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Dipl. Kinderkrankenschwester, unterzeichnet war.
„Warum braucht sie uns, wenn sie eine Pflegerin beschäftigt?" Sie schnalzte mit der Zunge für Jon, der mit einem Grunzen antwortete.
„Die Schwester arbeitet nur zu den üblichen Öffnungszeiten. Und mein Vater hat ein Machtwort gesprochen, als Ant eine Nachtschwester haben wollte, obwohl sie den ganzen Tag zu Hause ist."
„Mr. Taylor hat ihr einen Wunsch abgeschlagen?"
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„Manchmal tut er das." Jons gut gepolsterten Hintern auf meinen Unterarm und seinen Kopf auf meine Schulter gestützt, öffnete ich den Kühlschrank und zog sofort eine Grimasse. Er war bis oben hin gefüllt mit fettarmer Milch, Eisbergsalat, Soja-Soße, ekligen Egg Beaters und Flaschen mit Diätdrinks.
Wenn ich leben würde, hätten wir jetzt ein echtes Problem. Arme Laura!
Und „Mr. Taylor"? Lauras biologischer Vater. Niemand wusste von diesem kleinen, nebensächlichen Detail außer mir, ihr und dem Teufel.
Die ganze Situation war wirklich sehr kompliziert, und wenn sie nicht so Furcht einflößend wäre, hätte man darüber lachen können. Vor einer Weile war nämlich der Teufel in meine Stiefmutter gefahren. Und was sehr aufschlussreich ist: Ant war schon immer ein so erbärmliches Wesen, dass es noch nicht einmal jemandem aufgefallen war. Unglaublich, aber leider wahr.
„Oh, du bist böse und verrückt und überfährst Fußgänger mit deinem Fahrrad und erfüllst böse Wünsche und ermunterst Menschen, von einem Hochhaus zu springen .. alles beim Alten, was, Antonia?"
Wie dem auch sei. Also war die zweite Frau meines Vaters eine Zeit lang vom Teufel besessen, jawohl, von diesem Teufel, und bekam eine Tochter, meine Schwester Laura. Und dann ist sie wieder zurück zur Hölle gefahren.
Ant, die sich „auf einmal" mit einem sabbernden Baby in den Armen wiederfand, legte dieses sofort im Warteraum des Krankenhauses ab, um ihr altes Leben wieder aufzunehmen, als wenn nichts gewesen wäre.
Also sind - so merkwürdig das klingt - Ant und mein Vater Lauras leibliche Eltern. Und der Teufel ist ihre Mutter. Und
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Laura wurde von den Goodmans adoptiert (richtig gehört, den Goodmans) und wuchs in einem Vorort von Minneapolis auf.
Habe ich schon ihre höllischen Superkräfte erwähnt, wie zum Beispiel den Bogen aus Höllenfeuer, und dass sie essen kann, worauf sie Lust hat, ohne jemals einen Pickel zu bekommen?
Wegen dieser Zusammenhänge war es ein bisschen komisch, als sie von unserem - ihrem - Vater als „Mr. Taylor" sprach. Immer sagte sie „Mr. Taylor"
oder „Betsys Vater". Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte, also sagte ich nichts. Wieder ein Thema, das drohend über meinem Kopf schwebte wie eine wackelige Guillotine.
„Es gibt nichts Anständiges zu essen." Ich schloss die Kühlschranktür. „Wie immer."
„Wir könnten uns eine Pizza bestellen." Sie streckte mir ihre Arme entgegen und ich gab ihr das Baby.
„Mir macht es ja nichts aus. Ich kann ja sowieso nichts essen. Du bist es, um die ich mir Sorgen mache. Wenn ich verzweifelt genug bin, kann ich auch die Flasche Soja-Soße austrinken. Hmmm . . salzig. Na ja. Hast du zu Abend gegessen, bevor wir gefahren sind?"
„Nein", gab sie zu.
„Gott, wir sind wirklich jämmerlich anzusehen. Denk gar nicht erst dran", warnte ich den Kleinen, der sich in Lauras Armen versteift hatte und bereit zu sein schien, wieder mit dem Jaulen anzufangen. „Ich bin dreißig Jahre alt und ich sitte ein Baby und wühle im Kühlschrank nach einer Mahlzeit. Als Nächstes rufe ich noch meinen Freund an und sage ihm, dass er knutschen kommen soll."
„Wenigstens hast du einen Freund", stellte Laura klar.
Ich lächelte säuerlich und schwieg.
Er ist soooo süß", gurrte Laura. Heute Abend trug Baby 74
Jon ein T-Shirt, Windeln und dicke grüne Socken. Er hatte ein bisschen zugelegt, sah aber noch mehr wie eine haarlose, wütende Ratte aus als die fetten Babys, die man in der Werbung für Babynahrung im Fernsehen sah. „Ist das nicht der süßeste kleine Kerl, den du je gesehen hast?"
„Du machst mir wirklich Angst, Laura, und ich dachte, ich hätte schon alle deine Furcht einflößenden Eigenschaften kennengelernt."
„Guhuuuuu", antwortete sie und kitzelte Baby Jon unter seinem spitzen Kinn.
Jon sah sie böse an, und dann erfüllte der Geruch seines Unmuts den Raum.
„Oooooh, da braucht jemand eine frische Windel." Sie sah mich an.
„Tochter des Bösen", sagte ich.
„Vampirkönigin."
„Okay, ich
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