040 - Chopper – Geisterstimme aus dem Jenseits
blond,
attraktiv, bewaffnet, und zwei Männer stürmten in den Gewölbekeller.
»Hände
hoch und keine Bewegung!« rief die Blondine, die man sich eher auf einem
Laufsteg als Mannequin, denn als Schützin vorstellen konnte. Der Sonderling
wirbelte wie ein aufgescheuchtes Huhn hinter den klapprigen Tisch auf dem
Podest, riß die Schublade auf und ließ sich gleichzeitig zu Boden fallen. Ein
Schuß krachte. Die Lampe, die einzige Lichtquelle, zersprang. Dunkelheit…
Dann
ein wilder Aufschrei, der aus der Kehle des kleinen Mannes kam, der das in der
Burg befindliche Ausflugslokal gepachtet hatte. Aufgeregte Zurufe. Ein
Gegenstand fiel dumpf auf den Boden. Dann flammte eine Taschenlampe auf.
Sekunden
später noch zwei weitere, so daß das Gewölbe fast ausgeleuchtet wurde.
»Tot…
», murmelte eine knarrende, immer schwächer werdende Stimme. Chopper! »Tot… bin
ich nicht… ich kann wiederkommen… irgendwann… wenn die Umstände es zulassen…«
Die
Frau lief auf den Gefesselten zu. »Larry?!« fragte eine vertraute Stimme
besorgt.
»Hallo,
Schwedenfee?« reagierte X-RAY-3. »Ich hoffe, daß dies nicht Teil dieses
Alptraums ist.«
Morna
Ulbrandson alias X-GIRL-C war da. Zwei Zivilbeamte der Düsseldorfer Kripo
befanden sich in ihrer Begleitung. Während Morna den Kollegen von den Fesseln
befreite, berichtete sie ihm in knapper Form, daß sie seit den frühen
Morgenstunden schon in der Stadt weilte. Sie kam von Paris, wo sie einen
Modebummel gemacht hatte. X-RAY-1 hatte ihr den Auftrag gegeben, Larrys Weg in
aller Heimlichkeit zu beobachten und ihm zu folgen. Mit einem Hubschrauber war
sie die Strecke abgeflogen, hatte den Kurs des anderen verfolgt und war auf dem
Innenhof der Burg gelandet. Die Funksprüche zwischen dem Pächter und der Marina waren abgehört worden, so daß Morna Ulbrandson über den Verlauf der Dinge
unterrichtet war. Durch seine charmante Kollegin erfuhr Larry auch, daß X-RAY-1
in Anbetracht der außergewöhnlichen Schwierigkeiten, die er erwartete, einen
weiteren Agenten eingesetzt hatte, den Dybuk-Spezialisten Samuel Goldstein. Der
Verdacht, daß tatsächlich ein Dybuk aufgetaucht war und Opfer gefordert hatte,
war groß.
Der
Pächter der Burg war tot.
In
ihm hatte der Dybuk mit Namen Chopper vorerst offensichtlich sein letztes Opfer
gefunden.
Der
Mann, der noch entkommen wollte, der die Birne zerschoß, lag in verkrümmter
Haltung hinter dem kleinen Tisch und sah aus, als wäre er schon seit Wochen
tot…
Das
unterbrochene Beschwörungs-Ritual mußte verantwortlich sein für den
Zwischenfall. Choppers furchtbarer Geist hatte den kleinen Mann noch gestreift
und dessen Leben ausgelöscht.
Marina
konnte möglicherweise alles erklären. Aber sie war nirgends auffindbar. Im
Gewölbe entdeckten sie in der Wand eine Klappe, die die Hexe in der Dunkelheit
und dem allgemeinen Durcheinander aufgezogen hatte, um in dem dahinterliegenden
Schacht zu verschwinden.
Ein
geheimer Zugang führte zur unterirdischen Rheinverbindung und damit zu dem
Motorboot, dessen knatterndes Geräusch in Dunkelheit und Ferne verebbte. Die
Hexe Marina war geflohen…
●
Erst
am späten Abend ließen sich alle Fäden zusammenführen, als Larry und Morna alle
Ergebnisse vorliegen hatten.
Samuel
Goldstein war mit der Gegenformel, ohne es zu ahnen, gerade zur rechten Zeit
gekommen.
Der
Mann, der sich für sein Leben gern als Teppichhändler ausgab und in der Tat
auch eine Menge von diesem Geschäft verstand, da er es früher mal betrieb,
hatte ursprünglich Iwan und dem Zimmermädchen helfen wollen. Das war ihm auch
gelungen. Iwan und das Mädchen waren erwacht, das dämonische Antlitz auf ihren
Handflächen verblaßt, ihr Zustand stabilisierte sich und das Schlafbedürfnis
ließ nach. Bettina Marlo starb in dem Moment, als Chopper an seinen düsteren
Ort zurückgeschleudert wurde.
Martin
Böhr meldete sich am gleichen Abend noch bei der Polizei und berichtete sein
unheimliches Erlebnis. Der Bann der Hexe war plötzlich zusammengebrochen, und
Larry vermutete, daß Marina ihre ganze Kraft während des Rituals benötigt
hatte. Dadurch wurde auch verständlich, weshalb sie sich mit ihrer Hexenkraft
gegenüber den eindringenden Kriminalbeamten und Morna Ulbrandson nicht zur Wehr
setzte. Die Begegnung mit Chopper erwies sich für alle unmittelbar daran
Beteiligten als ein zweischneidiges Schwert.
Der
Geist aus dem Jenseits war wieder gebannt, aber niemand wußte, ob er,
vielleicht durch die Hilfe Marinas
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