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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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entscheidend, Anne Ralston zu finden. Sie war das Bindeglied zwischen dem Mord an Addison und dem an Allen. Also hatte er Gristhorpe überredet, ihm in Kanada eine Woche zu geben.
      »Und wie willst du sie finden?«, hatte ihn der Superintendent gefragt. »Du kennst dich in Toronto nicht aus. Und es ist eine große Stadt.«
      »Wo würdest du hingehen, wenn du als Engländer im Ausland lebst?«
      Gristhorpe rieb sich das Kinn. »Ich würde eine Emigrantengemeinde suchen, schätze ich. Irgendeinen Club. Ich würde unter meinesgleichen sein wollen.«
      »Genau. Und da wir es in diesem Fall nicht mit der Oberschicht zu tun haben, würde ich Allen in Pubs im englischen Stil vermuten. Die gibt es in jeder Großstadt. Sein Schwager, Les Haines, hat mir erzählt, dass Allen gerne Ale trank und einen Pub gefunden hatte, wo man importiertes britisches Bier kriegt. Allzu viele kann es davon in Toronto nicht geben.«
      »Aber wir suchen Anne Ralston, denk daran.«
      »Ich weiß. Ich nehme nur an, dass Allen, wenn er seine Arbeitskollegen eher von oben herab behandelte, eine Gruppe befreundeter Auswanderer hatte, mit denen er in seiner Freizeit rumhing. Bestimmt haben sie sich in einem Pub getroffen und an der Bar ein paar Pints gezischt. Diese Leute kennen vielleicht auch Anne Ralston.«
      »Du willst also in Toronto einen Kneipenbummel machen?«
      »Sieht so aus, oder?«
      »Erzähl das lieber nicht Jim Hatchley, sonst ist er für einen Monat oder länger beleidigt. Warum kannst du sie nicht von der Polizei in Toronto suchen lassen?«
      »Zunächst mal hatte ich am Telefon den Eindruck, dass sie keine Zeit haben oder keine Lust oder beides. Und dann wüssten sie auch gar nicht, was und wie sie genau fragen sollten. Jemand müsste sie erst mal mit zwei Mordermittlungen vertraut machen, mit der Soziologie eines Dorfes in Yorkshire, mit der Geschichte von -«
      Gristhorpe hob seine Hand. »Schon gut, schon gut, ich habe es begriffen.«
      »Außerdem glaube ich, dass sie Anne Ralston verscheuchen«, fügte Banks hinzu. »Das, was Anne wusste, hat sie schon so nervös gemacht, dass sie Allen warnte, es nicht herumzuerzählen. Sobald sie also das Gefühl bekommt, dass die Polizei hinter ihr her ist, besteht die Gefahr, dass sie verschwindet.«
      »Hast du in Erwägung gezogen, dass sie vielleicht nicht mehr ihren eigenen Namen benutzt?«
      »Ja. Aber ich habe ein Foto von ihr aus der Vermisstenmeldung in unseren Akten. Es ist zwar ein bisschen alt, aber besser als nichts. Und ich glaube, ich weiß, wo ich suchen muss. Als Engländer habe ich in der Umgebung bestimmt auch einen Vorteil. Glaubst du nicht, es wäre einen Versuch wert?«
      »Alles ein bisschen gewagt, aber im Großen und Ganzen, ja, ich glaube schon. Wenn du Allens Trinkkumpane aufspüren kannst, besteht die Chance, dass er ihnen was von Anne Ralston erzählt hat. Wenn sie auch gern unter ihresgleichen ist, taucht sie vielleicht ab und zu selbst in dem Lokal auf.«
      »Du wirst also versuchen, mich da rüberzukriegen?«
      Gristhorpe nickte. »Ja. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
      Ungefähr eine Woche später, an einem Donnerstagmorgen, hatte der Superintendent Banks gebeten, bei ihm im Büro vorbeizuschauen. Banks hatte seine Zigarette ausgedrückt und vorsichtig seinen vollen Kaffeebecher über den Flur getragen. Wie gewöhnlich war Gristhorpes Tür nur angelehnt. Banks stupste sie mit der Schulter auf und betrat das behagliche, von Bücherreihen gesäumte Zimmer. Er setzte sich dahin, wo er immer saß, und stellte seinen Kaffee auf den Schreibtisch vor ihm.
      Gristhorpe schob einen länglichen Umschlag über die Schreibtischunterlage.
      »Hast du es geschafft?«
      »Mach auf.«
      In dem Umschlag war ein Rückflugticket für einen Charterflug von Manchester nach Toronto.
      »In London, Ontario, findet eine wichtige internationale Konferenz über die polizeiliche Überwachung von Innenstädten statt. Ich dachte, du solltest daran teilnehmen.«
      »Aber dieses Ticket ist für Toronto.«
      »Ja, London hat keinen internationalen Flughafen.«
      »Und Eastvale hat keine eigentliche Innenstadt.«
      Gristhorpe kratzte seine Hakennase. »Aber eines Tages könnten wir eine haben. Vor ein paar Monaten hatten wir Krawall hier, oder? Es zahlt sich aus, vorbereitet zu sein.«
      »Erwartest du dann einen Bericht?«
      »Ach, eine kurze mündliche Zusammenfassung wird ausreichen.«
      Banks

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