04 - Lebe lieber untot
-ihr Vorschlag, nicht seiner -, und darum hatte ich Crusher Rabatt angeboten, wenn er Evie und mich in meiner Wohnung abholen würde, ohne Fragen zu stellen. Er hatte zugestimmt (es ging immerhin um zwanzig Prozent und einen Starbucks-Gutschein), uns nach Jersey zu chauffieren, während des Exorzismus draußen zu warten und uns (sans Dämon) noch vor Morgengrauen wieder in die Stadt zurückzubringen. Im Augenblick saß er hinter dem Steuer einer alten dunkelblauen Limousine, die mit laufendem Motor am Straßenrand stand.
Auf der anderen Straßenseite hatte der Kirchenchor soeben seine Chorprobe beendet. Der Klang einer Orgel und die letzten Takte von „All Hail the King“ drangen durch die Stimmen der Restaurantgäste hindurch und in meine Supervampirohren hinein.
„Ich habe die Prä-Exorzismus-Anweisungen bis aufs iTüpfelchen befolgt“, fuhr ich fort. „Evie liegt verschnürt im Kofferraum des Wagens, und ich trage das obligatorische Kruzifix.“ Ich hielt das kleine goldene Symbol hoch (bitte nicht meiner Mutter weitersagen).
Ich hatte mich sogar von Kopf bis Fuß in Lila gekleidet - einen einfachen Jogginganzug, den ich mir auf dem Weg aus der Stadt noch schnell besorgt hatte, weil ich auf gar keinen Fall zulassen wollte, dass die einzigen beiden Outfits, die ich noch mein Eigen nannte, mit Schleim ruiniert wurden. Die Farbe stand symbolisch für die Stola, mit deren Hilfe Vater Duke den Dämon während der Zeremonie beruhigen würde.
Ich war ziemlich aufgeregt.
Und jetzt war alles abgesagt.
„Das Kind, das sich gestern Abend auf ihn übergeben hat, hatte leider die Grippe und hat Vater Duke angesteckt“, erklärte Vater Bryce. „Er ist wirklich krank.
Normalerweise singt er ebenfalls im Chor.“ Er zeigte auf die Kirche auf der anderen Straßenseite. Die Orgel war inzwischen verstummt, und Menschen verließen das Gotteshaus durch die massive Doppeltür. „Aber er konnte nicht einmal sein Bett verlassen.“
„Was ist denn mit Antibiotika? Es muss doch irgendetwas geben, das er nehmen kann, um wieder auf die Beine zu kommen.“
„Grippe ist eine Viruserkrankung. Dagegen gibt es keine Antibiotika.“
„Vitamine?“
„Die helfen nicht mehr rechtzeitig.“ „Energy-Drink?“
Er schüttelte den Kopf. „Es wird heute Abend nicht klappen. Tut mir leid, aber so ist es nun mal. Er hat hohes Fieber.“
„Ja, aber er ist doch noch am Leben, oder?“ Ich weiß, ich klang gefühlskalt und herzlos, aber meine beste Freundin lag gefesselt im Kofferraum, und eine Bande von Dämonenjägern jagte mich wie einen Hund. Ich war V-E-R-Z-W-E-I-F-E-L-T.
„Er wird Ihnen sicher gerne in der nächsten Woche weiterhelfen.“ Vater Bryce zückte seinen schwarzen Terminkalender. „Vielleicht am Freitag?“
„Ich kann nicht bis zum nächsten Freitag warten. Ich brauche ihn heute.“ Mir fiel wieder Ashs Anruf ein, und es schnürte mir das Herz ab. Es konnte sehr gut sein, dass er schon in dieser Minute auf dem Weg zu meinem Apartment war. Und wenn er das Schlachtfeld sah, das einmal mein Schlafzimmer gewesen ist... „Jetzt.“
Vater Bryce schüttelte den Kopf. „Es tut mir aufrichtig leid. Ein Exorzist braucht während des Rituals all seine Kraft und Vitalität, sonst endet das Ganze mit Gewissheit in einem Desaster.“
„Können Sie das nicht machen?“ Ich musterte ihn von seinen schwarzen Schnürschuhen bis zu seinem gegelten Haar. „Sie sind zwar jung, aber doch ein Priester, oder nicht?“
„Ich kann kein Latein.“
„Dann machen Sie es auf Englisch.“
„Das ist vielleicht nicht so effektiv. Außerdem arbeite ich für Vater Duke.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht über seine Wünsche hinwegsetzen. Das letzte Mal, als ich gegen seinen Befehl gehandelt habe, war er wirklich sehr aufgebracht.“
„Hat er Ihnen Ihre PlayStation weggenommen?“
Er schüttelte den Kopf. „Meine Xbox.“
„Das war ein Witz.“
„Oh.“ Er kritzelte etwas in sein Notizbuch. „Ich trage Sie dann für nächsten Freitag ein. Halten Sie Ihre Freundin nur immer schön mit Weihwasser in Schach, und dann sehen wir uns nächste Woche wieder hier.“
Aber so viel Zeit hatte ich nicht. Das wusste ich so sicher, wie ich wusste, dass die Sonne untergehen oder dass meine Mutter mir wegen Remy auf die Nerven gehen oder dass Britney Spears demnächst erneut auf dem Cover irgendeiner Klatschzeitschrift auftauchen würde.
Ich sah zu, wie sich Vater Bryce erhob und das Restaurant verließ. Er überquerte
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