04 - Wohin die Zeit uns treibt
über ihre. „Ich will dich. Ist es das, was du hören willst?"
Wenn es nur so einfach wäre. Sie seufzte und schmiegte ihre Wange an seine. „Letzte Nacht war etwas Besonderes. Ich kann akzeptieren, dass es für dich nichts bedeutet, aber ich kann es mir nicht leisten, tiefer hineingezogen zu werden, weil es nämlich für mich etwas bedeutet hat."
Er schwieg einen Moment, doch er wusste, die Worte mussten gesagt werden. „Es hat mir auch etwas bedeutet, Gillian." Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, sodass er sie ansehen konnte, als er es riskierte. „Es hat mir verdammt viel bedeutet."
Ihr Herz zog sich zusammen. „Und das macht alles für dich so schwer."
„Schwer für mich, vielleicht unmöglich für dich."
Er wollte die Hände sinken lassen, doch sie hielt sie fest. „Ich bin nicht gut für dich."
„Nein, das bist du nicht." Sie lächelte, als sie seine Arme um sich zog. „Aber Schokolade ist auch nicht gut für mich, und auch da kann ich nie widerstehen."
Terence war sich nicht sicher, ob es klug war, Gillian mit ins Elendsviertel zu nehmen. Doch sie sollte sehen, wie tief er in seinem Job sinken musste und mit welcher Art von Menschen er zu tun hatte. Sie sollte wissen, auf was sie sich mit ihm einließ.
Erst als Terence sicher war, dass er den Schatten von Kendesa und vom ISS abgeschüttelt hatte, steuerte er auf die Hütten und die Verwahrlosung des Elendsviertels zu.
Er kannte sich hier aus, wie er sich in so vielen Slums und Gettos auskannte. In dem Labyrinth enger Gassen lungerten arbeitslose Männer herum.
Doch niemand belästigte sie. Terence ging nicht wie ein Tourist, der sich verlaufen hatte oder neugierig auf der Suche nach Schnappschüssen in diesem Teil von Casablanca war.
Es stank. Es war mehr als ein Geruch von Schweiß, Tieren und Fäulnis. Es war auch der Geruch von Wut und Hass. Gillian hatte Armut in Irland gesehen, sie hatte die Obdachlosen und Elenden in New York erlebt, aber noch nie solches Elend und solche Verwahrlosung.
Da gab es Blut, frisch vergossen. Da gab es Krankheit, die auf den Ausbruch wartete. Und da gab es Tod, leichter verstanden als das Leben. Sie sah Männer, die sie mit einem harten Blick aus schwarzen Augen beobachteten. Verschleierte Frauen blickten nie auf.
Terence näherte sich einem Verschlag. Er konnte als nichts anderes bezeichnet werden, obwohl er Glas in den Fenstern hatte und die Andeutung eines Gemüsegartens davor. Ein dürrer Hund fletschte die Zähne, zog sich aber zurück, als Terence unbeirrt weiterging.
Terence klopfte an die Tür, nachdem er sich noch einmal sorgfältig umgesehen hatte. Eine kleine Frau mit schwarzem Kleid und Schleier öffnete. Sie sah Terence, und Angst zeigte sich in ihrem Blick.
„Guten Morgen. Ich möchte mit Ihrem Mann sprechen." Sein Arabisch war mehr als holprig, doch es reichte. Gillian beobachtete, wie der Blick der Frau hierhin und dorthin schoss, bevor sie die Tür weiter aufschob und den Weg frei machte.
So verkommen und schmutzig es draußen war, das Innere der Hütte war blitzsauber. Mitten im Zimmer hockte ein kleiner Junge, der eine Stoffwindel trug. Er lächelte Terence und Gillian an und schlug mit einem Holzlöffel auf den Boden.
Hastig hob die Frau das Kind auf und verschwand durch die Hintertür.
Gillian hob den Holzlöffel auf. „Warum hat sie Angst vor dir?"
„Weil sie klüger ist als du. Setz dich, Doc, und mach einen gelangweilten Eindruck. Es dürfte nicht zu lange dauern."
Den Löffel immer noch in der Hand, setzte sich Gillian auf einen Stuhl. „Warum sind wir hier?"
„Weil Bakir etwas für mich hat."
Bakir war ein Wiesel. Er war dünn, hatte ein schmales Gesicht mit kleinen schwarzen Augen.
Wenn er lächelte, strahlten seine Zähne weiß und scharf. Er trug einen grauen Umhang. Gillian empfand sofort einen unkontrollierbaren Abscheu vor ihm.
„Ah, alter Freund. Ich habe Sie erst morgen erwartet."
„Manchmal ist das Unerwartete vorzuziehen."
Obwohl sie Englisch sprachen - Terence täuschte keinen französischen Akzent vor sagte Gillian nichts. Sie wünschte nur lebhaft, dass sie zurückgeblieben wäre. Die Hütte machte keinen sauberen und harmlosen Eindruck mehr, jetzt, wo Bakir eingetreten war.
„Sie haben es eilig, unser Geschäft
abzuschließen?"
„Haben Sie die Waren, Bakir? Ich habe heute noch andere Angelegenheiten zu erledigen."
„Natürlich, natürlich, Sie sind ein beschäftigter Mann." Er warf Gillian einen Blick zu und sagte dann mit einem
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