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formulieren: Wie lange hast du das geplant?"
„Das habe ich nicht wirklich geplant", gab sie zu, „ich habe einfach den diem gecarpt."
„Nun, Laura, ich hoffe, du weißt, dass deine . . deine Mutter recht gut reagiert hat. Ich meine, sie war fast nett. Was für ihre Verhältnisse sehr nett ist."
„Ja, ich weiß."
„Gib ihr einfach Zeit. Sie wird .. äh . ." Sich eine Seele wachsen lassen? „Und Laura .. versteh mich bitte nicht falsch .. aber wenn du vorhast, unserem Vater reinen Wein .. "
„Na toll", sagte die Frau auf meinem Rücksitz, „das ist ja besser als ,Zeit der Sehnsucht'."
„Halt den Mund!"
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„Das ist ein guter Rat", sagte Laura.
„Nein, äh .. Ich meine, ich würde dir nicht dazu raten . . vielleicht nicht sofort
..."
„Keine Sorge." Laura presste die Lippen aufeinander. „Das hatte ich auch nicht vor."
„Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen", sagte die Frau auf dem Rücksitz.
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„Also .. das war . ." Erschütternd. Anstrengend. Wenn ich noch am Leben wäre, hätte ich mir im Laufe der letzten Stunde mindestens zwei Mal in die Hose geschissen. „... interessant."
„Gehst du nicht rein?" Laura stand vor der Tür unseres Haupteingangs.
Niemand von uns benutzte die Seitentüren. Warum, wusste ich auch nicht.
Doch, ich wusste es. Niemand wollte für einen Hausangestellten gehalten werden. Selbst die Angestellten (die Haushälterin, die Pflanzenfrau, der Gärtner) benutzten den Haupteingang.
„Nein, nein, ich bleibe noch ein bisschen hier draußen" - in der eisigen Kälte und dem bitterkalten Wind - „und schnappe ein wenig frische Luft." Selbst wenn ich gar nicht atmete.
Lauras perfekte Stirn legte sich in Falten. „Bist du sicher?"
„Was?", protestierte der Geist. „Du lässt mich nicht rein?"
„Nein, es ist eine schöne Nacht. Und ich möchte gerne . . den Garten im Mondlicht betrachten."
„Du machst wohl Witze", schimpfte der Geist, „ich sitze hier draußen seit einer Woche fest und jetzt willst du mich nicht reinlassen?"
„Vielleicht", sagte ich, „komme ich doch lieber rein."
„Hoffentlich bist du eine bessere Gastgeberin, als du Auto fährst", meckerte der Geist.
„Du hältst den Mund. Du kriegst doch deinen Willen."
„Ich habe doch nur gefragt, ob du sicher bist", protestierte Laura.
iS3
„Tut mir leid, tut mir leid. Ich bin sauer auf Ant und habe es an dir ausgelassen."
„Diese blöde Kuh", sagte der Geist. „Sie lässt ihren kleinen Kläffer auf meinen Rasen scheißen, jede verdammte Woche. Hat wohl gedacht, ich würde es nicht sehen."
„Genug", sagte ich.
„Finde ich auch", schnauzte Laura, „es war ein langer Abend."
„Süße, ich weiß nicht, was du meinst."
„Willst du dich immer noch morgen mit mir treffen?"
„Weihnachtseinkäufe", bestätigte Laura und beruhigte sich vor meinen Augen. Wenigstens hatte ihr Haar nicht die Farbe gewechselt, Gott sei Dank.
„Ich hole dich um sechs Uhr ab, einverstanden?"
„Kann's kaum erwarten", sagte die tote Frau.
„In Ordnung", sagte ich. „Gute Nacht."
Ich sah, wie Laura in ihrem Smiley-gelben VW fortfuhr, für den ihre zu-gut-um-wahr-zu-sein-aber-tatsächlich-guten Adoptiveltern drei Jahre lang gespart hatten, um ihn ihr kaufen zu können.
Ich sah zu dem Geist, der einige Zentimeter kleiner war als ich und das dunkelblonde Haar in einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie trug ein ausgewaschenes grünes Sea-World-Sweatshirt und schwarze Stretchhosen. Socken. Keine Schuhe und keinen Mantel. Aber selbstverständlich war ihr nicht kalt.
„Warum kommst du nicht rein?"
„Ja, warum nicht", stimmte sie zu. „Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast. Ich dachte schon, ich würde auf ewig in Edina festsitzen. Das wäre die Hölle gewesen!"
Sie ging durch mich hindurch ins Haus, was sich anfühlte, 80
als würde mir jemand einen Eimer mit Eiswasser ins Gesicht schütten.
„Verdammt!", keuchte ich und stürzte zur Tür, um sie zu schließen.
„Sorry", sagte sie selbstzufrieden.
'55
„Du bist zurück!", schrie Jon.
„Jesses, lass mich erst einmal den Mantel ausziehen. Und ich habe jetzt keine Zeit, okay?"
„Wer ist denn der heiße Typ?" Der Geist begaffte Jon und fasste ihm mit der Hand durch seine Weichteile, was er aber Gott sei Dank nicht bemerkte.
„Hör auf damit! Das ist gegen das Gesetz, selbst wenn du tot bist!"
„Was?", fragte Jon.
„Ich hole mir meinen Spaß, wo ich ihn kriegen kann", erklärte der Geist, „also nerv
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