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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Polizeibesuch immer schlechte Neuigkeiten. Auch sein Magen krampfte sich beim Eintreten zusammen.
      Im Wohnzimmer, das wegen des ganzen Spielzeugs fast aussah wie ein Kinderzimmer, hatte sich Mrs Haines bereits hingesetzt. Die Hände auf dem Schoß gefaltet, hockte sie auf der Sofakante. Den dunkelhaarigen Mann, der aus der Küche hereinkam, stellte sie als ihren Ehemann Les vor. Er war nur mit Unterwäsche bekleidet. Schultern und Brust waren mit dichtem schwarzem Haar überwuchert, auf seinen rechten Oberarm war ein Schmetterling tätowiert.
      »Wir wollten gerade Tee trinken«, sagte Esther Haines. »Les macht Nachtschicht in der Hefefabrik.«
      »Ist ja gut«, sagte ihr Mann, nahm einen Stuhl und starrte Banks aggressiv an. »Worum geht es überhaupt?«
      Ein Kind mit Marmelade überall in seinem blassen, grinsenden Gesicht krabbelte durch die offene Küchentür herein, stürzte sich auf einen Stoffhund und versuchte ihn auseinanderzureißen.
      »Tut mir leid«, sagte Banks, »aber ich habe schlechte Nachrichten für Sie.«
      Darauf folgte, was in solchen Fällen immer folgte: Zweifel, Leugnung, Schock, Tränen und schließlich eine Art dumpfer Hinnahme. Banks beobachtete erleichtert, wie Mr Haines sich als erste Reaktion eine Zigarette anzündete, und folgte dessen Beispiel. Esther hielt sich ein Taschentuch vor die Nase. Ihr Mann ging, um Tee zu machen, und nahm das Kind mit.
      Nachdem Mr Haines Teekanne und Tassen gebracht und das Kind zum Spielen in der Küche gelassen hatte, beugte sich Banks vor und sagte zu Esther: »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
      Sie nickte. »Sind Sie sicher?«, fragte sie. »Sind Sie sicher, dass es unser Bernie ist?«
      »So sicher, wie wir zum jetzigen Zeitpunkt sein können«, sagte Banks. Er wollte ihr nicht sagen müssen, in welchem Zustand die Leiche ihres Bruders gefunden worden war. »Ihre Antworten werden uns sehr helfen. Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
      »Es ist jetzt ein paar Wochen her«, sagte sie. »Er war für eine Woche bei uns.«
      »Können Sie sich an das genaue Datum erinnern, an dem er von hier weggegangen ist, Mrs Haines? Es ist wichtig.«
      Ihr Mann ging zu einem Kalender mit kanadischen Landschaften und fuhr mit einem dicken Finger über die Kästchen. »Es war am Dreizehnten«, sagte er und schaute dann zu Esther. »Erinnerst du dich, Liebes, morgens ist er zum Zahnarzt gegangen, weil er Ärger mit einer Füllung hatte?«
      Mrs Haines nickte.
      »Ist er gleich nach seinem Besuch bei Dr. Jarrett abgereist?«
      »Ja«, sagte Les Haines. »Er wollte in die Dales, also musste er so um elf los. Er wollte einen Zug der SettleCarlisle-Route nehmen.«
      »Und das war das letzte Mal, dass Sie beide ihn gesehen haben, am dreizehnten Mai um elf Uhr?«
      Sie nickten beide.
      »Wissen Sie, wo genau er hinwollte?«
      »Natürlich«, sagte Esther. »Er wollte zurück nach Swainshead.«
      »Zurück? Das verstehe ich nicht. War er dort, bevor er zu Ihnen kam?«
      »Nein, er ist dort aufgewachsen, wir haben da gelebt.«
      Jetzt erinnerte sich Banks, wo er den Namen schon einmal gehört hatte. Allen. Nicholas Collier hatte Gristhorpe und ihm den Weg zu Archie Allens altem Hof hoch oben am Hang des Swainshead-Berges erklärt.
      »Ist Ihr Vater Archie Allen?«, fragte er.
      »Ja, stimmt.«
      »Und Sie lebten dort am Berg und bewirtschafteten einen Hof?«
      »Bis er bankrott ging«, mischte sich Mr Haines ein.
      »Haben Sie selbst auch dort gewohnt?«, fragte ihn Banks.
      »Ich? Nein. Waschechter Leedser. Aber meine Frau ist dort aufgewachsen.«
      »Wie lange ist das her, Mrs Haines?«, fragte Banks Esther, die wieder leise zu weinen begonnen hatte.
      »Wir sind vor zehn Jahren da weggezogen.«
      »Und Sie sind gleich hierhergezogen?«
      »Erst als Les und ich geheiratet haben. Vorher lebten wir in einem alten Bergarbeiterhaus an der Tong Road. Nicht weit weg von hier. Daddy bekam einen Job in Blakeys Gießerei. Was anderes hat er nicht gefunden. Nachdem er in Rente ging, sind meine Eltern nach Melbourne gezogen - also Australien - zu unserem Denny. O Gott, jemand muss es Mum und Dad sagen.« Flehend schaute sie ihren Mann an, der ihren Arm tätschelte.
      »Mach dir keine Sorgen, Liebes«, sagte er. »Das hat noch Zeit.«
      »Soviel wir wissen«, sagte Banks, als Mrs Haines ihre Fassung wiedererlangt hatte, »hatte Ihr Bruder irgendeine Verbindung zu

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