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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wollte bei Sam und Katie wohnen.«
      Bemüht, seine Aufregung und Überraschung für sich zu behalten, fragte Banks, woher Bernard Sam und Katie kannte. Erst weinte Mrs Haines so, dass sie unfähig schien, sich zu konzentrieren, doch als Banks sie behutsam ermutigte, erzählte sie ihm bald die ganze Geschichte. Dabei zupfte sie an ihrem Taschentuch im Schoß.
      »Sie haben sich in Armley kennengelernt, nachdem wir nach Leeds gekommen waren. Sam wohnte auch dort, wir waren Nachbarn. Bernie hat immer von Swainshead erzählt und wie schön es dort war, und ich glaube, damit hat er Sam einen Floh ins Ohr gesetzt. Jedenfalls haben Sam und Katie geknausert und gespart und sind schließlich dort gelandet.«
      »Hat Bernie noch weitere enge Freunde in Swainshead?«
      »Eigentlich nicht«, sagte Esther. »Die meisten seiner Freunde aus der Kindheit sind weggezogen. Für sie gab es dort auch keine Arbeit.«
      »Wie kam er mit den Colliers zurecht?«
      »Die waren ja was Besseres als wir«, sagte Esther. »Sie haben sich natürlich gegrüßt, aber sie waren nicht befreundet, soweit ich weiß. Das kann man auch nicht, oder, mit den Söhnen von dem Mann befreundet zu sein, dem dein Land gehört?«
      »Wahrscheinlich nicht«, sagte Banks. »Gab es Verbitterung über den Verlust des Hofes?«
      »Das würde ich nicht sagen, nein. Traurigkeit, ja, aber Verbitterung? Nein. Es war unser eigener Fehler. Das Land war für kaum etwas anderes als Schafe geeignet, und als die Herden krank wurden ...«
      »Wie hat Mr Collier darüber gedacht?«
      »Mr Walter?«
      »Ja.«
      »Es tat ihm aufrichtig leid für uns. Er hat uns geholfen, so viel er konnte, aber es hatte keinen Sinn. Er war sowieso im Begriff, an John Fletcher zu verkaufen. Er wollte mit der Landwirtschaft aufhören.«
      »Inwiefern hat Sie das betroffen?«
      »Was meinen Sie?«
      »Der Verkauf.«
      »Ach so. Mr Walter hat gesagt, er macht es zur Bedingung, dass wir dableiben können. John Fletcher war es recht. Er und Dad kamen gut miteinander aus.«
      »Also gab es kein böses Blut zwischen Ihrer Familie und John Fletcher oder den Colliers?«
      »Nein. Kann man nicht sagen. Aber ich halte nicht viel von denen.«
      »Ach ja?«
      Sie zupfte energischer am Taschentuch auf ihrem Schoß, so dass es an einer Seite auseinanderzureißen begann. »Ich hab sie immer für zwei hochnäsige Idioten gehalten, doch ich habe den Mund gehalten. Stephen glaubt, er wäre Gottes Geschenk für die Frauenwelt, und dieser Nicholas ist nicht ganz richtig im Kopf, wenn Sie mich fragen.«
      »Inwiefern?«
      »Haben Sie ihn kennengelernt?«
      »Ja.«
      »Er ist wie ein kleines Kind, völlig überdreht. Besonders nach ein oder zwei Drinks. Der sabbert die Leute praktisch richtig voll, so einer ist das. Besonders Frauen. Er hat es sogar mal bei mir versucht, aber er musste mit eingezogenem Schwanz abziehen.« Sie schüttelte sich. »Ich weiß nicht, wie sie mit ihm in der Schule da zurande kommen, es sei denn, sie sind alle ein bisschen so.«
      »Und was ist mit Stephen?«
      Esther zuckte die Achseln. »Von außen wirkt er ganz angenehm. Fast wie ein Softie. Hat wesentlich mehr Klasse als sein Bruder. Aber er hat zwei Gesichter.«
      »Inwiefern?«
      »Sie wissen schon. In einem Moment arschfreundlich, und wenn er dich das nächste Mal sieht, kennt er dich nicht mehr. Aber solche können es sich ja leisten, oder?«
      »Solche was?«
      »Reiche Leute. Sie müssen nicht wie einfache Leute leben, so wie Sie und ich, oder?«
      »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die gleichen Prioritäten haben, nein«, sagte Banks und war unsicher, ob es ihm gefiel, zu den einfachen Leuten gezählt zu werden. »Hat er es auch versucht?«
      »Mr Stephen? Nein. Er mag die Mädchen, das ist schon richtig, aber trotz all seiner Fehler ist er viel zu sehr Gentleman.«
      Für einen Augenblick schien Mrs Haines ihren Kummer vergessen zu haben, so vertieft war sie in die Vergangenheit, doch sobald Stille einkehrte, flossen wieder Tränen, und ihr Mann legte seinen Arm um sie. In der Küche fiel etwas zu Boden, das Kind kam weinend ins Zimmer gelaufen und vergrub sein marmeladenverschmiertes Gesicht in Mrs Haines' Schoß.
      Banks stand auf. »Sie waren eine große Hilfe«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen so schlechte Nachrichten überbringen musste.«
      Esther nickte und presste das Taschentuch auf ihren Mund. Mr

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