem aber nicht einem sexy Brüder- Trio -gegenüber.
Oh, oh.
Doch Ty zufolge wussten sie ja bereits, dass ich mit Evie in dem Club gewesen war. Sie hatten nur noch nicht kapiert, dass Evie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Evie war.
Noch nicht wieder.
Mein Herz tat einen Satz, als Ashs Stimme durch meinen Kopf grummelte.
„Wenn du sie siehst, ruf mich bitte sofort an. Ich werde mich morgen mit einigen Verwandten von ihr unterhalten, um zu sehen, ob sie vielleicht etwas von ihr gehört haben, und dann mach ich mich auf den Weg zu ihren Nachbarn.“
Und dann würde er höchstwahrscheinlich zwei und zwei zusammenzählen und kurz darauf an meine Tür klopfen.
Aber nicht vor morgen. Und bis dahin würde das alles ohnehin vorbei sein. Ich würde mich mit Vater Duke treffen, wir würden auf Dämonenjagd gehen und zack - Problem gelöst.
An diese Hoffnung klammerte ich mich während der nächsten Viertelstunde und ging die Vorbereitungsliste durch, die Vater Bryce mir gegeben hatte. Ich packte eine Tasche mit allem, was wir benötigen würden, notierte mir, was ich vorher noch besorgen musste, sah noch mal nach Evie, wich einem Riesenrotz aus und gab Killer, dem kleinen Fresssack, noch ein paar Sardinen.
Als ich schließlich auf der Couch zusammenbrach, war ich mehr als bereit, die Augen zu schließen und mir endlich den verdienten Schlaf zu gönnen. Mein Körper fühlte sich müde an, ausgelaugt. Leider ging's in meinem Kopf immer noch rund: die Möglichkeit, dass Ash mir früher auf die Schliche kommen würde als erwartet; meine Zweifel angesichts des bevorstehenden Exorzismus; und meine Was-zum-Teufel-soll-das?-
Gedanken bezüglich Ty und seines Kusses.
Also verbrachte ich den Großteil des Tages damit, mich hin und her zu wälzen, wobei meine Angst mit jeder Minute zunahm.
Als ich schließlich aufstand und mein Frühstück runterkippte (warmes 0 negativ mit einem Schuss AB negativ), war ich ein Nervenbündel. Inzwischen war ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Leben nach dem Tode wirklich und wahrhaftig komplett sinnlos war.
Ich weiß, ich weiß. Ausgerechnet ich, für die die Vene immer halb voll und nicht halb leer war.
Jedenfalls versuchte ich, den negativen Gedanken mit möglichst viel Ablenkung aus dem Weg zu gehen. Ich fütterte Killer und überflog noch mal die Exorzismus-Vorbereitungsliste, und dann sah ich mir sogar noch die Tyra Banks Show an.
Aber während ich zusah, wie Tyra irgendeinen Schauspieler aus irgendeiner dieser Soaps interviewte, der zufällig langes dunkles Haar und tiefblaue Augen hatte, musste ich wieder an Ty denken und an den Kuss und ... na ja, so viel zu meiner Ablenkung.
Jetzt blieb mir nur noch Leugnen.
Ein beschissenes Leben? Ich hatte mit absoluter Gewissheit KEIN beschissenes Leben. Ich war ein heißer, angesagter Vampir mit einer erfolgreichen Partnervermittlung und wirklich fabelhaftem Haar.
Und mit einem Dämon im Schlafzimmer, erinnerte mich eine Stimme. Und mit Gefühlen für einen gewandelten Vampir, der diese offensichtlich nicht erwiderte. Und mit einer ewig nörgelnden Mutter. Und mit einer Verabredung mit einem gebürtigen Vampir, der mich offenbar mehr mochte als ich ihn. Und einer mikroskopisch kleinen Garderobe, die aus - ob ich das überhaupt so schnell gezählt kriege? - zwei Outfits und einer Einkaufstüte Parfümproben bestand.
Okay, mein Leben nach dem Tod war beschissen. Aber bald würde sicher alles besser werden.
Zumindest versuchte ich, mir das einzureden. Ich war nur nicht sicher, ob ich wirklich noch daran glaubte.
„Was meinen Sie damit, er kommt nicht?“, fragte ich Vater Bryce um genau sieben Uhr abends, als ich mich in dem Coffee Shop auf die Sitzbank ihm gegenüber schob.
Melba hatte frei. Zum Glück. Denn diesmal wurde ich wirklich versetzt, und wenn sie dagewesen wäre, mit ihrem wissenden Blick und der Miene, die überdeutlich armes Ding sagte, wäre ich in Tränen ausgebrochen.
Garantiert.
Fieberhaft blinzelte ich und versuchte, mein panisch klopfendes Herz zu beruhigen. „Aber er muss kommen.
Ich habe alles vorbereitet.“
Vinnie und Carmen aßen heute bei ihrer Familie zu Abend
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