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04 - Winnetou IV

04 - Winnetou IV

Titel: 04 - Winnetou IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mescaleros.“
    „Also von Winnetous Stamm. Ich bitte dich, mir deinen Namen zu sagen. Oder hast du noch keinen?“
    „Ich habe einen“, lächelte er. „Man nennt mich den ‚Jungen Adler‘.“
    Da machte sie eine Bewegung der Überraschung.
    „Man weiß, daß ein Lieblingsschüler des berühmten Tatellah-Satah diesen Namen trägt. Er bekam ihn schon in früher Jugend, wo andere noch lange Zeit ohne Namen sind. Kennst du ihn?“
    „Ja.“
    „Er war der allererste, dem Tatellah-Satah erlaubte, den Stern unseres Winnetou zu tragen. Weißt du, wo er sich jetzt befindet?“
    „Ja.“
    „Darfst du es mir sagen?“
    „Niemand verbietet es mir. Er steht vor dir.“
    „Du, du bist es? Du selbst, du selbst?“ fragte sie, indem ein Glanz aufrichtiger Freude ihre Wangen überflog. „Man sagte, du seiest verschwunden?“
    „Man sagte die Wahrheit“, antwortete er.
    „Um den heiligen Ton der Friedenspfeife zu holen?“
    „Ja. Und noch schwereres dazu.“
    „Man erzählte, du habest dir selbst dabei eine schwere, sehr schwere Aufgabe gestellt?“
    „Auch das ist wahr.“
    „Ist dir die Lösung gelungen?“
    „Sie gelang. Unser großer, guter Manitou hat mich geführt und beschützt seit ich den Mount Winnetou verließ, sind über vier Jahre vergangen. Nun kehre ich zurück. Du hast denselben Weg?“
    „Ja.“
    „So will ich nicht fragen, wohin ihr heute reitet, denn ich weiß, daß ich dich wiedersehen werde.“
    „Wünschest du das?“
    „Ja. Und du?“
    „Ich auch.“
    „So bitte, gib mir deine Hand!“
    „Ich gebe dir beide!“
    Sie reichte sie ihm und schaute ihm mit großen, offenen Augen in das männlich schön gezeichnete, ernste Gesicht. Er aber sah über den See hinüber, wie in eine weite, weite Ferne hinein. Es gab eine kurze Zeit des Schweigens. Dann sagte er:
    „Die Enkelin des größten Medizinmannes der Seneca, welche die Tochter Wakons ist, des Forschenden und Wissenden, und der Schüler des unerreichbaren Tatellah-Satah, bei dem die zertretene Seele der roten Rasse ihre einzige und letzte Zuflucht fand: das bist du, und das bin ich. Manitou ist es, der uns hier zusammenführte. Wir trennen uns nur zum Schein. Es soll ein Segen, ein großer Segen ausgehen von dem Ort, an dem wir uns wiederfinden. Sei gesegnet, du liebe, liebe, du schöne Winnetah!“
    Er küßte ihr beide Hände und fragte dann:
    „Wann verläßt du diesen See?“
    „Sofort“, antwortete sie. „Aber ehe ich gehe, muß ich dich fragen, wohin euer Ritt von hier aus zunächst gerichtet ist.“
    „Nach der Devils pulpit. Kennst du sie?“
    „Ja. Wie gut, daß ich dich fragte. Ich warne dich!“
    „Vor wem?“
    „Vor Kiktahan Schonka, dem alten Kriegshäuptling der Sioux Ogellallah.“
    „Vor deinem eigenen Häuptling?!“
    „Pshaw!“ rief sie stolz aus. „Aschta kennt keinen Häuptling über sich. Es geht ein tiefer, tiefer Riß durch die Dakotastämme. Die jungen Krieger sind für Winnetou, die alten aber gegen ihn. Nimm dich in acht! Ich weiß, daß Kiktahan Schonka nach der Devils pulpit kommt, um sich dort mit den Häuptlingen der Utah zu treffen und zu beraten. Hüte dich, ihnen in die Hände zu fallen! Weißt du, daß man sagt, Old Shatterhand werde kommen?“
    „Ich weiß es.“
    „Und glaubst du, daß dieses Gerücht begründet ist?“
    „Ich glaube es.“
    „So werden wir ihn sehen, wenn es ihm gelingt, den Gefahren zu entgehen, die auf ihn lauern.“
    „Kennst du sie, diese Gefahren?“
    „Nein. Ich weiß nur, daß man hofft, ihn, wenn er wirklich kommen sollte, zu ergreifen. Ihn am Marterpfahl sterben zu lassen, war der glühende Wunsch aller Feinde seines Bruders Winnetou. Man sagt, er sei sehr alt und grau geworden. Im Alter kommt die Kraft dem Körper und die Energie der Seele abhanden. Wie würde man jubeln, wenn dem Hochbetagten jetzt nun geschähe, was er in der Jugend so oft vereitelt hat! Wenn ich wüßte, wann und wo er kommt, so stellte ich Späher aus, um ihn warnen zu lassen.“
    „Sorge dich nicht um ihn, Aschta! Denn was deine Späher ihm sagen würden, das wurde ihm bereits gesagt.“
    „So ist er gewarnt?“
    „Ja.“
    „Dem Manitou sei Dank! Nun kann ich gehen. Warte! Nur einen Augenblick!“
    Sie entfernte sich nach der Ruine des nächsten Hauses, hinter welcher, wie wir dann sahen, ihr Pferd verborgen war. Sie stieg dort auf, kam herbeigeritten und blieb bei uns halten, um dem ‚Jungen Adler‘ die Hand zu reichen.
    „Leb wohl!“ sagte sie. „Wir sehen uns

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