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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Katie hasste das Ding, hatte aber nicht den Mut, es rauszuschmeißen. Auf eine solch blasphemische Tat würden mit Sicherheit Seuchenausbrüche und Heuschreckenplagen folgen.
      Also hatte Stephen Collier recht: Sie war unglücklich. Niemand konnte etwas dagegen tun, außer vielleicht ... aber nein. Was die Zukunft anging, hatte sie eine furchtbare, dunkle Ahnung, sie war sich sicher, dass ihr einziger möglicher Fluchtweg nun abgeschnitten war. Sie wusste nicht, warum sie so fühlte, aber jeder verhielt sich wieder seltsam - Stephen, Sam, John Fletcher. Sollte es wirklich Zufall sein, dass erst kürzlich wieder Anne Raistons Name gefallen war? Und dass kurz danach ein weiterer Mord im Dorf passiert war?
      Zitternd, als wäre gerade jemand über ihr Grab gestiegen, ging Katie den Pfad zurück und ins Haus, wo sie mit der Reinigung der Zimmer weitermachen musste.
     
    Nachdem er das Labor verlassen hatte, fuhr Banks als Erstes nach Wetherby und kaufte einen Stadtplan von Leeds. Er kannte die Stadt relativ gut, war aber nie in Armley gewesen, wo Allens Schwester wohnte. Bei einem Mittagessen in einem kleinen Pub an der Hauptstraße - er aß eine ziemlich suppige Lasagne und trank ein exzellentes Glas Samuel Smith's Old Brewery Bitter - studierte er die Gegend und plante seine Route.
      Auf der Fahrt hörte er die Donovan-Kassette. Diese alten Songs lösten Erinnerungen aus wie keine anderen. Warum erschien die Vergangenheit immer so viel heiterer als die Gegenwart? Sicherlich war nicht jeder Sommer in der Kindheit so sonnig gewesen, wie man jetzt meinte. Es muss auch lange Regenperioden gegeben haben, genau wie in den Sommern heutzutage. Zum Teufel, dachte er und summte beim Fahren Teen Angel mit, heute ist es schön, genieße die Sonne, so lange sie da ist. Vor allem aber wollte er so lange wie möglich nicht darüber nachdenken, was er bald Bernard Allens Schwester würde sagen müssen.
      Er zündete eine Zigarette an und bog auf den Stadtring von Leeds, der die Innenstadt mit einer Reihe von gelb erleuchteten Tunnels umgab und nur gelegentlich flüchtige Blicke auf Kirchtürme, Hochhäuser und Reihen dunkler Wohnblöcke bot. Es war immer noch warm, doch sah die Sonne hinter einer dünnen, grauen Wolkendecke nun aus wie eine verschwommene Perle.
      Beim Gebäude der Yorkshire Post kam er an der Wellington Road raus, überquerte dann den Fluss Aire und gleich darauf den Leeds-Liverpool-Kanal.
      Am Wasser waren ein oder zwei sehr farbenfrohe rotgoldene Frachtkähne vertäut. Obwohl in der Gegend eine ganze Menge gebaut worden war, glichen die Ufer des Flusses und des Kanals immer noch einer Einöde: voller Unkraut und übersät mit Reifen, alten Kinderwagen und anderem dort abgeladenen Schrott.
      Auch standen dort noch viele der gewaltigen viktorianischen Lagerhäuser, mit zerbröckelnden Fassaden, zerborstenen Fenstern und vom Ruß der letzten hundert oder mehr Jahre geschwärzten Backsteinmauern. Ein bisschen wie an der Themse, dachte Banks, wo alte Werften und Lagerhäuser wie die Labyrinthe, von denen aus Fagin seine Banden mit minderjährigen Dieben geführt hatte, inzwischen in luxuriöse Apartmentkomplexe, Künstlerateliers und Büroflächen umgewandelt wurden. Doch da Leeds im strukturschwachen und vernachlässigten Norden lag, würde der Erneuerungsprozess hier wahrscheinlich eine ganze Weile länger dauern, wenn er überhaupt in Gang kam.
      Geschickt durch die mehrspurige Straße und über einen riesigen Kreisverkehr manövrierend, gelangte Banks auf die Armley Road. Bald war er am Ende der Town Street, wo die Straße am Park vorbei rechts nach Bramley und Stanningley schwenkte. Er bog nach links in die Crab Lane, eine schmale Einbahnstraße, die sich zu einer kleinen Wohnsiedlung auf einem Hügel hinaufwand, und parkte den Wagen an der Straße in der Nähe der Bücherei.
      Das Haus von Esther Haines fand Banks problemlos. Es hatte eine blaue, anscheinend frisch gestrichene Tür. Im Garten lag ein umgekipptes grünes Plastikdreirad mit dicken gelben Rädern.
      Nachdem Banks die Klingel geläutet hatte, öffnete eine schmalgesichtige Frau. Sie mochte Ende zwanzig sein, wirkte aber verhärmt und müde. Nach dem Lärm im Haus zu urteilen, hatten die Mutterpflichten sie zermürbt, schätzte Banks. Als sie ihn stirnrunzelnd ansah, zeigte er ihr seinen Dienstausweis. Sofort wurde sie leichenblass und bat ihn herein. Für Leute in solchen Wohngebieten, dachte Banks, bedeutete ein

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