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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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umsonst.«
      Banks nickte und schlug die Beine übereinander. Er schaute sich nach einem Aschenbecher um, aber weder konnte er einen finden, noch roch er Zigarettenqualm, als er heimlich die Luft schnupperte. Zum Teufel, noch so ein Nichtraucher, fluchte er innerlich.
      »Die Zähne des Opfers waren sehr stark beschädigt«, fuhr Passmore fort. »Dr. Glendenning sagte, er wäre mit irgendeinem Stein im Gesicht getroffen worden, und ich stimme damit überein.«
      »Die Leiche wurde unweit eines Wasserlaufes gefunden«, sagte Banks. »In der Gegend gab es eine Menge Steine.«
      »Hmmm.« Passmore nickte weise und stützte seine Finger auf dem Tisch auf. »Wie auch immer, ich habe eine rudimentäre Rekonstruktion für Sie hergestellt.«
      Er schob Banks einen braunen Umschlag hin. »Helfen wird sie Ihnen allerdings nicht viel. Sie können kaum jeden Zahnarzt im Land dazu bringen, dies mit allen Akten, die er oder sie hat, zu vergleichen, oder?«
      Als Banks sich gerade zu fragen begann, was er überhaupt hier sollte, stand Passmore überraschend auf und ging mit energischen Schritten zu einem Schrank neben der Tür. »Aber«, sagte er und machte eine dramatische Pause, bis er etwas hervorgekramt hatte und damit zum Tisch zurückgekommen war, »ich glaube, ich kann Ihnen damit weiterhelfen.« Er legte etwas vor Banks auf den Schreibtisch, das aussah wie Teile eines Zahns und rosarotes Plastik. »Eine Zahnprothese«, verkündete er. »Prämolar, vorderer Backenzahn oben rechts, um genau zu sein.«
      Banks starrte das Ding an. »Die haben Sie von der Leiche?«
      Passmore nickte. »Sie war natürlich stark beschädigt, aber ich habe es geschafft, die meisten Einzelteile wieder zusammenzubauen. Ein bisschen so, als wenn man eine zerbrochene Teetasse wieder zusammensetzt.«
      »Inwiefern hilft uns das weiter?«
      »Tja, zuerst einmal«, sagte Passmore, »wissen wir dadurch, dass der Verstorbene eher Brite als Kanadier war.«
      »Weshalb?«
      Passmore runzelte die Stirn, als würde Banks absichtlich auf begriffsstutzig machen. »Entgegen dem Glauben der meisten Leute«, begann er, »sind die britischen Zahnärzte ihren amerikanischen Kollegen nicht sehr weit hinterher. Möglicherweise probieren die dort drüben neue Verfahren eher aus als wir, aber das liegt nur daran, dass sie mehr Geld zur Verfügung haben. Wie Sie wissen, gibt es dort keine gesetzlichen Krankenkassen, also kann es für den Patienten sehr teuer werden. Aber es gibt erkennbare Unterschiede. Also, wenn Ihr Opfer zum Beispiel aus Russland kommen würde, dann könnte ich Ihnen das sofort sagen. Dort benutzt man nämlich Füllungen aus rostfreiem Stahl. Doch in diesem Fall ist das alles nur eine gescheite Vermutung, oder wäre es, wenn es da nicht noch etwas anderes gäbe, auf das ich gleich näher eingehen werde.«
      Komm schon, dachte Banks und spielte mit der Zigarettenschachtel in seiner Jackentasche, komm zum Punkt, verdammt. Diese ausschweifenden, mit dramatischen Pausen durchsetzten Erläuterungen über sich ergehen zu lassen, schien der Preis zu sein, den er oft für Informationen von Fachleuten wie Passmore zahlen musste.
      »Allein die Tatsache, dass Ihre Leiche eine Zahnprothese hat, verrät mir, dass es sich um einen Europäer und nicht um einen Nordamerikaner handelt«, fuhr der Doktor fort. »Die Amerikaner versuchen die Zähne lieber zu retten, als sie zu ersetzen. Tatsächlich arbeiten sie so gut wie gar nicht mit Prothesen.
      »Sehr beeindruckend«, sagte Banks. »Sie meinten vorhin, es gäbe noch etwas anderes - etwas Wichtiges.«
      Passmore nickte. »Dies«, sagte er und hielt den falschen Zahn empor, »ist keine ordinäre Prothese. Es ist eine kodierte Prothese.«
      »Was bedeutet das?«
      »Eine Menge Zahnärzte und Zahntechniker sind dazu übergegangen, ihre Arbeit zu signieren, wie Maler oder Bildhauer sozusagen. Sehen Sie hier.«
      Passmore berührte die Prothese mit einem angespitzten zahnärztlichen Instrument, eins von denen, bei deren Anblick Banks immer schon ganz anders wurde, wenn er auf dem Behandlungsstuhl saß. Er schaute sich das rosarote Plastik genau an und sah eine Reihe dunkler Buchstaben, die er kaum entziffern konnte.
      »Der Code«, sagte Passmore. »Die Buchstaben und Zahlen werden in kleiner Druckschrift auf ein Stück Nylon getippt, das man zwischen die Gussform und das Plastik steckt. Während des Herstellungsprozesses wird das Nylon in die Prothese

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