040 - Ein Monster namens Charlie
Komplize?«
»So könnte man ihn bezeichnen. Er war dabei, als wir Emily Fonda abholten.«
Verdammt, der Bursche hatte Nerven. Es war Kidnapping gewesen. Drei Tote hatte es gegeben, und er sprach von abholen. So, als wären sie mit Emily Fonda zum Tanz gefahren.
Mort Billinger hatte gesagt, die Entführung wäre nur von zwei Männern ausgeführt worden. Und jetzt erfuhr ich auf einmal von einem Charlie, einem dritten Komplizen. Warum hatte mir Billinger den verschwiegen?
»Wo ist dieser Charlie?« fragte ich Vic Brennan.
»Er ist hier«, sagte der Gangster.
Hatte er deshalb keine Angst von mir?
»In dieser Wohnung?« fragte ich.
»Charlie!« rief Brennan. »Hier ist jemand, der dich kennenlernen möchte! Würdest du mal kommen?«
Und Charlie kam.
Verdammt, er kam wirklich…
***
Der Leichtmetallkoffer öffnete sich. Es war, als hätte Vic Brennan eine Handgranate scharfgemacht und hineingelegt.
Jetzt ging sie hoch. Der Deckel flog auf, und etwas Feuerrotes sauste heraus. Deshalb also war Vic Brennan so cool geblieben. Er stand unter einem besonderen Schutz.
CHARLIE!
Es war eine Horrorameise. Sie wurde beängstigend groß und griff mich augenblicklich an.
Ich hatte zwar mit einer Attacke gerechnet, aber nicht mit einer solchen. Damit überraschte mich Vic Brennan, und ich hatte Mühe, nicht unterzugehen. Das Untier stieß mit seinem kleinen Schädel nach mir.
Ich sah die gefährlichen Zangen und brachte mich davor mit einem weiten Satz in Sicherheit. Ein makabrer Gag von Brennan, dieser Killerameise einen Namen zu geben.
Das Satansinsekt biß daneben, traf mich aber mit zwei Beinen, und ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Für Vic Brennan war ich uninteressant geworden.
Er rechnete damit, daß Charlie mich tötete. Ich würde alle Anstrengungen unternehmen müssen, um das zu verhindern.
Während ich mit dem Teufelsvieh um mein Leben kämpfte, verließ Vic Brennan die Wohnung. Er schaute sich nicht einmal um.
Sein Vertrauen zu Charlie war sehr groß.
Ich entging einem weiteren Schlag nur knapp, trat nach dem Schädel der Ameise und griff gleichzeitig zum Colt. Geweihtes Silber konnte dieses Monster bestimmt ebensowenig vertragen wie die Flamme aus meinem Feuerzeug.
Mit Schwung riß ich die Waffe aus dem Leder. Die Horrorameise schien die Gefahr zu ahnen. Sie bespritzte mich mit diesem milchigklebrigen Sekret, um mich kampfunfähig zu machen.
Aber diese eine Ladung, mit der sie mich traf, reichte nicht aus, und ein zweitesmal ließ ich es nicht zu, daß sie mich mit dem Zeug besudelte. Ich zielte auf den Monsterschädel.
Direkt zwischen die giftgrünen Facettenaugen.
Schuß!
Treffer!
Die Riesenameise zuckte zusammen. Das geweihte Silber schien ihr den Schädel in den Körper zu drücken. Die langen Fühler flogen nach links und rechts davon, zerbrachen an der Wand, als wären sie aus Glas.
Die Ameise wankte auf mich zu, drückte sich auf zitternden Beinen hoch, vermochte sich aber nur noch wenige Sekunden zu halten, dann sackte sie nach unten, schlug mit der Unterseite schwer auf den Teppich und verendete.
Mit ihrem langsamen Sterben löste sie sich auf. Der große, furchteinflößende Segmentleib wurde weich wie Gummi, floß auseinander, verformte sich, wurde mehr und mehr durchsichtig und war Augenblicke später nicht mehr zu sehen.
Ich hatte diesen Kampf für mich entschieden.
Aber Vic Brennan war weg!
***
Gordon Brubaker stand am Panoramafenster seines protzigen Büros und blickte in jene Richtung, wo sich das Bürohaus von Fonda-Instruments befand. Ein eiskaltes Grinsen huschte über sein Gesicht.
»Ich habe dich in der Hand, Wyatt Fonda«, knurrte er gegen das Glas. »Damit hast du nicht gerechnet, was? Ja, ja, man darf Gordon Brubaker niemals unterschätzen. Ich liege zwar auf dem Bauch, aber ich komme wieder hoch, und mein Aufstieg wird dein Untergang sein, dafür werde ich sorgen. Solange wir deine Tochter haben, kannst du dich nicht wehren. Um Emily wiederzukriegen, würdest du alles tun. Ich habe dich eine Weile zappeln lassen, damit der Schmerz dich zermürbt. Nun bist du reif, Wyatt Fonda. Ich werde ernten, was ich gesät habe. Und du wirst mir alles geben, was ich verlange.«
Brubaker lachte.
Seine Augen wurden schmal.
»Aber die Garantie, daß du deine Tochter lebend wiedersiehst, kann ich nicht übernehmen. Vielleicht lasse ich sie von den Ameisen töten, damit du als gebrochener Mann den Rest deines Lebens auf dieser Welt fristest. So ein schwerer
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