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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nicht viel drauf geben. Mit ihrem Akzent und ihren Manierismen und so weiter kommen uns Nordamerikanern die Briten manchmal alle so vor.«
      »Ja«, sagte Banks zähneknirschend. »Ich glaube, das sagt wohl alles. Jetzt verstehe ich auch den Spruch, ein Mountie wie Sie kriegt immer seinen Mann.« Dann legte er auf. Nichts. Immer noch nichts. Von der anderen Seite des Atlantiks konnte er offensichtlich keine Hilfe erwarten.
      Noch mit dem Rest einer irrationalen Wut auf Gregsons Sarkasmus im Bauch schlich er zum Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Aus dem Nieselregen war mittlerweile ein beständiger Niederschlag geworden, der Platz unter ihm war von geöffneten Regenschirmen aufgehellt. Als er so nach unten starrte, fiel ihm eine Frau auf. Sie ging wie benommen, so als wüsste sie nicht, wo sie hin sollte. Außerdem schien sie bis auf die Knochen durchnässt zu sein, ihre Haare waren am Kopf angeklatscht, und die weiße Bluse, die sie trug, klebte so an ihrem Körper, dass die Ausformung ihres Büstenhalters sich deutlich hervorhob. Banks brauchte ein paar Minuten, um Katie Greenock zu erkennen.
      Er griff nach seinem Regenmantel und wollte runtergehen und nachsehen, ob mit ihr alles in Ordnung war, doch als er noch ein letztes Mal zu ihr hinuntersah, war sie schon verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Es hatte keinen Sinn, die ganze Stadt nach ihr abzusuchen, nur weil sie ohne Schirm durch den Regen ging. Trotzdem hatte ihn dieses Bild seltsam bewegt. Es beunruhigte ihn. Und für den Rest des verregneten Nachmittags fühlte er sich von dem Bild dieser zierlichen und sinnlichen Gestalt verfolgt, die in sich versunken und ins Nichts starrend durch den Regen ging.
     
     

** Zweiter Teil Die Tausend-Dollar-Kur
     

* 8
     
    Als die kraftvollen Turbinen aufheulten, spürte Banks, wie er in seinen Sitz gepresst wurde. Er saß zum ersten Mal in einem Jumbo-Jet. Das Flugzeug rumpelte über die Startbahn des Manchester International Airports, alles, was nicht niet- und nagelfest war, wackelte und klapperte, als sollte jeder widerlegt werden, der glaubte, dass eine Maschine von solcher Größe fliegen konnte. Aber sie konnte es. Bald war aus Lancashire ein Schachbrett feuchter Felder geworden, bis es schließlich vollständig unter den Wolken verschwand. Das NO SMOKING-Zeichen war kaum erloschen, als Banks sich eine Zigarette anzündete.
      Nach wenigen Augenblicken kam die blau uniformierte Flugbegleiterin mit dem grellen, pinkfarbenen Lippenstift und unmöglich weißen Zähnen, dieselbe, die es bewerkstelligt hatte, in die routinemäßige Vorführung der Schwimmwestenbenutzung eine ungeheure Dramatik zu legen, mit Knabbereien und in Plastikbeuteln verpackten Kopfhörern vorbei. Da er wusste, dass später ein Film gezeigt wurde, nahm Banks einen Kopfhörer, verschmähte jedoch das bordeigene Musikprogramm und holte seinen Walkman hervor. Bald überflog die Maschine Irland, gelegentlich sah man zwischen den Wolken eine grüne Fläche vorbeisausen, die Beatles sangen Dear Prudence, und die Welt war in bester Ordnung.
      Als der Wagen vorbeigerollt kam, bestellte Banks einen Scotch on the rocks und entspannte sich bei seinem Johnny Walker Red Label in Miniaturausgabe. Mit geschlossenen Augen machte er es sich bequem und überdachte noch einmal die Ereignisse, die ihn in seine momentane, unnatürliche Position gebracht hatten - ungefähr 10000 Meter über dem Atlantischen Ozean mit einer Geschwindigkeit von gut 900 Kilometern in der Stunde einem fremden Kontinent entgegenrasend.
      Es war Samstag, der 3. Juli. Seit beinahe einem Monat zog sich der Fall des Bernard Allen nun schon hin. Banks hatte Swainshead noch ein-, zweimal besucht und alles relativ unverändert vorgefunden. Stephen und Nicholas Collier waren auf ihre arrogante Art höflich geblieben, Sam Greenock war wie üblich schlecht gelaunt gewesen, Katie schien immer noch bekümmert und besorgt zu sein, und John Fletchers Interesse am Fortschritt des Falles schwand zusehends.
      Das Problem war, dass es eigentlich keinen Fall mehr gab. Die Ermittlungen hatten weder neue Zeugen noch Motive zu Tage gefördert. Eine Reihe von Leuten hatten die Gelegenheit gehabt, Bernard Allen zu ermorden, aber niemand hatte ein eindeutiges Motiv. Solange die Verdächtigen bei ihren Geschichten blieben, und es war egal, ob sie logen oder die Wahrheit sagten, gab es keinen stichhaltigen Beweis, mit dem man den Fall knacken konnte. Deshalb war es für Banks

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