04 Verhaengnisvolles Schweigen
Schießereien in Geschäftsvierteln. Nach ungefähr zehn Minuten legte Banks seinen Kopfhörer zur Seite, schloss die Augen und ging im Geiste die Fragen durch, die er Anne Ralston stellen wollte. Die Turbinen brummten, der Scotch floss warm durch seine Adern, und bald fiel er in einen tiefen Schlaf. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war die knisternde Stimme des Piloten, die ankündigte, dass sie gleich die Spitze Neufundlands erreichen und dann weiter entlang des St. Lawrence River fliegen würden.
Während Banks irgendwo über Quebec schlief, saß Superintendent Gristhorpe im Queen's Arms über einem Glas Theakston's Bitter und einer Kalbfleisch-Ei-Pastete gebeugt und wartete auf Sergeant Hatchley.
Stirnrunzelnd sah er auf seine Uhr. Er hatte Hatchley gebeten, spätestens um halb acht Uhr da zu sein. Doch bei einem Blick durch das Fenster auf den Marktplatz konnte er den Sergeant nirgends entdecken. Es regnete immer noch. An diesem Morgen hatte sich der Himmel wieder mit Wolken zugezogen, Regengüsse spülten das üppige Grün von den Talhängen und verengten die majestätischen Perspektiven auf Berge und Heideflächen.
Schließlich platzte Hatchley herein und schaute sich besorgt nach dem Superintendent um. Sein Haar war vom Regen klatschnass und betonte so noch die runde Form seines Kopfes. Die Schultern seines beigen Trenchcoats waren mit nassen Flecken dunkel besprenkelt.
»Tut mir leid, Sir«, entschuldigte er sich und nahm gegenüber Gristhorpe Platz. »Bei dem verdammten Wetter schleicht der Verkehr durchs ganze Tal.«
Gristhorpe konnte in seinem Atem eine Bierfahne riechen und schätzte, dass Hatchley wahrscheinlich unterwegs auf ein schnelles Glas in Helmthorpe haltgemacht hatte. Oder vielleicht hatte er sogar den kleinen Umweg über Relton ins Black Sheep genommen, wo der Wirt sein eigenes preisgekröntes Bier braute. Aber er sagte nichts. Ohne Banks hatte er nur noch Hatchley und Richmond, und bevor er seinen Plan aktivierte, wollte er den Sergeant nicht vor den Kopf stoßen.
Gristhorpe nahm Hatchleys Angebot auf ein weiteres Glas an und lehnte sich, als der sich eine Zigarette anzündete, zurück, um der Rauchwolke auszuweichen.
»Haben Sie es ihnen erzählt?«, fragte Gristhorpe.
»Ja, Sir. Habe sie alle im White Rose angetroffen.«
»Ich hoffe, Sie sind die Sache nicht zu offensichtlich angegangen.«
Hatchley blickte gekränkt drein. »Nein, Sir. Ich habe es genau so gemacht, wie Sie gesagt haben. Als Freddie Metcalfe nachzuforschen und zu drängeln begann, warum ich dort wäre, habe ich ihm einfach erzählt, dass ich ein paar offene Fragen klären müsste, mehr nicht.«
»Und dann?«
»Tja, dann wurde ich an den Stammtisch eingeladen, Sir. Es war ganz zwanglos, wir haben uns ein bisschen über Cricket und alle möglichen regionalen Angelegenheiten unterhalten, als wären wir alte Kumpels. Dann hat mich Sam Greenock gefragt, wo mein Chef wäre.«
»Was haben Sie gesagt?«
»Genau das, was Sie mir gesagt haben, Sir. Ich hab gesagt, er wäre nach Toronto geflogen, um mit Anne Ralston zu sprechen.«
»Und?«
»Und was, Sir?«
»Was passierte dann, Mensch? Wie haben sie reagiert?«
Hatchley nahm einen großen Schluck Bier und wischte sich die Lippen mit dem Rücken seiner haarigen Hand ab. »Tja, sie schauten sich einfach nur an und zogen ihre Augenbrauen ein bisschen hoch.«
»Können Sie ein bisschen genauer werden, Sergeant? Was hat Sam Greenock gesagt?«
»Er hat eigentlich nichts gesagt. Schien sich über die Nachricht aufzuregen. Ich hatte den Eindruck, dass er ein bisschen sauer wurde. Und Stephen Collier wurde unverkennbar etwas blass. Sein komischer Bruder hat mich nur angeglotzt, als wenn ich von einem anderen Stern käme.«
»Wer war sonst noch da?«
»Nur noch John Fletcher.«
»Hat er irgendeine Reaktion gezeigt?«
Hatchley kratzte sich am Ohr. »Ich würde sagen, er wurde etwas kurz angebunden. Man konnte eigentlich nicht sagen, dass er eine Reaktion zeigte, es war eher so, als hätte irgendwo eine Glocke geläutet und ihn in seine eigene Welt geschickt. Er war eher verdutzt und unruhig als sonst was.«
Gristhorpe überdachte die Informationen und speicherte sie im Geiste ab. »Gute Arbeit, Sergeant«, sagte er schließlich. »Wirklich gut gemacht.«
Hatchley nickte und begann beiläufig sein leeres Bierglas auf dem Tisch hin- und herzukippen. »Was jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher