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04

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Titel: 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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übernehme das. Gib ihn mir."
    Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er noch zu klein war, hätte ich geschworen, dass Jon leise lachte, als ich ihn nahm. Natürlich lachte er nicht wirklich, so wie er auch nicht wirklich böse schaute. Aber trotzdem war es niedlich.
    Ich tat so, als würde er mich mögen, auch wenn er mich, so jung wie er war, bei einer polizeilichen Gegenüberstellung kaum wiedererkannt hätte. Als Laura uns nicht mehr sehen konnte, drückte ich ihn den ganzen Weg die Treppe hinauf eng an mich.
    In Wahrheit waren Abende wie diese zurzeit die Höhepunkte in meinem Leben. Ich sprang, wann immer Ant mich anrief. Letztendlich würde ich niemals ein eigenes Baby haben, und mit Baby Jon konnte ich wenigstens so tun, als ob. Ich weinte nicht, ich schwitzte nicht, ich hatte keine Monatsblutung .. und ich bekam keine Babys.
    Niemals.
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    Sinclair und ich konnten viel zusammen machen - und würden das auch tun, wenn er jemals über unser kleines Problem des Monats hinwegkam. Aber wir würden keine eigenen Kinder haben.
    Jess sagte mir immer wieder, ich sollte mir keine Gedanken machen, es gäbe so viele Kinder da draußen, die ein gutes Zuhause dringend nötig hätten, und Marc unterstützte sie mit Horrorgeschichten aus der Notaufnahme über misshandelte Kinder. Sie hatte recht - beide hatten sie recht, und ich versuchte, den Kopf nicht hängen zu lassen.
    Aber ich hätte nie gedacht, dass ich mit dreißig Jahren die Hoffnung auf ein eigenes Baby würde aufgeben müssen. Komisch, früher hatte ich nie ernsthaft über einen möglichen Kinderwunsch nachgedacht. Ich war irgendwie immer davon ausgegangen, dass es klappen würde. Und dann war ich gestorben.
    Geht es uns allen nicht manchmal so? Haben wir das nicht alle schon erlebt?
    „Das ist doch zu blöd", erklärte ich Baby Jon, zog ihm die ekligen Windeln vom Popo und legte sie zur Seite (später würde ich sie unter Ants Bett verstecken, und sie würde wie wahnsinnig danach suchen). „Tote können viele Sachen nicht machen. Gehen, reden, sex, heiraten. Sich zanken. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich das alles tun kann, anstatt in einem Sarg zu liegen und mich langsam in Dünger zu verwandeln. Aber was tu ich?
    Versuche ich, die guten Seiten zu sehen? Die coolen Vampirkräfte? Nein, ich jammere herum, weil Sinclair mich nicht schwängern kann. Ergibt das Sinn?
    Klingt das nach jemandem, der sein Glück zu schätzen weiß?"
    „Fleh", antwortete Jon.
    „Du sagst es." Ich bestäubte ihn, als würde ich einen Braten salzen, rieb das Puder ein und legte ihm dann eine neue Windel
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    an. Er seufzte und fuchtelte mit seinen kleinen Armen. Ich hielt eine winzige Hand fest und drückte einen Kuss darauf. Prompt kratzte er mich mit seinen Wolfskrallen, aber das machte mir nichts aus.

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    „Ich kann euch gar nicht genug danken, dass ihr gekommen seid", sagte Ant erneut. Zu Laura, nicht zu mir.
    „Mit dem größten Vergnügen, Mrs. Taylor. Ihr Sohn ist entzückend."
    Zweifelnd schaute Ant auf das Babyfon, das dann und wann von Baby Jons Schnarchgeräuschen vibrierte. „Nett, dass du das sagst. Ich hoffe, er hat nicht allzu viel Ärger gemacht."
    „Er ist ein Schatz]", rief Laura und wischte einen Fleck Erbrochenes von ihrer Schulter.
    „Ja, wir konnten uns gar nicht halten vor Lachen", brummte ich bissig. „Und morgen bin ich beschäftigt, denk also gar nicht erst daran."
    „Ich habe Zeit", meldete sich Laura zu Wort.
    „Schon gut, Mädels. Meine Benefizveranstaltung ist ohnehin verschoben worden. Und dann kann ja Freddy kommen."
    „Freddy?", fragte ich scharf. „Die, die süchtig nach ihren Migränetabletten ist?"
    „Sie ist nicht süchtig", behauptete Ant, die selber einiges an Suchtverhalten kannte. „Sie hat nur viele Migräneanfälle."
    „Von mir aus kann sie viele Gehirntumore haben! Die passt nicht auf Baby Jon auf!"
    „Das hast wohl kaum du zu entscheiden", blaffte sie zurück. Dann fragte sie
    „Wer?"
    „Wann ist denn dein Meeting?", fuhr Laura schnell dazwischen. „Ich bin sicher, wir finden eine Lösung."
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    Ant versuchte, sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu blasen, die aber blieb an ihrem Platz. „Laura, du meinst es gut und ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber wir müssen keine Lösung finden. Ich bin diejenige, die entscheidet, was das Beste für das Baby ist."
    Ich machte mich gerade bereit, ihr den Kopf abzureißen und ihn die Treppe hinaufzutreten - als grausige Überraschung für meinen Vater, wenn er

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