040 - Ein Monster namens Charlie
ich tun kann, um diese Heirat zu verhindern, werde ich tun.«
Deborah war nicht gewillt, sich den Wutausbruch von Wyatts geschiedener Frau noch länger anzuhören.
Als Sue merkte, daß sie auflegen wollte, lenkte sie ein. Ganz kleinlaut wurde sie. »Warten Sie!« rief sie. »Ich bitte Sie, Deborah… Sie müssen mich verstehen … Emily ist mein Kind … Ich mache mir Sorgen … Niemand informiert mich …«
»Es hat sich noch nichts Neues ergeben. Sowie dies der Fall ist, wird sich Wyatt mit Ihnen in Verbindung setzen.«
»Ich… ich habe Angst um meine Tochter, Deborah.«
»Wir bangen alle um Emily, und ich bete zu Gott, daß wir sie bald wohlbehalten wiederbekommen.«
Nach diesem Anruf traf ein Bote ein. Er sagte, er habe etwas für Mr. Wyatt Fonda abzugeben. Jemand vom Personal nahm eine Ledermappe in Empfang und brachte sie seinem Arbeitgeber.
Der Bote machte sich aus dem Staub, und als Wyatt Fonda die Mappe aufschlug, erkannte er, daß er es mit einem Forderungskatalog Gordon Brubakers zu tun hatte.
Er starrte Deborah Hall entgeistert an. »Das ist doch der Gipfel der Frechheit! Brubaker versteckt sich nicht mehr. Er tritt ganz offen aus der Anonymität hervor.«
Deborah trat neben ihn und umarmte ihn. »Was verlangt er?«
Es waren zwanzig Punkte, die Gordon Brubaker erfüllt haben wollte. Jeder einzelne war ein Todesstoß für Fonda-Instruments.
Am Ende des Forderungskatalogs stand, daß dieser sich wenige Augenblicke, nachdem ihn Fonda gelesen habe, zerstören würde, und so war es tatsächlich. Ein grelles Flirren wischte über die Seiten und löschte die Schrift. Wyatt Fonda und Deborah Hall hatten nur noch leere Blätter vor sich.
»Er hat eine Möglichkeit gefunden, sich die Hölle dienstbar zu machen«, knirschte Fonda. »Ich habe noch nie einem Menschen etwas Schlechtes gewünscht, aber Gordon Brubaker wünsche ich, daß ihn der Teufel holt.«
»Hast du dir die zwanzig Punkte gemerkt, Wyatt?«
»Jeder einzelne hat sich unauslöschlich in mein Gehirn eingeprägt.«
»Wirst du sie erfüllen?«
»Ich habe keine andere Wahl.«
»Damit ruiniert dich Brubaker.«
»Ich weiß.«.
Deborah küßte ihn. »Ich werde trotzdem zu dir halten, Wyatt. Geld ist nicht alles im Leben. Hauptsache, wir kriegen Emily gesund wieder.«
***
Sie befanden sich in einem alten, abseits stehenden Lagerhaus am East River. Vicky Bonney und Emily Fonda waren Gefangene der Horrorameisen. Überzogen mit diesem ekeligklebrigen Sekret. Sie konnten sich nicht bewegen. Das Zeug verhinderte nicht nur, daß sie weder Arme noch Beine gebrauchen konnten, sondern verhinderte auch, daß sie sich vom Fleck rühren konnten. Es war ihnen weder möglich, sich zu erheben, noch konnten sie sich auf die Seite drehen.
Es wäre nicht nötig gewesen, daß sie bewacht wurden.
Dennoch waren aber zwei Monsterameisen da, die sie mit ihren grünen Augen scharf beobachteten.
Emily war über das Ärgste hinweg. Der Schock war vorbei. Was sie erlebt hatte, lähmte nicht mehr ihren Geist. Aber sie hatte schreckliche Angst vor den Ameisen.
Sie hatte erlebt, was diese Monster mit Stella Frey und den beiden Leibwächtern gemacht hatten. Bis an ihr Lebensende würde sie diesen Horror nicht vergessen, und es hatte lange gedauert, bis sie endlich wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte.
Auf welchem Weg sie hierher gelangte, wußte sie nicht. Die Entführer hatten ihr nicht die Augen verbunden, und trotzdem hatte sie nichts bewußt wahrgenommen.
Erst hier, in diesem düsteren, stillen Lagerhaus, war sie dann irgendwann zu sich gekommen. Bewacht und belauert von diesen beiden Teufelsviechern. Zuerst hatte sie befürchtet, die Riesenameisen würden sie töten, doch bald erkannte sie, daß sie vorerst nichts zu befürchten hatte. Aber konnte sich das nicht bald ändern?
Als zwei weitere Ameisen dann dieses blonde Mädchen anschleppten, hatte Emily Fonda endlich einen Gesprächspartner, und sie erfuhr von Vicky Bonney einiges über die mutmaßlichen Hintergründe ihrer Entführung.
Sie hörte von Tony Ballard, der bestimmt nichts unversucht lassen würde, um sie beide zu befreien, und ein kleiner Hoffnungsschimmer entstand in ihrem bangen Herzen.
»Mein armer Vater«, flüsterte Emily mit Tränen in den Augen.
»Er hängt sehr an mir. Die Sorge um mich wird ihn langsam verrückt machen. Wenn ich ihm nur ein Lebenszeichen zukommen lassen könnte.«
»Es geht ihm jetzt wirklich nicht gut«, sagte Vicky, »aber er ist meines Erachtens
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