040 - Ein Monster namens Charlie
ihm nicht verraten haben, denn der befand sich auf Nummer Sicher. Walter Downs lag im Krankenhaus und hatte dort auch keine Möglichkeit, mit Ashlock in Verbindung zu treten…
Aber das hieß nicht, daß Ashlock nicht Bescheid wußte. Er konnte seine Information von einer mir unbekannten Quelle bezogen haben.
Ich fuhr sehr aufmerksam. Rastlos war mein Blick, doch mir fiel keine verdächtigte Person auf. Es schien alles in Ordnung zu sein.
Aber ich traute dem Frieden trotzdem nicht. Schließlich hatte ich schon einmal erlebt, wie gefährlich Mr. Ashlocks Horrorameisen waren.
Brennan war in der Hoyt Avenue zu Hause. Er öffnete auf mein Klingeln, und ich sah ihm an, daß er wußte, wen er vor sich hatte.
Mich erstaunte, daß er sich friedlich und beherrscht benahm.
Zwar bildeten sich auf seinen Wangen kleine grauen Flecken, aber er griff mich nicht an. Hielt er sich nicht für kräftig genug?
Traute er sich nicht zu, mit mir fertigzuwerden? Billinger und Downs hatten es wenigstens versucht, und ich muß gestehen, daß mich die Fights mit den beiden Verbrechern und der Kampf mit der Riesenameise einiges von meiner Substanz gekostet hatten.
Unter Umständen hätte Vic Brennan, der unverbraucht war, eine Chance gegen mich gehabt. Doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen, und ich war ihm dafür dankbar.
Konnte man mit ihm vernünftig reden? Sah er ein, daß es klüger war, aufzugeben?
Er wich langsam zurück. »Irgendwie habe ich damit gerechnet, daß Sie hier aufkreuzen werden, Ballard«, sagte er trocken.
»Ich war schon bei Billinger und Downs«, sagte ich.
»Oh.«
»Treffend formuliert«, sagte ich und lächelte den Verbrecher kalt an.
Auf dem Tisch stand ein Leichtmetallkoffer, dem ich keine Beachtung schenkte. Ich nahm ihn lediglich zur Kenntnis.
»Bist du bewaffnet?« fragte ich den Mann.
Er schüttelte den Kopf und spreizte die Arme ab. »Sie können sich überzeugen.«
»Du wirst lachen, das tu’ ich.«
Ich trat näher, und in mir spannten sich die Nervenstränge. Sollte der Bursche mich doch angreifen wollen, würde es ihm nicht gelingen, mich zu überraschen.
Er war »sauber«. Nicht einmal ein Taschenmesser fand ich bei ihm. Seine Friedfertigkeit war mir nicht ganz geheuer. So harmlos, wie der Bursche sich gab, war ja nicht einmal ich.
Vorsicht, Tony! sagte ich mir. Er will dich täuschen. Er spielt dir was vor!
Ich trat wieder zurück. Scharf blickte ich ihm in die Augen. »Wo ist Ashlock?«
»Ich weiß es nicht; ich weiß es wirklich nicht. Keiner von uns weiß es.«
»Was tut ihr, wenn ihr ihm etwas Wichtiges mitzuteilen habt?«
»Wir können mit ihm nur reden, wenn er uns aufsucht.«
»Geschieht das mit einer gewissen Regelmäßigkeit?«
»Nein.«
»Ihr habt keine Möglichkeit, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen?«
»Nein.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Es ist aber so«, sagte Vic Brennan.
»Wo befinden sich Emily Fonda und Vicky Bonney?«
Brennan grinste mich unerschrocken an und schüttelte langsam den Kopf. »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Mr. Ballard.«
»Vielleicht habe ich die Möglichkeit, dich zu zwingen«, bemerkte ich mit einem drohenden Unterton.
Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich bin nicht lebensmüde. Sie müssen die Mädchen und Ashlock schon ohne meine Hilfe finden. Tut mir leid.«
Ich dachte an meine Freundin und an Wyatt Fondas Tochter, und in mir begann die Wut zu brodeln. Die beiden Mädchen befanden sich in einer bemitleidenswerten Lage, aus der ich sie nur deshalb nicht befreien konnte, weil dieser Gangster nicht reden wollte.
Kaltschnäuzig ließ er mich wissen, daß ich aus ihm nichts herauskriegen würde. Nun, wenn er mir keine andere Wahl ließ, würde ich ihn hart anfassen.
Meine Hände schossen auf ihn zu.
Ich packte seine Rockaufschläge, drehte meine Fäuste, wodurch sich der Stoff um seinen Hals zusammenzog.
»Keine Gewalt, Mr. Ballard!« sagte er heiser.
»Denkst du, daß ich einen Kerl wie dich mit Samthandschuhen anfasse?« herrschte ich ihn an. »Auf dein Konto gehen eine Entführung und drei Leichen!«
»Ich habe niemanden umgebracht, das können Sie mir nicht anhängen, Ballard.«
»Man wird dich der Mittäterschaft anklagen! Und für die Entführung kriegst du sowieso schon lebenslänglich. Also rede, oder du lernst mich von meiner bösesten Seite kennen.«
»Ich sage überhaupt nichts, Ballard. Vielleicht erfahren Sie von ›Charlie‹, was Sie wissen möchten.«
»Charlie? Wer ist Charlie? Noch ein
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