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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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groß, Sam war allerdings kräftiger.
      »Ach nein?«, sagte Banks. »Und ob ich das kann. Wo ich herkomme, da halten wir uns nicht unbedingt immer an die Vorschriften. Verstehen wir uns?« Das war zwar eine Phrase von Hatchley, aber es ging hier ja auch nicht darum, ein ängstliches Kind einzuschüchtern. Sam hatte Dreck am Stecken, und Banks wusste es. Vor angespannter Kraft funkelten seine dunklen Augen. Sam zuckte zusammen, als seine Schulterblätter die Wand berührten.
      »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie Sam. »Ich werde mich über Sie beschweren, verdammt noch mal.«
      Banks rümpfte seine Nase. »Das ist ja lächerlich.« Dann trat er zurück. »Gehen Sie mir aus den Augen, Greenock«, sagte er. »Wenn ich Sie brauche, dann weiß ich, unter welchem Stein ich nachsehen muss. Und wenn es so weit ist, dann nagele ich Sie fest. Und sollte ich noch einmal auch nur den kleinsten Hinweis davon mitkriegen, dass Sie Ihre Frau wieder geschlagen haben, dann wird es Ihnen verdammt leidtun, überhaupt geboren zu sein.«
     
    »Möchten Sie noch etwas, Miss?«, fragte die Kellnerin und räumte den leeren Teller ab.
      »Was? Oh, ja. Ja. Noch eine Tasse Tee, bitte.« Katie Greenock war tief in Gedanken versunken und musste sich erst wieder orientieren. Ihre dritte Tasse, aber warum nicht? Das passte zu ihrer kleinen Rebellion.
      Sie saß an einem Tisch mit rotkarierter Decke - sehr sauber, war ihr aufgefallen - am Fenster des Golden Grill in Eastvale. Selbst bei diesem Nieselregen war die enge Straße draußen mit Fußgängern überfüllt. Fast genau gegenüber von ihr stand ein Fachwerkgebäude, über dessen Eingang ein blaues Schild hing, das nicht zur schwarzweißen Fassade passte. In weißer Schrift stand dort: POLIZEI.
      Es war früher Montagnachmittag, und sie wusste nicht, was sie eigentlich in Eastvale tat. Sie fing schon an, sich schuldig zu fühlen. Nur ein unbedeutendes Gefühl, versuchte sie sich zu sagen, doch ihr Gewissen setzte es mit der teuflischen Revolte gleich.
      Ungefähr um elf Uhr an diesem Morgen hatte sie bei der Reinigung der Zimmer solche Platzangst bekommen, dass sie einfach raus musste - nicht nur aus dem Haus, sondern für eine Weile aus ganz Swainshead. Als sie ziellos die Straße entlanggegangen war, hatte sie Beryl Vickers getroffen, eine Nachbarin, mit der sie sich gelegentlich über die Gartenarbeit unterhielt, und ihr Angebot, sie bei ihrer Fahrt zu einem morgendlichen Einkaufsbummel nach Eastvale zu begleiten, angenommen. Beryl wollte in Eastvale auch ihre Schwester besuchen, also konnte Katie für ein paar Stunden allein umherspazieren. Nachdem sie in einer Markthalle ein paar Lammkoteletts und Broccoli für das Abendessen eingekauft hatte, hatte sie den Golden Grill gesehen und beschlossen, ihre Füße auszuruhen.
      Sie hatte erst eine Viertelstunde dort gesessen, als sie drei Männer sah, die aus dem Pub nebenan kamen und durch den Regen zur Polizeiwache eilten. Zwei von ihnen erkannte sie, den schmalen, dunkelhaarigen Inspector und seinen blonden, kräftigen Kollegen. Der junge, athletisch aussehende Dritte mit dem struppigen Schnurrbart und dem seltsamen, federnden Gang aber war ihr neu. Für einen Augenblick dachte sie, dass die drei sich bestimmt gleich umdrehen und sie durch das Fenster sehen würden, und hielt eine Hand vor ihr Profil. Doch sie schauten nicht mal her.
      Sobald sie den Inspector sah, fühlte sie wieder die blauen Flecken, die ihr Sam am vergangenen Nachmittag zugefügt hatte. Sie wusste, dass es nicht die Schuld des Polizisten war, eigentlich schien er ein freundlicher Mann zu sein. Doch konnte sie gegen diese gedankliche Verknüpfung genauso wenig tun wie gegen die zwischen Zimmer fünf und dem, was sie Bernie mit sich hatte machen lassen.
      »Was ist los mit dir?«, hatte Sam sie gefragt, als er nach Hause gekommen war.
      Katie hatte versucht, ihre rot umrandeten Augen vor ihm zu verbergen, doch er packte ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger und fragte sie erneut. Da erzählte sie ihm, dass die Polizei zurückgekommen war und der Inspector sie so in die Mangel genommen hatte, dass sie es ihm nicht mehr verheimlichen konnte.
      Sam war an die Decke gegangen.
      »Aber das ist doch nicht wichtig«, protestierte Katie. »Kann es doch gar nicht sein.«
      »Das hast nicht du zu bestimmen«, blaffte Sam sie an und riss zornig seine Hände hoch. »Du dämliches, verdammtes Miststück. Hast du eine Ahnung, welchen Ärger du

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