040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
nicht von der Hand zu weisen, wenn
man bedenkt, daß es für Geister keine Grenzen, keine Entfernungen in unserem
Sinn gibt.«
»Das
versteh ich nicht… Wer oder was ist denn nun dieser Chopper ?«
»Das,
Kommissar, wüßte ich auch gern. Es wäre mir wohler, wenn wir darüber schon eine
genauere Vorstellung hätten…«
Dann
rief Larry Brent die Nummer auf dem zerknitterten Zettel an. Es dauerte eine
Weile, ehe der Hörer abgenommen wurde. »Ja?« meldete sich wieder nur die
Stimme. Es war die gleiche, wie in der letzten Nacht.
»Larry
am Apparat. Ich sollte mich melden.«
»Wir
hatten vom Vormittag gesprochen«, sagte die Stimme leicht verärgert. »Sie
sollten sich schon an unsere Vereinbarungen halten.«
»Vormittag
ist ein relativer Begriff. Für mich hat er begonnen…«
»Für
mich ist noch Morgen. Sie scheinen es sehr eilig zu haben?«
»Ich
will den Wälzer los sein. Sie haben mir einen einigermaßen vernünftigen Preis
geboten… Wenn Sie noch keinen Termin für das Treffen nennen können, ruf ich
eben später nochmal an.«
»Nicht
nötig. Bleiben Sie am Apparat und hören Sie zu…« Genau das tat Larry Brent.
Sogar sehr aufmerksam. Die Stimme erklärte ihm, wohin er gehen sollte. Sie
nannte ihm einen bestimmten Anlegeplatz der Köln-Düsseldorfer-Rheinschiffahrt. Rund dreihundert Meter rheinaufwärts befand sich nach den Worten des
unbekannten Sprechers die Anlegestelle einer kleinen Privatlinie.
»Das
Ausflugsboot, das dort ablegt, heißt Olympia . Es fährt jede Stunde. Sie
warten die Fahrt um zehn Uhr dreißig ab. Nicht ins Boot steigen! Wenige Minuten
nach dem Ablegen der Olympia kommt ein grünes Motorboot an den
Bootssteg. Es trägt den Namen Marina. Dort steigen Sie ein…«
»Eine
private Bootsfahrt auf dem Rhein. Das ist fast zuviel der Ehre.«
»Es
ist keine Vergnügungsfahrt, sondern eine Geschäftsreise gewissermaßen«,
bemerkte sein Gesprächspartner trocken.
»Richtig.
Drei Riesen warten immerhin auf mich.«
»Sie
schlagen scheinbar unter der Hand auf. Ich erinnere mich, daß wir uns auf zwei
Scheine geeinigt hatten… Ihre Inflationsrate gefällt mir nicht. Seien Sie
pünktlich! Wir kommen auf jeden Fall, die Reise findet bei jedem Wetter statt.
Und vergessen Sie nicht das Buch mitzubringen…«
●
Kurz
danach verließ er sein Zimmer. Als er an Iwans Tür vorbeikam, blieb er einen
Moment lauschend stehen. Dahinter war noch alles still. Kunaritschew war auf
einen späteren Termin eingerichtet und schlief den Schlaf des Gerechten. Larry
wollte den Freund auch noch nicht wecken. Er frühstückte schnell und hinterließ
an der Rezeption eine kurze schriftliche Nachricht für seinen Freund. Er
erwähnte den Schiffsanlegeplatz der Olympia unten am Rheinufer und das
Motorboot Marina ,mit dem er abgeholt werden sollte. »Wenn Mister
Kunaritschew innerhalb der nächsten fünfundvierzig Minuten nicht von selbst
wach werden sollte, dann lassen Sie ihn bitte wecken.«
»Selbstverständlich,
Mister Brent. Wird erledigt.« Larrys Zimmerschlüssel wurde ans Brett gehängt.
X-RAY-3 erwarb zwei dicke Magazine an der Rezeption und stopfte sie in die
schmale lederne Aktentasche, die er bei sich hatte. Zunächst kam es ihm darauf
an, seinen unbekannten Verhandlungspartner optisch zu täuschen.
Was
dann kam, wenn man merkte, daß er das Buch Die Magie der unsichtbaren
Zauberwesen gar nicht besaß, darüber wollte er noch nicht nachdenken. Er
ließ die Dinge an sich herankommen.
●
Der
rote Fiat fuhr verhältnismäßig schnell über die sonnenbeschienene Uferstraße.
Am Steuer saß eine gutaussehende Frau.
Blond,
elegant, gepflegt geschminkt. Sie trug eine halbdurchsichtige Bluse, deren
obere Knöpfe offen standen, so daß der spitzenbesetzte weiße BH zu sehen war.
Der Rock war eng und geschlitzt.
Bettina
Marlo liebte es, sich auf eine Weise zu kleiden, die ihre Idealfigur voll zur
Geltung brachte.
Die
breite Straße auf dieser Seite des Rheins war noch nicht besonders stark
befahren, der Morgen zwar sonnig, aber noch kühl. Der Betrieb würde in ein bis
zwei Stunden erst richtig losgehen und dann um die Mittagszeit seinen Höhepunkt
erreichen. Aus dem Autoradio klang leise Musik.
Bettina
Marlo wirkte ausgeruht, frisch und ausgeglichen und summte die bekannte Melodie
von Ramona mit.
Die
Frau war von zu Hause aufgebrochen, weil sie den Wunsch nach einer Spazierfahrt
verspürte.
»Ich
bin sehr zufrieden mit dir«, sagte die knarrende Stimme aus dem
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