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04 - Wohin die Zeit uns treibt

Titel: 04 - Wohin die Zeit uns treibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mann gelegt. Er mochte vielleicht zwanzig Jahre älter sein. Sie machte einen glück-lichen Eindruck, mit sich selbst zufrieden, und sah überhaupt nicht wie eine Physikerin aus.
    Auf dem nächsten Bild war ihr Bruder. Die Ähnlichkeit war frappierend. Sein Haar war von einem gedämpfteren Rot, fast Mahagoni, aber er hatte dieselben großen grünen Augen und den vollen Mund. Im Arm hielt er eine kleine Elfe von vielleicht drei Jahren, mit der verräterischen wilden Mähne roter Locken. Ihr Gesicht war rund und zufrieden. Neben dem Mundwinkel zeigte sich ein Grübchen.
    Bevor er es selbst merkte, lächelte Terence und hielt das Foto näher ans Licht. Wenn ein Foto eine Geschichte erzählen könnte, würde er seinen letzten Cent dafür verwetten, dass das Kind eine Nerven-säge war. Er hatte eine Schwäche für pfiffige Kinder, die den Glanz eines kleinen Wildfangs in den Augen hatten. Leise fluchend klappte er die Brieftasche zu.
    Der Inhalt ihres Beutels hatte ihm einiges über sie verraten können, aber nirgends fand er
    Aufzeichnungen. Ein paar Telefongespräche würden die Lücken füllen, soweit es Dr. Gillian Fitzpatrick betraf. Er warf ihr wieder einen Blick zu, die immer noch im Sitzen schlief, dann warf er seufzend alles wieder zurück in den Beutel. Vielleicht musste er bis zum Morgen warten, um etwas aus ihr herauszubekommen.
    Als es an der Tür klopfte, rührte sie sich nicht.
    Terence ließ den Kellner herein und schüttelte Gillian dann dreimal heftig. Außer einem Gemurmel erhielt er keine Reaktion. Fluchend legte er sie aufs Bett. Sie roch wie eine Wiese mit frisch erblühten Wildblumen.
    Dann machte es sich Terence am Tisch bequem.
    Er goss sich die erste Tasse Kaffee ein und ließ sich sein Essen schmecken - und ihres.

2. KAPITEL
    /t /ach einem tiefen Zwölfstundenschlaf wachte Gillian auf.
    / // Es war dämmrig im Zimmer, doch langsam klärte sich ihr y S Kopf. Die Ereignisse des vergangenen Tages kamen zurück. Der
    nervenaufreibende Flug von Mexiko City nach Merida. Die Angst und die Müdigkeit. Die frustrierende Suche von Hotel zu Hotel. Die schmutzige Cantina, wo sie den Mann gefunden hatte, von dem sie glauben musste, dass er ihren Bruder und ihre kleine Nichte retten würde.
    Das war sein Zimmer. Das war sein Bett.
    Vorsichtig drehte sie den Kopf - und stöhnte unterdrückt auf. Er schlief neben ihr, und aller Wahrscheinlichkeit nach war er nackt wie am Tage, als er geboren wurde. Das Laken lag schräg über seinem nackten Rücken, vom Schulterblatt bis zur Taille. Sein Gesicht, im Schlaf etwas weniger be-drohlich, lag nur Zentimeter von ihrem. Das Gesicht eines Mannes, der einer Frau immer gefährlich war.
    Und doch hatte sie die Nacht mit ihm verbracht und war sicher gewesen. Seufzend bewegte sie sich, um aufzustehen. Seine Hand schoss hoch, seine Augen öffneten sich. Gillian erstarrte. Vielleicht war sie nicht so sicher, wie sie gedacht hatte.
    Sein Blick war klar und wachsam. Sein Griff war fest und fast schmerzhaft.
    Er spürte, wie ihr Puls hochschoss. Ihr Haar war kaum zerzaust. Der Schlaf hatte die Schatten unter ihren Augen verblassen lassen, Augen, die ihn argwöhnisch anblickten.
    „Sie haben geschlafen wie ein Stein." Dann gab er sie frei und rollte hinüber.
    „Die Reise hat mich geschafft." Ihr Flerz hämmerte, als wäre sie drei Treppen hochgerannt.
    Es war gefährlich, ihn anzusehen und dabei so nah zu sein. Benommen spürte sie seine sexuelle Anziehungskraft.
    Unwillkürlich wanderte ihr Blick tiefer - über den kräftigen Hals, die breite Brust - und erstarrte. Direkt neben seinem Herzen zog sich eine rote Narbe durch seine braune Haut. Es sah aus, als wäre das Fleisch aufgerissen und wieder zusammengeklappt worden. Und zwar kürzlich.
    „Das sieht ... ernst aus."
    „Es sieht wie eine Narbe aus." Seine Stimme verriet nichts, während sie weiter entsetzt die Wunde anstarrte. „Haben Sie Probleme mit Narben, Doc?"
    „Nein." Sie zwang sich wegzusehen, zurück zu seinem Gesicht. Es war hart und ausdruckslos wie seine Stimme. Er ist ein gewalttätiger Mann, erinnerte sie sich, der nicht zimperlich im Einsatz seiner Mittel ist. Und das war genau, was sie brauchte. Sie stand auf und zog verlegen ihre Sachen glatt. „Vielen Dank, dass Sie mich hier schlafen ließen. Aber wir hätten doch bestimmt auch noch eine Liege organisieren können."
    „Ich habe nie Probleme damit, mein Bett zu teilen." Er warf das Laken zur Seite und bemerkte ihr unwillkürliches Zusammenzucken. Das

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