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040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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2092 n.Chr. (80 n.CF.)
    Es hatte aufgehört zu schneien. Wie ein Ring aus Feuer loderten überall Fackeln in der Dunkelheit rund um den Ruinenkomplex der ehemaligen Klinik. Mindestens hundertachtzig Erdlochhauser hatten sich eingefunden. Viele murrten wegen Reverend Pains Herausforderung. Sie wollten ihre ermordeten Angehörigen rächen und weiter nichts.
    Die Lords hatten Avok in die nächtliche Klinik begleitet. Alle warteten, dass sie mit dem Anführer der Blutsäufer zurück kamen. Pain stand hinter den Klagefrauen, die um den Reisighaufen mit Thereses Leiche hockten. Er selbst bewegte die Lippen im stummen Gebet. Hin und wieder versickerten Tränen in seinem Bart. Seine Hoffnung für die Zukunft der Kirche lag tot auf dem Reisig. Das Herz wollte ihm zerbrechen.
    Versunken in seine Trauer verlor er jegliches Zeitgefühl. Waren ein oder zwei Stunden vergangen, als Whooler, der junge Erdlochhauser ihn rief? »Sie sin zurück, Rev'rend.«
    Pain drehte sich nach ihm um. Im Schein seiner Fackel stand der Lumpenmann zwischen den Bäumen. In seiner ängstlichen Miene las es Pain: Die Lords hatten den Anführer der Blutsäufer aus der Klinik geholt. »Ich komme.« Hinter Whooler her stapfte er durch den Schnee. Seine Korsett schien aus Blei zu sein und sein Brustkorb mit Steinen gefüllt.
    Vergib mir, o HERR… sei mir Sünder gnädig…
    Er wusste, dass es nicht Recht war, was er tun wollte. Doch das Bild der zarten Schwester brannte in seinem Hirn - wie schön sie gewesen war, wie tapfer, wie stark!
    »Des Menschen Zorn tut nicht, was Recht ist vor GOTT…« Er murmelte ein Wort des Apostels Jakobus vor sich hin. »Vergib mir, wenn ich trotzdem so handle, o HERR. Ich muss es tun…« Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass er mehr für Therese empfunden hatte als nur brüderliche
    L iebe…
    Whooler drehte sich nach ihm um. »Is was, Rev'rend?«
    »Nein, mein Sohn, es ist nichts…«
    Der Blutsäufer wartete auf dem ehemaligen Parkplatz. Jagger und seine einundzwanzig Lords umringten ihn. Weniger um ihn an der Flucht zu hindern, vielmehr beschützten sie ihn -eine Gruppe von dreißig bis vierzig Erdlochhausern hatte sich zwischen den eingeschneiten Autowracks versammelt. Sie schwangen Fäuste und Knüppel und beschimpften den in Schwarz Vermummten.
    B is auf fünf Schritte ging Pain an ihn heran. »Du bist der Anführer dieser grausamen Horde?« Der Mann war groß, seine Lippen wirkten wulstiger als die Avoks, das Grau seiner zerknitterten Haut noch schmutziger.
    »Ich bin Lee Hamilton.« Seine Stimme knarrte wie rostige Türangeln.
    »Du kennst die Bedingungen?«
    »Ich töte dich und die Sache ist erledigt.« Seine kleinen Augen wanderten über die gebeugte, knochige Gestalt des Greises. Pain registrierte die Geringschätzung in seinen zerknautschten Zügen.
    »Wenn ich dich töte, verlasst ihr widerstandslos die Insel.« Pain deutete auf den Grandlord. »Er und seine Leute werden euch an die Küste begleiten.«
    Der Blutsäufer nickte ungerührt. Sein dunkles Mumiengesicht verzerrte sich zu etwas, das wohl ein Grinsen sein sollte.
    »Fangen wir an.« Reverend Pain öffnete seinen Rucksack. Er nahm Hammer und Kruzifix heraus, konnte es aber nicht lassen, auch nach dem Weihwasser zu greifen.
    Der Ring um ihn und den Blutsäufer weitete sich. Hamilton zog chromfarbene Waffen aus seinem Gewand. Einen großen chirurgischen Haken und eine lange Knochensäge, deren Sägeblatt abgeschliffen war. Wie einen Säbel schwang er sie über dem Schädel.
    Reverend Pain schraubte das Fläschchen mit dem Weihwasser auf. Er segnete Hammer und Kreuz. »Vergib mir, o HERR«, murmelte er, »und sieh das Blutvergießen, das ich auf diese Weise vermeide…«
    Jagger trat neben ihm. »Hözu, Pain -lassmichmache. Bisse zu alt füa Pügelei.« Niemals hätte der Reverend dem struppigen Burschen das Mitgefühl zugetraut, das er jetzt in seiner Miene las. »De Kea macht Blutwuast aus dia!«
    »Kehr um zum HERRN, Jagger«, murmelte Pain. »Damit du nicht zur Hölle fährst wie dieser dort.« Er schob den Grandlord zur Seite. »Bist du bereit, Hamilton?!«
    Er ging ein paar Schritte zurück. Dann leerte er das Weihwasserfläschchen über sich aus und bekreuzigte sich. »Du trittst mit deinen gefeilten Zähnen und deinen chirurgischen Instrumenten an. Ich aber komme im Namen des HERRN!« Seine Fäuste schlossen sich um Hammer und Kruzifix.
    Der Schnee knirschte unter den vielen Schritten der Lords und der Erdlochhauser. Sie wichen zurück und

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