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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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meisten waren Doppel- oder Reihenhäuser, manche davon in Läden umgewandelt. Die einfachen, aber solide wirkenden Häuser waren größtenteils aus Kalkstein errichtet und hier und dort von Moos verfärbt. Viele besaßen eine individuelle Note wie Butzenfenster oder farbige Tür- und Fensterrahmen. Hinter den Häusern stiegen auf beiden Seiten die Wiesen an, manchmal von Natursteinmauern durchzogen, und führten auf steile, mit Heidekraut bewachsene Berge.
      Banks parkte den Wagen vor dem weißgetünchten Pub. Gristhorpe deutete auf ein großes Haus die Straße hinunter.
      »Dort wohnen die Colliers«, sagte er. »Der alte Mann war einer der reichsten Bauern und Grundbesitzer in der Gegend. Außerdem besaß er den Verstand, sein Geld in eine Lebensmittelfabrik westlich von hier zu investieren. Er ist mittlerweile tot, sein Sohn Stephen leitet jetzt die Firma und teilt sich das Haus mit seinem Bruder. Sie haben es in zwei Hälften geteilt. Ein hässlicher Steinhaufen, oder?«
      Banks sagte nichts, doch beinahe bewunderte er die viktorianische Extravaganz des Hauses, die völlig im Gegensatz zur praktischen Schnörkellosigkeit der Architektur in der restlichen Gegend stand. Ohne Frage war das Haus hässlich: Die obere Hälfte war von Erkern und Türmchen überwuchert, wodurch das gesamte Gebäude kopflastig aussah. Jeder Vordereingang war von einem Steinportal umgeben. Im Garten hatten sie bestimmt einen Pavillon und einen Springbrunnen, vermutete er.
      »Und dort ist Raymond Addison abgestiegen«, sagte Gristhorpe und zeigte quer über den Bach. Das Gebäude bestand aus zwei aneinanderstoßenden Doppelhäusern und war von den kleineren Reihenhäusern auf beiden Seiten nur durch wenige Meter getrennt. In dem farbenfrohen, gepflegten Garten hing ein Schild: Greenock Gästehaus.
      »Hoch, Jungs«, sagte Freddie Metcalfe, als sie den Pub betraten. »Die Kavallerie ist da.«
      »Hallo, Freddie«, sagte Gristhorpe und führte Banks an die Theke. »Schenkst du immer noch nach Sperrstunde aus?«
      »Nur für ein paar Auserlesene«, entgegnete Metcalfe stolz. »Was darf ich den Gentlemen anbieten?« Argwöhnisch musterte er Banks. »Ist der schon volljährig?«
      »Gerade so«, feixte Gristhorpe.
      Freddie brach in einen keuchenden Raucherhusten aus.
      »Was hat das auf sich mit der Leiche?«, fragte Gristhorpe.
      Metcalfe verzog seine fleischigen Lippen und nickte rüber zum einzigen besetzten Tisch. »Der Kerl da meint, er hätte eine aufm Berg gefunden. Er wird sich garantiert nicht mehr von der Stelle rühren, also kann ich euch Gentlemen auch noch'n Pint zapfen, bevor ihr loslegt.«
      Der Superintendent bestellte ein Bitter, und Banks, dem am Zapfhahn das Emblem der Marston-Brauerei aufgefallen war, bestellte ein Pint Pedigree.
      »Hat Geschmack, der Mann«, sagte Metcalfe. »Ist er auch stubenrein und so?«
      Banks übte sich während des Wortwechsels in kluger Zurückhaltung und machte sich ein Bild von der Umgebung. Die Wände der Wirtschaft waren bis in Hüfthöhe mit dunklem Holz vertäfelt, darüber in einem unaufdringlichen graubraunen Ton tapeziert. Die meisten Tische waren altmodische, runde Modelle mit gusseisernen Beinen, an denen man sich die Kniescheiben stieß, doch in einer Ecke neben der Dartscheibe und der stummen Musikbox standen auch ein paar moderne quadratische.
      Banks zündete sich eine Silk Cut an und trank sein Bier. Aus Respekt vor Gristhorpe hatte er im Wagen nicht geraucht, aber jetzt, an einem öffentlichen Ort, nutzte er die Gelegenheit und qualmte nach Herzensund Lungenlust.
      Mit ihren Gläsern in der Hand gingen sie rüber zu dem Tisch.
      »Jemand hat einen Todesfall gemeldet?«, fragte Gristhorpe und betrachtete mit seinen unschuldigen blauen Augen die fünf Männer, die dort saßen.
      Fellowes musste aufstoßen und hob seinen Arm in die Luft. »Ich war's«, sagte er und rutschte von seinem Stuhl auf den Steinboden.
      »Gott, der ist ja sturzbetrunken«, sagte Banks und sah Sam Greenock ärgerlich an. »Konnten Sie nicht aufpassen, dass er nüchtern bleibt, bis wir hier sind?«
      »Schieben Sie nicht mir die Schuld in die Schuhe«, erwiderte Sam. »Er hatte gerade so viel, um wieder ein bisschen Farbe zu kriegen. Ich kann nichts dafür, wenn er nichts verträgt.«
      Zwei der anderen halfen Fellowes wieder hoch auf den Stuhl. Freddie Metcalfe eilte mit etwas Riechsalz herbei, das er für solche und ähnliche Notfälle hinter

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